Hoffnung am Horizont (German Edition)
ruhig zu klingen. „Wenn Sie Kontakt zu ihm aufnehmen wollen, um sich nach mir zu erkundigen, kann ich Ihnen sagen, wo die Jennings’ wohnen. Aber normalerweise kommen sie nicht öfter als zwei- oder dreimal im Jahr in die Stadt.“
Patrick Carlson lachte. „Wie Sie wahrscheinlich gemerkt haben, Matthew, kennen Hannah und ich die Jennings’. Sogar sehr gut.“ Sein Blick wurde ernster. „Aber wenn Sie länger weg waren, wissen Sie vielleicht nicht, was Larson und Kathryn passiert ist.“
Matthew kannte die Geschichte nur zu gut, aber er hörte trotzdem zu und nickte an den richtigen Stellen, verstand aber Jennings’ Motivation, warum er sich damals so verhalten hatte, immer noch nicht.
Obwohl er monatelang weg gewesen war, hegte Matthew immer noch einen Groll gegen Larson Jennings. Jennings hatte zugelassen, dass Matthew sich bei seiner Frau zum Narren gemacht hatte, und ihn dabei die ganze Zeit aus der Ferne beobachtet. Matthew hatte sich mit Kathryn angefreundet, nachdem Jennings verschwunden war. Er hatte sogar angeboten, sie zu heiraten, nachdem ihr Mann „gestorben“ war, und das hätte er auch gemacht. Wenn sie Ja gesagt hätte. Matthew war jetzt dankbar, dass sie das nicht getan hatte.
Obwohl seine Gefühle für Kathryn damals echt und ehrbar gewesen waren, war sein Schmerz, als sie seinen Heiratsantrag ablehnte, schnell geheilt. Zu schnell für die Art von Liebe, die ein Mann der Frau entgegenbringen sollte, die er heiraten wollte.
Er konnte ehrlich sagen, dass er Larson und Kathryn Jennings für ihr gemeinsames Leben alles Gute wünschte, aber es störte ihn immer noch, dass Jennings ihn getäuscht hatte. Besonders da Kathryn schwanger gewesen war. Und etwas, das Matthew tief in sich vergraben hatte, machte es ihm außerdem schwer zu akzeptieren, dass Kathryn einen äußerlich so zerbrochenen Mann ihm vorgezogen hatte.
Etwas, das Mrs Carlson gesagt hatte, riss ihn aus seinen Gedanken. Ihm blieb fast das Herz stehen. Matthew hatte Mühe, ruhig sitzen zu bleiben. „Entschuldigung, was haben Sie gesagt, Madam?“
„Ich habe gesagt, dass die Jennings’ bald zu uns kommen müssten. Wenigstens war das ihre Absicht, als sie vor einem Monat das letzte Mal hier waren.“
Als Carlson aufstand, tat Matthew es ihm gleich und konnte kaum dem Drang widerstehen, von der Veranda zu flüchten und nie wiederzukommen.
* * *
Annabelle starrte den gefalteten Brief in ihrer Hand an. Ein Schauer lief über ihren ganzen Körper. Nicht aus Angst oder gar aus Grauen, sondern weil sie wusste, dass sie kurz davor stand, die letzte Seite eines kurzen, schönen Kapitels in ihrem Leben aufzuschlagen. Das waren die letzten Worte, die sie je von ihrem Mann hören würde. Sobald sie diesen Brief gelesen hätte, wäre alles an Jonathan McCutchens nur noch eine Erinnerung. Sie würde nichts Neues mehr über den Mann entdecken, der er gewesen war.
Aus diesem Grund wollte ein Teil von ihr den Brief wegstecken und ihn für später aufheben. Aber ihre Neugier überwog und hungerte nach einem letzten Wort, mit dem er vielleicht sie oder ihr Kind erwähnte. Erneut erfüllte sie ein starkes Bedauern. Jonathan hatte eine bessere Frau verdient gehabt, eine Frau, die nicht nur seine Gefährtin, sondern in jeder Hinsicht seine engste Partnerin hätte sein sollen.
Dann kam ihr ein anderer Gedanke. Dieser Gedanke war ihr das erste Mal in den Sinn gekommen, als Jonathan ihr an jenem Nachmittag im Planwagen von dem Brief erzählt hatte. Die Frage war in den letzten Tagen von ihrer Trauer überdeckt gewesen, aber jetzt meldete sie sich laut zu Wort.
Was sollte sie tun, wenn Jonathan in seinem letzten Brief etwas über Matthew geschrieben hatte? Vielleicht eine letzte Botschaft an seinen Bruder?
Annabelle drehte den Brief in ihren Händen und hob langsam eine zerknitterte Ecke hoch. Was sollte sie tun, wenn Jonathan sie aufforderte, Matthew eine Nachricht zu übermitteln? Sie bezweifelte, dass sie Matthew ausfindig machen könnte, selbst wenn sie das wollte, aber das war nicht der eigentliche Grund für ihre Unruhe. Viel stärker beschäftigte sie die überraschende Abneigung gegen ihn, weil er seinen Bruder, ihren Mann, so sehr verletzt hatte. Dass sie der Grund für ihre Auseinandersetzung gewesen war, machte es auch nicht besser.
Sie setzte sich auf eine Holzbank im Garten und atmete tief ein. Den Brief breitete sie auf ihrem Schoß aus, betrachtete ihn eine Weile und ließ Jonathans unverwechselbare Handschrift auf sich
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