Hoffnung am Horizont
in
seine Arme und hält mich an seine breite Sportlerbrust gedrückt, damit ich
nicht versehentlich mein Knie belaste.
„Verdammt, Mädchen. Was
machst du hier? Du solltest mich rufen!“
„Ich…, äh, ich wollte ins
Schlafzimmer. Ich habe nichts zum Anziehen hier.“, stottere ich und werde rot,
als er mich immer noch festhaltend von Kopf bis Fuß mustert.
Wortlos hebt er mich hoch,
trägt mich über den Flur. Ich spüre seine warme, ein bisschen raue Hand auf
meinem nackten Oberschenkel und schlucke trocken. Mir wird heiß, meine Haut fängt
unter seiner Berührung an zu kribbeln und ich sehe zu ihm hoch, aber er schaut
nur stur geradeaus. Im Schlafzimmer legt er mich sanft auf das Bett und ich
ziehe hektisch an dem Handtuch, das mir vom Körper zu rutschen droht. Auf
keinen Fall möchte ich mich ihm doch noch komplett unbekleidet präsentieren.
Ich versuche ihm zu
erklären, dass ich es alleine schaffe, aber davon will er nichts wissen.
Er geht an meinen
Kleiderschrank, holt eine weite Sporthose und ein T-Shirt heraus und wühlt in
meiner Unterwäsche Größe 40. Ich könnte im Boden versinken vor Scham. Vor
allem, weil er mich wieder einmal so grimmig ansieht, als er die Sachen neben
mich legt. Wortlos verlässt er den Raum. Ich höre ihn in der Küche rumoren und
nach ein paar Minuten steht er wieder im Schlafzimmer.
„Ich gehe mit Walton raus
und hole mir schnell ein paar Wechselklamotten. Hier ist etwas zu trinken und
dein Handy lege ich auf den Nachttisch. Falls irgendetwas sein sollte, ruf mich
an, dann komme ich sofort. Wenn ich wieder da bin, mache ich uns etwas zu
essen.“
Okay, dieser Mann ist der
personifizierte Stimmungsumschwung. Vorhin besorgt, dann liebevoll, eben noch
wütend und jetzt einfach nur kalte Effizienz.
Ich kann nicht einmal auf
seine Ansage reagieren, da ist er schon wieder raus und ein paar Sekunden
später klappt die Wohnungstür.
Ich muss wohl
eingeschlafen sein. Jedenfalls erwache ich davon, dass mir jemand zärtlich die
Haare aus dem Gesicht streicht. Als ich die Augen öffne, sitzt Gabe neben mir
auf der Bettkante und spielt mit meinen langen Strähnen, bis er sieht, dass ich
wach bin. Dann verdunkelt sich seine Miene.
Ich habe in der Badewanne meinen
üblichen Knoten gelöst und wohl im Schlaf das Handtuch verloren. Meine langen
roten Haare breiten sich noch feucht um meinen Kopf über dem Kissen aus.
Schnell setze ich mich auf und angele nach einem Haargummi auf dem Nachttisch.
Als ich meine Haare aufdrehen will, hält Gabe meine Hände fest.
„Warum versteckst du deine
Locken?“
„Liegt das nicht auf der
Hand? Sie sind rot. Viel zu auffällig.“
Er schüttelt nur den Kopf
und steht auf.
„Das Essen ist fertig.
Möchtest du auf der Couch essen, oder soll ich es dir lieber herbringen?“
„Couch.“, beschließe ich
und rappele mich langsam und vorsichtig zum Stehen hoch.
„Du kannst auch keine
Anweisungen befolgen, oder Mädchen? Das Knie darf nicht belastet werden!“,
schimpft er sofort und hebt mich hoch. Allmählich wird das zu einer dummen
Angewohnheit von ihm, denke ich und rolle mit dem Augen.
Gabe hat uns einen
leckeren Nudelauflauf gekocht, aber ich habe nicht wirklich Appetit und schiebe
die Nudeln nur mit meiner Gabel auf dem Teller hin und her. Nach dem Essen
liege ich schläfrig auf der Couch und sehe fern. Gabe kommt aus der Küche und
hält mir wortlos ein Glas Wasser und Schmerztabletten hin. Oh man, der großer
Schweiger, da ist er wieder. Bei Gelegenheit muss ich das wirklich einmal
ansprechen. Wenn er tatsächlich die nächsten Tage hier bleibt, um mich zu bewachen,
muss er das ablegen, ansonsten drehe ich durch, aber heute geht es mir zu
schlecht für derartige Diskussionen. Mein Kopf dröhnt, mein Knie pocht und ich
bin müde. Wortlos nehme ich die Tabletten entgegen und schlucke eine.
Da ich die Couch
blockiere, setzt Gabe sich auf den Boden und lehnt den Rücken an das Sofa. Walton
freut sich und legt sich zu ihm, bettet den Kopf in seinem Schoß.
Mein Hund hat es gut,
denke ich und schließe müde die Augen, wenn ich doch nur zehn Kilo leichter
wäre… Vielleicht könnte ich dann mit solchen Frauen, wie der Brünetten vom
Strand neulich eher mithalten, aber so wie ich aussehe?
Obwohl Gabe so unnahbar
ist und ich mich ständig über ihn aufrege, lässt er mich doch nicht kalt.
Obwohl wir uns seit Wochen
nicht gesehen haben und die letzten Worte vor meinem Unfall im Streit gefallen sind,
habe ich Schmetterlinge
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