Hoffnung am Horizont (German Edition)
Treck einholen, würde ich mich persönlich wohler fühlen, wenn Mrs McCutchens in einem Treck mit mehr Wagen und Menschen reist.“ Er brach ab. „Ich denke, wir sind uns alle einig, dass es weiser und sicherer ist, in einer größeren Gruppe zu reisen.“
Matthew wusste nicht, ob Colby verstand, worauf der Pfarrer hinauswollte, aber er verstand ihn sehr gut. Und er konnte Patrick Carlson versichern, dass von ihm keine Gefahr für die Ehre dieser Frau – so befleckt diese auch war – ausgehen würde. Egal, ob sie ganz allein in der Prärie waren oder nicht.
„Matthew, wie lange brauchen Sie schätzungsweise, um Jack Brennans Treck einzuholen?“, fragte Patrick.
Matthew rechnete schnell und berücksichtigte, wann der Wagentreck Patricks Angaben zufolge in Denver aufgebrochen war. „Bei der Größe von Brennans Treck schaffen sie im Schnitt wahrscheinlich elf bis zwölf Meilen am Tag. Ein einziger Wagen, der keine Herde bei sich hat, kommt auf jeden Fall schneller voran. Wir könnten in der freien Prärie wahrscheinlich achtzehn bis zwanzig Meilen am Tag zurücklegen.“ Er ließ seinen Blick über die Gesichter, die um den Tisch saßen, schweifen und freute sich unerklärlicherweise, als er Colbys bestätigendes Kopfnicken sah. Er setzte sich ein wenig aufrechter hin. „Heute ist der erste Juni, das heißt, wenn wir gut vorankommen, früh aufstehen und bis spät abends fahren, könnte Mrs McCutchens damit rechnen, den Treck irgendwann in der ersten Juliwoche einzuholen. Spätestens Mitte des Monats. Vorausgesetzt, das gute Wetter ändert sich nicht.“
Bertram Colby beugte sich vor und stützte die Arme auf den Tisch. „Ich gebe dem jungen Taylor recht.“ Er drehte sich nach links und sah Annabelle an. „Haben Sie noch die Papiere, die Jack Brennan Ihrem Mann gab, bevor Sie in Denver aufbrachen?“
„Ich habe sie nicht gesehen, aber ich weiß, wovon Sie sprechen. Sie sind bestimmt noch in unserer Truhe.“
„Ich war früher schon mit Brennan unterwegs“, fuhr Colby fort. „Es ist ein paar Jahre her, aber er gibt seinen Leuten normalerweise einen Plan mit den Städten, durch die sie unterwegs kommen, und wann sie ungefähr dort sind. Diese Papiere dürften uns verraten, wo Brennan seine Pausen einlegen und seine Vorräte auffüllen will. Es hängt natürlich immer davon ab, wie das Wetter mitspielt und wie gut sie vorankommen. Wir können uns nach ihnen erkundigen, wenn wir in die Städte auf seiner Route kommen. Dann wissen wir, wann Brennan dort war. Das verrät uns auch, wie gut sie vorankommen.“
Matthew sah, wie Annabelle aufmerksam nickte, und wünschte, er hätte vorher auch daran gedacht, das mit einzubeziehen. Diese Erklärung verschaffte Colby einen eindeutigen Vorteil, was seine Erfahrung anging.
„Danke, Mr Colby, dass Sie mich darauf aufmerksam gemacht und so ausführlich geantwortet haben.“
Egal, ob es ihre Absicht war oder nicht, Matthew empfand ihr Kompliment als kleine Ohrfeige und ärgerte sich über diese Beleidigung. Miss Grayson benutzte beim Sprechen ihre Hände. Während er sie beobachtete, fiel ihm auf, wie klein ihre Hände waren. Und wie zierlich.
Dann bemerkte er ihn zum ersten Mal. Den dünnen Goldring an ihrem linken Ringfinger.
Er starrte den Ehering an und hörte den Gesprächen nur noch halb zu.
Ein scharfer Schmerz durchfuhr ihn, als er daran dachte, dass Johnny nicht weit von hier begraben lag und damit jede Gelegenheit, sich mit seinem Bruder auszusprechen, für immer vergangen war.
Wenn er könnte, würde er alles anders machen. Er spürte eine tiefe Leere in sich. Matthew verdrängte diese Gefühle und biss die Zähne zusammen. Er hätte früher zurückkommen sollen. Er hätte sich mehr bemühen sollen, Johnny zur Vernunft zu bringen, als er noch die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
Eine plötzliche Wut erfasste ihn. Wenn Johnny diese Frau nie getroffen hätte, wäre er vielleicht noch am Leben. Matthew erinnerte sich, dass Carlson ihm erzählt hatte, wie Johnny gestorben war. Die Umstände klangen ähnlich wie beim Tod seiner Mutter. Es sah nicht so aus, als hätte Annabelle Grayson irgendetwas tun können, um seinen Tod zu verhindern. Dennoch war sich Matthew nicht sicher, ob sie ihnen überhaupt die Wahrheit über Johnnys Tod erzählt hatte. Der wachsende Zweifel in ihm verstärkte seine Abneigung gegen die Frau, die ihm gegenübersaß, nur noch mehr.
„Mr Taylor?“
Matthew wurde aus seinen Gedanken gerissen und merkte erst jetzt, dass ihre
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