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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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erinnerte ihn daran, wie Johnny ihn immer am Nacken gepackt hatte, als sie noch Kinder gewesen waren. Aber nie so kräftig, dass es wirklich wehgetan hätte. Sie waren einfach Jungen gewesen. Johnny hatte ihn auch immer so angelächelt. Es überraschte Matthew, wie gern er seinen älteren Bruder in diesem Moment sehen würde.
    Obwohl er damals erst vier gewesen war, erinnerte er sich noch deutlich daran, wie Johnny eines Nachts in ihr gemeinsames Zimmer gekommen war, den Arm um seine Schultern gelegt und ihm flüsternd gesagt hatte, dass ihre Mutter gestorben sei. Johnny hatte ihm erklärt, dass sie ein krankes Herz gehabt habe. Der Arzt sagte, ihr Herz hätte einfach aufgehört zu schlagen. Aber obwohl er noch so jung gewesen war, hatte Matthew es besser gewusst.
    Das Herz seiner Mutter hatte nicht einfach aufgehört zu schlagen. Haymen Taylor hatte es ihr gebrochen.
    Als er Carlson zur Rückseite des Hauses folgte, dachte Matthew wieder daran, welche hässlichen Worte er seinem Bruder bei ihrer letzten Begegnung gesagt hatte. Ein starkes Bedauern erfüllte ihn. Johnny war im Irrtum gewesen, aber trotzdem hätte er sich seinem älteren Bruder gegenüber besser verhalten können. Er musste eine Möglichkeit finden, in den Norden zu kommen, um seinen Bruder zu finden und sich bei ihm zu entschuldigen.
    Das bedeutete, dass er auf diese Stelle angewiesen war.
    Sein Blick wanderte an dem Pfarrer vorbei und blieb an einer Frau hängen, die am Zaun, der die Wiese abgrenzte, lehnte. Etwas an ihrer Haltung veranlasste ihn, seine Schritte zu verlangsamen. Sie schien von einer schweren Last niedergedrückt zu werden. Vielleicht lag es daran, wie sie den Kopf hielt, als lausche sie auf etwas im Wind, oder vielleicht war es die Art, wie sie über die Wiese blickte, als konzentriere sie sich auf etwas in der Ferne.
    Was es auch war, es ließ ihn innehalten. Wie wäre es wohl, mit einer Frau, die in so tiefer Trauer versunken war, Hunderte von Kilometern allein unterwegs zu sein?
    Er hatte nicht viel Erfahrung im Umgang mit Frauen, da er keine Schwestern hatte und seine Mutter gestorben war, bevor er Gelegenheit gehabt hatte, sie nach dem anderen Geschlecht zu fragen. Aber wie schwer konnte es schon sein, mit ihr auszukommen? Die Frauen mochten ihn meistens auf Anhieb. Hoffentlich wäre das bei dieser Witwe nicht anders.
    Die Frau drehte sich um. Ihr Blick wanderte zuerst zu Carlson und dann weiter zu ihm.
    Es traf Matthew wie ein brutaler Schlag in den Magen, als er sie erkannte.
    Ihr ging es nicht anders, wie er an ihren plötzlich weit aufgerissenen Augen sah.
    Matthew hörte, dass der Pfarrer etwas sagte, aber seine Worte klangen, als kämen sie durch einen langen Tunnel und müssten einen Güterzug übertönen, der durch seinen Kopf donnerte. Er hatte Mühe zu atmen und schaffte es kaum, sich auf den Beinen zu halten. Er schaute die Anzeige an, die er immer noch in der Hand hielt, und alles, was er sehen konnte, war sein Bruder.
    Erinnerungen blitzten in ihm auf, schneller, als er sie verarbeiten konnte: wie Johnny seinen langen Oberkörper einzog, wenn er durch eine Tür ging; seine unbeschreibliche Fähigkeit, den Nachthimmel zu betrachten und das Wetter des nächstes Tages vorherzusagen; wie er vor Jahren dieses vernachlässigte, halb verhungerte Fohlen gepflegt hatte, bis es so zahm war, dass es auf Johnnys leises Pfeifen reagierte.
    Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn und er verzog das Gesicht, als eine quälende Erinnerung in ihm aufstieg. Es war jedoch nicht so sehr ein Bild, sondern eher ein dumpfes Geräusch, wie von einer Peitsche, die auf nacktes Fleisch trifft.
    Matthew ließ den Kopf hängen, als etwas in ihm nachgab. Und mit einer schmerzlichen Klarheit begriff er, dass er seinen Bruder nie wiedersehen würde.

Kapitel 6
    A nnabelle suchte Halt am Zaun hinter sich und starrte ihn an. Vor ihr stand ausgerechnet der Mann, von dem sie am allerwenigsten erwartet hätte, dass sie ihn je wiedersehen würde, geschweige denn, dass er sich auf ihre Anzeige melden würde. Ihre Blicke trafen sich und seine Mimik war wie ein offenes Buch für sie.
    Sie sah jeden Gedanken in seinem Kopf und jedes Gefühl, das ihm durchs Herz schoss, während sich die Puzzleteile schmerzlich zusammenfügten. Sie wusste genau, in welchem Moment Matthew Taylor begriff, dass sein Bruder Jonathan tot war.
    Sein gebräuntes Gesicht wurde blass. Seine Fäuste zitterten. Er schaute von ihr hinab zu dem Zettel, den er jetzt in der Faust zerknüllt

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