Hoffnung am Horizont
ändern.
Ich kann keine Affäre mit ihm haben. Nicht nach dem, was er gestern Abend
gesagt hat. Ich reiße mich zusammen und lächele ihn ein bisschen gezwungen an.
„Danke, dass du mit ihm
rausgegangen bist. Und danke auch, dass du dich so lieb um mich gekümmert
hast.“
Er runzelt fragend die
Stirn.
„Das war
selbstverständlich, Jules. Ich mache das gern, bis du wieder vollkommen auf den
Beinen bist.“
„Das brauchst du nicht, es
geht mir wieder gut. Mein Kopf tut nicht mehr weh und an die Krücken habe ich
mich auch gewöhnt. Ich will dich nicht länger von deinem Leben abhalten. Du warst
tagelang für mich da und dafür bin ich dir mehr als dankbar, aber jetzt schaffe
ich es wieder alleine.“
Sein Stirnrunzeln
verstärkt sich, die braunen Augen mustern mich forschend.
„Willst du mich
loswerden?“
„Darum geht es doch nicht,
Gabe. Der Arzt hatte gesagt zwei Tage Beobachtung und die sind schon lange
vorbei. Du musst hier nicht mehr den Babysitter spielen. Du hast ein eigenes
Leben, ich habe dich schon viel zu lange in Anspruch genommen.“
„Und wenn ich es aber
will?“, jetzt ist seine Miene wirklich grimmig und seine Stimme klingt fast ein
bisschen drohend.
„Okay, dann sag ich es
anders. Ich habe nachgedacht und ich möchte keine Affäre mehr mit dir haben. Es
war schön, aber nichts für mich. Ich brauche wohl doch etwas anderes und ich
hätte meine Wohnung gerne wieder für mich.“
Meine eigenen Worte
brechen mir das Herz, weil alles was ich sage gelogen ist. Ich habe das Gefühl,
mir dreht sich der Magen um, aber ich sehe ihm unverwandt in die Augen und
bemühe mich um einen möglichst gelassenen Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu
meinem derzeitigen Gefühlszustand passt. Schweigend schaut er mich an, kneift
die Augen leicht zusammen, als versuche er, die Wahrheit hinter meinen Worten
zu ergründen und nickt dann knapp.
„Okay, wenn du meinst. Ich
bin so gut wie weg. Aber trotzdem, wenn du irgendetwas brauchst, ruf mich an.“
Damit dreht er sich um und
geht aus der Küche. Ich sehe seine angespannten Rückenmuskeln unter dem Pulli
und seine Schritte sind merkwürdig steif. Dann höre ich, wie er seine Sachen
einsammelt und muss mich zusammenreißen, damit ich mich nicht übergebe, weil
mein angespannter Magen den Kaffee unbedingt wieder loswerden will. Zum
Abschied beugt er sich über mich und gibt mir einen letzten liebevollen Kuss. Sofort
reagiert mein Körper auf ihn und ich merke, wie ich weich werde. Ich möchte
meine Hände in seinen Haaren vergraben und ihn an mich ziehen, ihm sagen, dass
er doch bleiben soll, aber ich kann nicht. Das hier ist ein Abschiedskuss.
Zögernd richtet er sich
auf, fährt mit den Fingern durch meine offenen Haare und flüstert: „Schade. Ich
fand es mehr als einfach nur schön und ich habe noch nie solch überwältigenden
Sex gehabt, wie mit dir.“
Damit dreht er sich um und
geht. Und ich bleibe, von seinen letzten Worten schon feucht geworden, traurig und
allein zurück. Ich verbiete mir selbst zu weinen. Ich bin offenen Auges in
diese Katastrophe gelaufen, jetzt muss ich die Konsequenzen tragen! Gabe hat
mir nie etwas vorgemacht, obwohl ich innerlich wohl von vornherein die
mädchenhafte Hoffnung hatte, dass ausgerechnet ich es wäre, die es schafft,
dass der Mann, der nur Affären hat, sich endlich verliebt. Aber so etwas
passiert wohl nur in Filmen.
Ein paar Minuten später
reißt das Klingeln meines Handys mich aus meinen trüben Gedanken. Chris.
„Hey du!“
„Hi Jules! Was gibt es
denn? Du fragst doch sicher nicht ohne Grund, was ich dieses Wochenende mache.“
Er kennt mich einfach zu
gut. Schnell erzähle ich von meinem Unfall und, dass ich seine Hilfe mit dem
Hund brauchen könnte. Nur Gabe erwähne ich mit keinem Wort, das bleibt mein
Geheimnis.
Chris ist tatsächlich
schon auf dem Weg nach Boothbay Harbor und will heute Nachmittag vorbeikommen.
Er verspricht in den nächsten Tagen mit Walton rauszugehen und will heute Abend
für mich kochen.
Auf Chris ist immer
Verlass, er ist pünktlich bei mir, geht mit dem Hund und hat sogar unterwegs
schon für das Abendessen eingekauft. Chris ist ein umwerfend guter Koch und
zaubert sogar aus den letzten Resten noch ein Drei-Gänge-Menü. Heute Abend gibt
es einen Schweinebraten mit Bohnen und Röstkartoffeln. Da ich die letzten Tage
kaum etwas herunter bekommen habe, knurrt mein Magen und ich lange kräftig zu.
Meine Figur ist mir gerade völlig egal. Mit Chris zusammen
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