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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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endlich die Pferde angehalten hatte, um das Nachtlager aufzuschlagen. Obwohl Annabelle gern mindestens eine Stunde früher Halt gemacht hätte, hatte sie kein Wort gesagt. Fast den ganzen Morgen war ihr von dem ständigen Schaukeln des Wagens übel gewesen. Sie war also während des Tages oft ausgestiegen und ein Stück zu Fuß gegangen. Aber sie hatte Matthew gesagt, dass sie sich dem Tempo, das er vorgäbe, anpassen würde, und sie war fest entschlossen, das auch zu tun, egal, wie müde sie war. Und sie würde nicht klagen. Solange ihr Kind nicht gefährdet wurde. Sie hatte sich Dr. Hadleys Anweisungen genau gemerkt, und sie hatte sich heute nicht überanstrengt. Sie war nur müde und hatte Hunger und brauchte Schlaf.
    Sie umklammerte den Feuerstein und Stahl erneut. Bei ihrem fünfundsechzigsten Versuch flackerte ein Funke auf dem Feuerstein auf. Und erstarb schnell. Bei ihrem vierundsiebzigsten Versuch schaffte sie es, einen hartnäckigen Funken an das trockene Zunder heranzubringen, und blies vorsichtig hinein, bis eine kleine Flamme entstand. Dann fügte sie trockenes Gras dazu und beobachtete, wie das Feuer größer wurde, und freute sich so sehr, dass sie tatsächlich schmunzelte. Sie würde die frisch gebackenen Brötchen vom Frühstück und das Pökelfleisch im Nu aufgewärmt haben.
    Als sie sich umdrehte und hinter sich blickte, erlosch ihre Freude.
    Ein anderes Lagerfeuer, das bereits kräftiger brannte als ihres, loderte auf der anderen Seite des Wagens, gut fünfzehn Meter entfernt von der Stelle, an der sie kniete. Matthew lag ausgestreckt auf seiner Decke vor dem Feuer, hatte seinen Sattel unter dem Kopf liegen und den Hut übers Gesicht gezogen.
    Annabelle wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Er hatte ihr zweifellos zugesehen, wie sie damit gekämpft hatte, ihr eigenes Feuer zu machen, und dann hatte er im Handumdrehen sein eigenes Feuer angezündet. Sie hatte nicht viel darüber nachgedacht, wo jeder von ihnen schlafen würde, aber aus irgendeinem Grund hatte sie nicht mit zwei getrennten Lagerfeuern, noch dazu so weit voneinander entfernt, gerechnet.
    Viel zu lange war sie unberührbar gewesen, wie der Aussätzige, von dem sie neulich in der Bibel gelesen hatte. Jesus hatte ihm ohne zu zögern die Hände aufgelegt, während alle anderen ihn geächtet hatten und vor ihm davongelaufen waren. Und dann war eines Morgens Kathryn Jennings in ihr Leben getreten und dieses Gefühl von Isolation war nach und nach schwächer geworden. Kathryn hatte ihr Leben als Erste angerührt. Danach Larson, und später auch Hannah und Patrick und dann Jonathan. Ihr Jonathan, wie Patrick ihn genannt hatte.
    Diese Menschen hatten sie alle akzeptiert und geliebt. Warum fühlte sie dann diese Leere in sich?
    Sie holte die Sachen, die sie brauchte, aus dem Wagen, legte das Gebäck und den Schinken in einen gusseisernen Bräter und hängte ihn an den langen gebogenen Henkel an den Dreifuß, den sie über dem Feuer aufgebaut hatte. Dann suchte sie die dunkle, leere Prärie um sich herum ab. Ihr Blick blieb schließlich an dem verblassenden orangegelben Schein hängen, der von den hohen schneebedeckten Gipfeln im Westen reflektiert wurde. In diesem Moment wusste sie die Antwort auf ihre stumme Frage, die sie vor einer Weile gestellt hatte …
    Sie fühlte diese Leere in sich, weil sie wieder allein war. All die Menschen, die sie liebte und von denen sie geliebt wurde, hatte sie zurücklassen müssen.
    Einige Minuten vergingen. Mit einem Tuch hob sie den Deckel vom Bräter und holte zwei der drei Brötchen und eine große Portion des Schinkens heraus. Matthew blickte nicht auf, als sie sich seinem Feuer näherte, aber die Anspannung in seinem Kinn verriet, dass er sie bemerkte.
    „Ich dachte, Sie haben vielleicht Hunger.“ Sie entdeckte eine Scheibe halb gegessenes Dörrfleisch neben seiner Decke.
    „Danke, aber ich habe schon gegessen.“ Er rührte sich nicht. Sein Hut verdeckte den größten Teil seines Gesichts.
    Sie war nicht bereit, sich so leicht abfertigen zu lassen, und bückte sich, um den Blechteller neben ihn zu stellen. In diesem Moment schoss ein krampfartiger Schmerz durch ihren Unterleib und Rücken. Ihr stockte der Atem. Sie streckte eine Hand aus, um sich abzustützen, und streifte dabei versehentlich sein Bein.
    Matthew richtete sich schnell auf und wich vor ihr zurück.
    Genauso plötzlich wie er gekommen war, legte sich der Schmerz in ihrem Unterleib wieder. Annabelle atmete tief ein.
    Matthews

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