Hoffnung am Horizont (German Edition)
war?
In der Stille dieses Moments bewegte ein leichter Wind die Blätter der Pappel über ihr. In ihrem sanften, säuselnden Rhythmus hörte Annabelle ein leises Flüstern, das einer Stimme ähnelte.
Nur das, was wir für Gott tun, hat Bestand.
Ihr stockte der Atem, und langsam und leise sagte sie Ja zu einem solchen Leben für Gott.
Trotz der Angst wegen des großen Versprechens, das sie Gott in diesem Moment gab, spürte Annabelle eine Freiheit und Erlösung, die sie bisher nicht gekannt hatte. Wohin ihr Leben sie in Zukunft auch bringen würde, sie war fest entschlossen, es so zu führen, dass es vor Gott Bestand hatte.
* * *
Reine Willenskraft und die Verzweiflung, weil er nirgendwohin gehen konnte, hielten Matthews Beine auf der Veranda fest. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Kathryn Jennings wieder zu sehen wäre schon schwer genug, aber Jennings selbst gegenübertreten zu müssen … Das letzte Mal, als er seinen früheren Chef gesehen hatte, war dies aus der Ferne geschehen, doch er hatte Jennings’ Abneigung trotzdem deutlich gespürt.
„Sie müssen bleiben, bis sie kommen, Matthew, wenn Sie Zeit haben.“ Carlson strahlte vor Vorfreude übers ganze Gesicht. „Und Sie müssen mit uns essen. Die Jennings’ freuen sich bestimmt sehr, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen.“
Matthew nickte höflich und konnte sich gut vorstellen, wie sich die Szene abspielen würde. Eher würde er nackt einem Schneesturm in Montana trotzen wollen als seinem früheren Chef zu begegnen.
Hannah stand auf und sammelte die leeren Gläser ein. „Oh ja, bitte bleiben Sie zum Essen! Wir haben mehr als genug, und das würde uns eine Gelegenheit bieten, Sie besser kennenzulernen.“ Sie ging hinein und hielt die Mückengittertür mit ihrem Stiefelabsatz auf, damit sie nicht zu laut hinter ihr zuknallte.
Ein Schweißtropfen lief über Matthews Nacken. Er nahm seinen Hut. Ein Teil von ihm wollte am liebsten weglaufen, aber ein anderer Teil war es so müde, immer auf der Flucht zu sein. Er wollte sich nicht mehr ständig umsehen müssen. Und er wollte dieses Haus nicht verlassen, ohne sich diese Stelle gesichert zu haben. Wie sollte er sonst in den Norden kommen, um Johnny zu finden? Er hatte kein Geld. Keine nennenswerten Freunde. Keine Familie. Und die Prärie war auch nicht gerade mit Farmen und Ranches, auf denen er für einige Stunden Arbeit etwas zu essen bekam, übersät.
Bis zu diesem Moment war ihm nicht bewusst gewesen, wie viel Hoffnung er darauf gesetzt hatte, dass der Pfarrer ihn einstellen würde.
„Herr Pfarrer, wegen dieser Anzeige …“ Er zog den Zettel aus seiner Tasche und hielt ihn vor sich, als könnte er damit seine Worte unterstreichen. „Bitte glauben Sie mir, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Das garantiere ich Ihnen. Ich habe die nötige Erfahrung und ich kann aufbrechen, sobald ich die Vorräte überprüft und mich vergewissert habe, dass der Wagen und die Tiere der Lady reisetauglich sind.“
Carlson bedeutete Matthew, mit ihm die Verandastufen hinabzusteigen. „Gehen Sie mit mir bitte hinter das Haus. Da ist jemand, den ich Ihnen gerne vorstellen würde. Sie scheinen wirklich die nötigen Voraussetzungen mitzubringen, die wir uns erhofft haben, Matthew, besonders Ihre Erfahrungen als Rancharbeiter.“
Obwohl er froh war, dass Carlson mit seinen Fähigkeiten zufrieden zu sein schien, verstand er die letzte Bemerkung des Mannes nicht ganz. „Ich verstehe nicht, was Sie mit meiner Erfahrung als Rancharbeiter meinen. In Ihrer Anzeige steht, dass Sie einen Scout suchen.“
„Die Witwe, für die ich diese Anzeige aufgegeben habe, will nach Idaho auf eine Ranch, die ihr Mann vor ein paar Jahren gekauft hat. Ich bin nicht sicher, in welchem Zustand sich die Ranch befindet und wie weit sie schon aufgebaut ist, aber ich nehme an, dass sie einen erfahrenen Rancher brauchen kann, wenn sie erst einmal dort ist. Jemanden, dem sie vertrauen kann. Falls Sie Interesse haben. Sie versteht nichts von der Arbeit auf einer Ranch, und meines Wissens handelt es sich um ein sehr großes Stück Land.“
„Wegen der Frau, Herr Pfarrer … Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir ein wenig über sie zu erzählen?“
Carlson drehte sich zu ihm um und drückte freundlich seine Schulter. „Ich habe eine viel bessere Idee, Matthew. Ich stelle sie Ihnen selbst vor.“
Die zwanglose Geste, mit der Carlson seine Hand auf Matthews Schulter legte, ließ ihn abrupt aufblicken. Diese Berührung
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