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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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hier wären verrückt nach ihr, was nicht gut für mich wäre, nicht wahr?“ Patrice betrachtete Annabelle von Kopf bis Fuß. „Du hast dich gut gehalten … wenn man bedenkt, wie lange es her ist.“
    „Du siehst auch gut aus“, lächelte Annabelle und hatte ein schlechtes Gewissen wegen dieser Lüge.
    Patrice Bellington war immer noch eine der schönsten Frauen, die sie je gesehen hatte. Ihre langen blonden Haare und ihre cremeweiße Haut hatten Männer immer gereizt, und das verführerische Abendkleid, das sie trug, betonte ihre Figur. Aber im Gesicht dieser Frau lag eine Härte, die Annabelle wehtat.
    „Du bist ausgestiegen.“
    Annabelle nickte. „Vor ungefähr einem Jahr.“
    „Hast du dich selbst freigekauft?“
    „Nein, ein Mann, den ich kennengelernt habe, hat Betsys Preis bezahlt.“
    Patrices Brauen zogen sich nach oben und sie pfiff leise. „Du musst ihn beeindruckt haben.“
    Sie lachte kurz. „Ehrlich gesagt, hat er mich sozusagen unbesehen gekauft.“
    Patrices geschminkte Augen schauten sie ungläubig an. Dann runzelte sie die Stirn und Annabelle sah ein anderes Gefühl in ihren Augen aufflackern und die Zweifel vertreiben. Sehnsucht. Sie erkannte dieses Gefühl nur, weil sie in ihrem eigenen Leben denselben Hunger gespürt hatte. Viele Jahre lang. Und die Sehnsucht war immer noch da.
    Patrice nickte langsam, als würde sie jetzt erst verstehen, was Annabelle gesagt hatte. „Er vergnügt sich also auf andere Weise.“ Es war keine Frage, und Annabelle wusste genau, was sie meinte.
    „Nein, er hat mich nicht geschlagen. Jonathan war nie unfreundlich zu mir.“
    „War?“, schnaubte Patrice. „Er hat dich also schon wieder verlassen?“
    Annabelle erzählte ihr von Jonathan und sah, wie die Gesichtszüge der Frau weicher wurden. Bis zu diesem Abend hatte sie seit Jahren nicht mehr an Patrice Bellington gedacht und Annabelle fragte sich unwillkürlich, wie viele andere Menschen sie gekannt und irgendwann wieder vergessen hatte.
    Der Lärm der Spielhalle riss Annabelle aus ihren Gedanken. Die Halle war um diese Zeit voll. Das Geschäft lief gut. In den Bordellen der Stadt hatte sie nichts in Erfahrung gebracht, und die Spielhalle war ihre letzte Hoffnung, Sadie in dieser Stadt zu finden. Sie stieg die Treppen zum Gehweg hinauf, nahm ihren ganzen Mut zusammen und öffnete die Türen zum Saloon.
     
    * * *
     
    Aus einer dunklen Seitengasse heraus beobachtete Matthew, wie sie das Gebäude betrat, und ließ dann langsam den Kopf hängen. Jetzt war genau das eingetreten, was er erwartet hatte. Obwohl ein kleiner Teil in ihm – ein Teil, von dem er bis zu diesem Moment nicht einmal gewusst hatte, dass es ihn gab – gehofft hatte, dass sie ihm das Gegenteil beweisen würde. Pfarrer Carlson, Kathryn Jennings, ... alle hatten versucht, ihn davon zu überzeugen, dass Annabelle Grayson eine andere Frau geworden war.
    Anscheinend war er der Einzige, der sich nicht zum Narren halten ließ.
    Manasseh wieherte hinter ihm. Matthew ging zu der Stelle hinüber, an der er den hellbraunen Wallach angebunden hatte. Während er das weiße Fell zwischen den Augen des Pferdes streichelte, schaute er zu der Spielhalle zurück. Er dachte immer noch an die Bordelle, die Annabelle in den letzten zwei Stunden besucht hatte, und rang mit sich, ob er auf sie warten sollte. Aber zu welchem Zweck? Wenn sie vorhatte, wieder in dieses Leben zurückzukehren, konnte er nichts tun, um sie daran zu hindern.
    Sein Bruder hatte einen hohen Preis für die Freiheit dieser Frau bezahlt. Und das nicht nur mit Geld. Es machte ihn wütend, dass sie die Opfer, die Johnny ihretwegen gebracht hatte, so schnell vergaß.
    Er wartete, und seine Gereiztheit wuchs, während in seinem Kopf eine unsichtbare Uhr ablief und er die Minuten zählte. Als er gerade beschlossen hatte, ins Lager zurückzureiten, kam sie heraus. Sie war nicht allein. Der Mann, der bei ihr war, beugte sich nahe zu ihr hinab und sagte etwas zu ihr. Annabelle schüttelte den Kopf. Das Lachen des Mannes drang zu ihm herüber. Matthew konnte hören, dass sie miteinander sprachen, verstand aber ihre Worte nicht.
    Sein Magen zog sich zusammen, als er sie beobachtete und daran dachte, was sie in den letzten Minuten höchstwahrscheinlich getan hatte. An einem solchen Ort wurde nicht nur Poker gespielt. Johnnys Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf und der Knoten in Matthews Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Wie konnte eine Frau so völlig ohne Gefühle und ohne Moral

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