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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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dann sehen wir, was wir davon unterbringen können.“ Colby warf Matthew und Patrick ein vielsagendes Grinsen zu. „Manchmal denken Frauen, ein Planwagen wäre so groß wie ein Haus.“
    Das entlockte allen in der Küche ein Lachen. Während Mrs Carlson heißen Kaffee in ihre Tassen nachschenkte, erzählte ihnen Bertram Colby, dass in ganz Kansas und Wyoming Möbelstücke und Kisten mit feinem Geschirr in der Prärie verstreut waren. „An manchen Stellen sieht es aus wie in einem Warenhaus. Mit dem Unterschied, dass alles kostenlos ist. Das einzige Problem ist, dass man die Sachen nicht aufladen kann, weil man keinen Platz mehr dafür hat. Man kann sich nur seine Gedanken machen, den Kopf schütteln und weiterziehen. Oder man benutzt es als Feuerholz. Das habe ich schon oft gemacht. Ich erinnere mich an diesen schönen Tisch und die Stühle, auf die wir einmal gestoßen sind …“
    Matthew warf einen unauffälligen Blick über den Tisch. Während Colby weiter von den Sachen erzählte, die die Leute am Wegrand liegen gelassen hatten, starrte Annabelle in ihre Kaffeetasse. Ein melancholischer Blick trat in ihre Augen. Sie bewegte den Löffel geistesabwesend von einer Seite auf die andere, als wäre sie tief in Gedanken versunken.
    Er erinnerte sich noch genau daran, wie sie gekleidet gewesen war und wie sie ausgesehen hatte, als er sie das erste Mal traf. Ihre dunklen Haare waren mit einem unnatürlichen Rot gefärbt gewesen, und ihre Gesichtszüge hatten unter der dicken Schminke viel härter gewirkt. Und ihr Kleid, wenn man es als solches bezeichnen konnte, hatte laut und deutlich verraten, dass sie eine Frau war, die man zu einem gewissen Preis kaufen konnte. Was hatte sein Bruder nur in ihr gesehen? Was hatte sie getan, das Johnny dazu gebracht hatte, sie zur Frau zu nehmen?
    Während Matthew dasaß und versuchte, sie nicht anzustarren, wurde ihm bewusst, was am meisten an ihm nagte. Wenn jemand Annabelle Grayson heute zum ersten Mal begegnete, in diesem blauen Kleid, das bis zum Kinn zugeknöpft war, mit weißen Spitzen an den Handgelenken und am Halsausschnitt, dann hielte er sie automatisch für eine Frau von Charakter. Man würde nicht unter die Oberfläche schauen und die Prostituierte sehen, die einen guten Mann getäuscht und sich in sein Leben eingeschlichen hatte, um habgierig seinen Besitz an sich zu reißen. Auch wenn sie äußerlich tugendhaft wirkte und ihre Schandtaten sorgfältig versteckt waren, war sie unter der ganzen Fassade doch nur eine billige …
    Annabelle hörte auf, ihren Kaffee umzurühren, und blickte ihn ganz direkt an.
    Das Selbstgespräch in Matthews Kopf wurde abrupt unterbrochen.
    Ihre Miene verriet nichts, als sie unverblümt sein Gesicht betrachtete. Aus irgendeinem Grund konnte er den Blick nicht abwenden. Das wäre ihm zu sehr wie das Hissen einer weißen Flagge vorgekommen. Während die Sekunden vergingen, fühlte er sich unter ihrem Blick immer unwohler und hatte den Eindruck, dass Annabelle Grayson wusste, welche Richtung seine Gedanken gerade eben noch eingeschlagen hatten. Er rückte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her, zwang sich aber, eine genauso ausdruckslose Miene aufzusetzen wie sie.
    Er hatte in seinem Leben auch Fehler macht. Das war nicht zu leugnen. Und er arbeitete daran, sie wieder in Ordnung zu bringen. Aber verglichen mit dem, was sie getan hatte, war das nichts. Er hatte sich nicht bewusst entschieden, so zu leben, wie sie gelebt hatte, die verruchten Dinge zu tun, die sie freiwillig getan hatte.
    Sätze und Warnungen kamen ihm in den Sinn, die ihm eine Stimme eingebläut hatte, die inzwischen zwar verstummt, aber nicht vergessen war. „Denn die Lippen der fremden Frau sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter als Öl. Sie überredet ihn mit vielen Worten und gewinnt ihn mit ihrem glatten Munde. Er folgt ihr alsbald nach, wie ein Stier zur Schlachtbank geführt wird, wie ein Vogel zur Schlinge eilt und weiß nicht, dass es das Leben gilt.“
    Wie oft hatte er das von der Kanzel gehört? Und dann wieder zu Hause? Diese Worte der Bibel waren gerecht und wahr und sollten unbedingt befolgt werden. Auch wenn der Vater, der sie ihnen gepredigt hatte, alles andere als gerecht und vorbildlich gewesen war.
    Matthew wandte sich von Annabelle ab.
    Patrick beugte sich auf seinem Stuhl vor. „Meine Herren, gibt es noch etwas, das Sie zum Abschluss sagen möchten, bevor Mrs McCutchens ihre Entscheidung fällt?“
    Matthew war nicht überrascht, als

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