Hoffnung am Horizont
meiner Footballkarriere
hätte werden können. Ich habe es geliebt zu spielen und manchmal fällt es mir
schwer, damit zu leben, dass diese Zeit unwiderruflich vorbei ist. Wenn dann
jemand kommt und mich erkennt, erinnert mich das noch mehr daran, was ich
verloren habe. Aber es gibt auch Tage, da freue ich mich, dass man sich noch an
mich erinnert und mir so nette Sachen sagt, wie der Arzt eben.“
Er sieht nicht einmal zu
mir herüber, aber ich fühle, dass er mir gerade etwas sehr wichtiges anvertraut
hat. Ich habe einen Einblick bekommen in die Gefühle und Gedanken des
unnahbaren Gabriel Jackson und es fühlt sich fast an, als hätte er mir damit
etwas geschenkt. Sein Vertrauen.
Gabe lässt sich nicht
davon abhalten, mich auch noch in meine Wohnung zu tragen, er hat eine wirklich
beneidenswerte Kondition. Walton scheint völlig verwirrt, als er mich in Gabes
Armen hereinkommen sieht und geht uns lieber aus dem Weg, anstatt mich wie
sonst freudig zu begrüßen. Mit schlechtem Gewissen stelle ich fest, dass er
schon lange nicht mehr draußen war, immerhin ist es mittlerweile schon
Nachmittag, aber bevor ich Gabe darum bitten kann, werde ich abgelenkt.
„Hast du eine Badewanne?“,
fragt er.
„Äh, was? Ja, wieso?“
Er hat mich noch immer
nicht abgesetzt und anstatt mir zu antworten, öffnet er mit einer Hand
sämtliche Türen, bis wir im Badezimmer stehen. Vorsichtig lässt er mich auf den
Toilettendeckel sinken, stellt das Wasser an und gibt Badeschaum dazu.
„Was hast du vor?“, frage
ich skeptisch. Er will mich doch jetzt nicht in die Wanne setzen?
„Ich will dich in die Wanne
setzen.“
Oh, na super. Ein
Gedankenleser.
Momentmal. NEIN!
„Oh nein! Ich werde mich
nicht vor dir ausziehen!“
„Ich sehe täglich nackte
Frauen und schaffe es, sie nicht anzuspringen. Mädchen, ich bin Arzt, schon
vergessen?“
Die letzten Worte lassen mich
zusammenzucken. Er sieht es sofort.
„Oh, entschuldige bitte.
Das war ein schlechter Scherz. Aber mal im Ernst, du bist von oben bis unten
mit Schlamm verkrustet und dein Gesicht ist noch dazu blutverschmiert. Wir
müssen dich erst einmal sauber bekommen, bevor du ins Bett kannst.“
Mittlerweile ist das
Badewasser fertig und Gabe fängt vorsichtig an, mir die Jacke und die Schuhe
auszuziehen. Als er mir das T-Shirt hochschieben will, halte ich seine Hände
fest.
„Stopp! Den Rest schaffe
ich alleine.“
Er zieht die Augenbrauen
hoch und sieht mich so durchdringend an, dass ich wegschauen muss.
„Bitte Gabe, lass mir das
bisschen Würde, dir nicht auch noch meinen nackten Körper präsentieren zu
müssen.“ Verlegen sehe ich auf unsere Hände, die sich noch immer festhalten.
„Sieh mich an, Jules.“,
höre ich ihn sanft sagen.
Zögernd sehe ich zu ihm
hoch.
„Begreif es endlich. Es
gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest. Absolut nichts und erst recht nicht
vor mir.“
Seine ernsten, leisen
Worte lassen einen Kloß in meinem Hals entstehen und ich schlucke dagegen an.
Gabe drückt noch einmal
kurz meine Hände und steht dann auf. Beim Hinausgehen sagt er noch über die Schulter:
„Schließ die Tür nicht ab und ruf mich sofort, wenn irgendetwas ist.“
Aufatmend ziehe ich mein
Shirt und die Sporthose aus und lasse mich kurz darauf unter leichten
Schwierigkeiten in das warme, duftende Wasser gleiten. Mein bandagiertes Knie
lege ich auf den Rand, damit der Verband nicht nass wird.
Vorher habe ich noch einen
kurzen Blick in den Spiegel riskiert. Kein Wunder, dass Gabe mich ohne mit der
Wimper zu zucken ausziehen konnte, ich sehe wirklich furchterregend aus.
Eine halbe Stunde später
bin ich entspannt, sauber und sitze in ein Handtuch geschlungen, ein anderes um
meine Haare gewickelt, wieder auf der Toilette. Allerdings habe ich völlig
vergessen, dass ich keine saubere Kleidung im Bad habe. Ratlos kaue ich auf
meiner Unterlippe und überlege, was ich jetzt mache. Okay, es bleibt mir nichts
anderes übrig, ich muss irgendwie in mein Schlafzimmer gegenüber kommen. Und
das Ganze ohne dass Gabe mich fast nackt, nur mit einem Handtuch bekleidet,
erwischt. Ich stütze mich schwer auf das Waschbecken und versuche zur Tür zu
humpeln. Im selben Moment, als ich nach dem Türgriff greife, wird sie von außen
geöffnet und Gabe lehnt sich mit vor der Brust verschränkten Armen an den
Türrahmen. Ich erschrecke so sehr, dass ich ins straucheln komme. Seine Hände
schießen vor und halten mich fest, bevor ich umfalle. Sofort zieht er mich
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