Hoffnung am Horizont (German Edition)
Augen waren groß, seine Miene vorsichtig.
Langsam dämmerte es ihr … Er dachte, sie hätte ihn absichtlich berührt. Und das Entsetzen in seinem Gesicht verriet ihr, dass ihm diese Vorstellung eine riesige Angst einjagte. Oder Ekel.
Vorsichtig richtete sie sich auf, trat einen Schritt zurück und bemühte sich um ein freundliches Lächeln. „Entschuldigung, ich habe … nur gerade das Gleichgewicht verloren. Es war wahrscheinlich einfach ein langer Tag für meine Beine.“
Er schaute den Blechteller an und streifte sie dann mit einem flüchtigen Blick. „Ich habe gesagt, dass ich schon gegessen habe. Ich habe keinen Hunger.“ Er nickte zu ihrem Feuer. „Sie sollten sich lieber schlafen legen. Wir brechen bei Sonnenaufgang auf und haben zwei lange Tage vor uns, wenn wir bis Montagabend Denver erreichen wollen.“
Als er Denver erwähnte, wurde ihr bewusst, dass sie es ihm noch nicht gesagt hatte. „Wenn wir dort ankommen, habe ich am Abend in Denver etwas zu erledigen. Ich werde also in die Stadt gehen, sobald wir unser Lager aufgeschlagen haben.“
„Etwas zu erledigen?“, fragte er mit unüberhörbarem Argwohn.
„Ja, so ist es. Ich werde nicht lange brauchen.“ Trotz Hannahs und Kathryns Besorgnis war dies etwas, das sie allein tun musste. Außerdem wusste sie, dass der Ort, an den sie gehen würde, nichts für einen Mann wie Matthew Taylor war. Und so ehrbar ihre Absichten auch waren, wollte sie auf keinen Fall, dass er sie in einem Bordell oder in einem Saloon sähe. „Gute Nacht, Mr Taylor“, sagte sie leise.
„Was hat eine Frau abends in der Stadt zu tun?“
Sie blieb stehen und drehte sich mit einem trockenen Lächeln zu ihm um. „Ich bin gerührt. Machen Sie sich Sorgen um meine Sicherheit?“
„Ich habe Carlson mein Wort gegeben, dass ich Sie wohlbehalten nach Idaho bringe. Und genau das habe ich vor.“
Sie lachte leise und zog eine Braue in die Höhe. „Wer hätte das gedacht? So viel Ritterlichkeit! Man findet sie sogar mitten in der Prärie.“
Er teilte ihren Humor offensichtlich nicht.
Ihr gelang es schließlich, ihre Belustigung ebenfalls zu zügeln. „Ich verspreche Ihnen, Mr Taylor, dass wir meinetwegen keine Verzögerung haben werden.“ Sie dachte an ihre Aufgabe in Denver und betete, dass Gott ihre Schritte lenken würde, damit sie Sadie finden konnte, falls sie irgendwo in der Stadt war. „Im Gegenteil, wenn mein Ausflug in die Stadt erfolgreich ist, müssen wir aufbrechen, so schnell wir können.“
Kapitel 19
W ährend Annabelle sich der Spielhalle näherte, fragte sie sich erneut, wie diese Stadt zu ihrem Kosenamen „Funkelndes Juwel der Wüste“ gekommen war. Denver ähnelte in keinster Weise einem funkelnden Edelstein in der Wüste. Dieser Teil der Stadt wenigstens nicht. Zu ihrem Glück lagen die Häuser, die sie aufsuchen musste, nahe nebeneinander und am östlichen Rand der Stadt, in dessen Nähe sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Sie hatte die kurze Entfernung in die Stadt in ungefähr zehn Minuten zurückgelegt. Matthew hatte sie nicht mit Fragen über den Zweck ihres Ausflugs gelöchert, als sie am Abend aufgebrochen war, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Dass er nicht fragte, sprach Bände über sein mangelndes Interesse. Sie war für ihn nur ein bezahlter Job, ein Mittel zum Zweck, und nicht mehr. Trotzdem war ihr klar, dass das nicht ganz stimmte. Matthews starke Abneigung machte ihr sogar Hoffnung, auch wenn diese klein war, dass er eines Tages vielleicht seine Meinung über sie ändern würde. Immerhin hatte sie vor langer Zeit gelernt, dass dort, wo es starke Gefühle gab, auch Veränderungen möglich waren. Apathie, nicht Hass, raubte der Hoffnung jede Kraft.
Der Gehweg vor der Spielhalle war mit leeren Flaschen und zusammengeknülltem Müll übersät. Blecherne Klaviermusik drang durch die offenen Türen nach draußen und ein verräterischer Alkoholgeruch wehte aus dem Saloon zu ihr herüber. Annabelle schaute in die Richtung zurück, aus der sie gerade gekommen war.
Sadie war nicht in dem Bordell gewesen, aber eine Frau, die Anna- belle vor Jahren gekannt hatte, arbeitete noch dort. Nachdem Patrice sich von ihrer Überraschung erholt hatte, war sie zurückhaltend freundlich zu Annabelle gewesen, besonders, da sie sich anscheinend noch daran erinnerte, wie sie früher einmal mit einander gestritten hatten.
„Ich habe kein Mädchen gesehen, auf das diese Beschreibung passt, und ich würde mich bestimmt an sie erinnern. Die Männer
Weitere Kostenlose Bücher