Hoffnung am Horizont
muss, als
würde ich wie ein Kind schmollen. Ich kann ihn nicht länger ansehen, weil mir
die Tränen in den Augen brennen und ich schlucke gegen den Knoten im Hals an. Sein
Verhalten mir gegenüber, dieses ständige Auf und Ab zwischen freundlich und
wütend und dazu mein Bauchkribbeln, wenn ich nur an ihn denke, das fast
unerträglich anschwillt, sobald ich ihn sehe, überfordert mich. Fast bereue ich
schon, ihn gestern angerufen zu haben.
Eine Minute herrscht
absolute Stille. Ich weiß, dass er noch immer neben dem Bett steht, ich habe
keine Schritte gehört. Ich kann meine Tränen kaum noch zurückhalten und wünsche
mir nur, dass er mich endlich allein lässt. Eine gefühlte Ewigkeit später
bewegt er sich dann auch.
Keine Sekunde zu früh,
denke ich, als die erste Träne über meine Wange rollt. Aber er geht nicht. Ich
merke, wie die Matratze unter ihm nachgibt, als er sich hinter mich legt.
Vorsichtig legt er einen Arm um meine Taille. Ich fühle seine Lippen an meinem
Haar und er flüstert leise: „Es tut mir leid. Bitte Jules, nicht weinen.“
Frustriert stöhne ich auf.
Woher weiß er das schon wieder? Ich habe keinen Mucks von mir gegeben. Seine
Hand streichelt meinen Bauch, der andere Arm schiebt sich unter meinem Kopf
hindurch und er zieht mich enger an sich. Die Tränen laufen nun ungehindert,
aber ich unterdrücke jedes Schluchzen. Zum Glück lassen die Jalousien kaum
Licht ins Zimmer, sodass wir fast im Dunkeln liegen.
„Ich weiß, ich bin ein
Idiot Jules. Ich wollte dich nie so behandeln. Aber du stellst mich wirklich
auf eine harte Probe.“
„Warum? Weil ich nicht
springe, wenn du rufst? Weil ich auch manchmal widerspreche? Weil ich so einen
Dickschädel habe?“
Meine Stimme klingt
erstickt, aber jetzt will ich es wissen.
„Ja, das auch. Aber vor
allem, weil ich dich so sehr will und dich nicht haben kann. Du bist tabu für
mich.“
Wie bitte? Ich komme
irgendwie nicht mehr ganz mit. Er will mich? Mich? MICH? Die rothaarige,
übergewichtige, dickschädelige Jules? Das meint er nicht ernst. Ganz bestimmt
nicht. Zumindest hat er mit dieser irrwitzigen Ansage geschafft, dass meine
Tränen versiegt sind.
„Hör auf mich zu
veralbern. Das ist nicht witzig, Gabe.“
„Verdammt Jules, warum
glaubst du mir nicht?“
„Hm, lass mich überlegen…
Vielleicht, weil du aussiehst wie Adonis Sohn und ich geschätzte zehn Kilogramm
Übergewicht habe?“
„Du machst mich fertig,
Mädchen. Ich habe dir schon einmal gesagt, du hast eine tolle Figur. Jeder Mann
träumt von einer Frau wie dir. Willst du Beweise?“ Flüsternd unterhalten wir
uns in der Dunkelheit. Dieser Moment ist so intim, wie ich es noch nie mit
einem Mann erlebt habe.
„Beweise? Wie willst du
das denn beweisen?“, frage ich frech.
Er zieht mich noch ein
Stück näher und ich spüre seine Erektion, die sich an meinen Po drückt.
„Beweis genug?“, raunt er,
leicht atemlos.
Oh…
„Jetzt weißt du, was
passiert, sobald du in meiner Nähe bist.“
Ich bin kurz sprachlos und
muss mich erst einmal räuspern. Unruhig rutsche ich hin und her. Ich kann nicht
gut umgehen mit solchen… ja was eigentlich? Komplimenten?
Gabe stöhnt unterdrückt
und schiebt sein Becken ein wenig von mir weg.
„Lieg still, Jules. Sonst
passiert hier gleich etwas.“, presst er warnend zwischen den zusammengebissenen
Zähnen durch.
„Was wäre so schlimm
daran?“
So langsam macht mir die
Sache Spaß!
Wieder stöhnt er auf,
diesmal frustriert und lässt sich auf den Rücken fallen, einen Arm über seinen
Augen. Ich nehme all meinen Mut zusammen und drehe mich zu ihm um, um ihn
anzusehen. Ich stütze meinen Kopf in meine Hand, die andere lege ich provokativ
auf seinen harten flachen Bauch und bewege ganz leicht meine Finger über die
harten Erhebungen seiner Muskeln, die ich durch das Shirt spüre.
„Treib es nicht zu weit,
Jules. Ich bin nicht der Richtige für dich. Ich habe doch gesagt, du bist tabu
für mich.“
„Warum?“
Er fährt sich mit beiden
Händen durch die Haare und sieht an die Decke, aber er rückt nicht von mir ab.
„Ich bin nicht der Typ für
Beziehungen. Nicht, dass ich abstinent leben würde, aber ich lasse mich nur auf
unverbindliche Affären ein.“
Als wäre es ihm selbst unangenehm
zuckt er nur die Schultern. „Du bist keine Frau für Affären, Jules. Du solltest
einen Freund haben, der dich auf Händen trägt, der dir jeden Wunsch von den
Augen abliest. Ich bin der Falsche dafür. Ich würde dich
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