Hoffnung am Horizont
schon
seit Tagen in einem Bett. Und wenn man bedenkt, wie viel Zeit wir außerdem
nackt miteinander verbringen.“
Ich bin verwirrt und auch
ein bisschen verletzt.
„Darum geht es nicht.
Natürlich würde ich hier schlafen, aber ich möchte deinem Knie nicht wehtun.“
Er sieht mir nicht einmal
in die Augen bei diesen Worten, aber ich weiß auch so, dass es gelogen war.
Irgendetwas ist hier im Argen, was er mir scheinbar nicht sagen will und ich
werde langsam wütend.
„Blöde Ausrede. Ich
schlafe schon die ganze Zeit und meinem Knie geht es bestens. Sei wenigstens
ehrlich!“
Seufzend lässt er sich auf
die Bettkante fallen, mit dem Rücken zu mir und stützt das Gesicht in die
Hände.
„Okay, ich verbringe die
Nacht nie mit Frauen. Die letzten Nächte war ich auch auf der Couch, nachdem du
eingeschlafen bist. Ich hätte dir das vielleicht vorher sagen sollen, aber ich
dachte, das wäre klar, eine unverbindliche Affäre eben. Das Bett wird nur zum
Sex geteilt und danach geht jeder seiner Wege.“
Ich habe das Gefühl, dass
irgendetwas in meiner Brust reißt. Der Schmerz ist scharf, wie ein Messer. Aber
ich darf ihm jetzt nicht zeigen, wie sehr mich seine Worte verletzen. Die Regel
war von vornherein klar. Nur Sex. Mein Problem ist, dass es sich nicht so
angefühlt hat. Ich habe keine Ahnung von Affären, aber ich war nicht der
Meinung, dass es dazu gehört, den anderen zu umsorgen, ihn zu waschen, ihm
Blumen mitzubringen, für ihn zu kochen und ihn zu trösten, wenn er sich die
Augen aus dem Kopf weint und stundenlang einfach nur zu kuscheln und zu reden. Eine
solche emotionale Nähe hat man doch nicht bei einer Affäre, oder? Ich schiebe
den Schmerz in meiner Brust beiseite und überlege, was ich jetzt mache. Ich
habe jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ich schmeiße Gabe sofort raus und zeige
ihm damit, wie sehr er mich verletzt hat oder ich warte bis morgen und sage ihm
dann auf Wiedersehen, die Tage sind herum, es geht mir besser, ich brauche
keine Hilfe mehr.
Die erste Möglichkeit ist
keine Option. Also beiße ich die Zähne zusammen, stelle mich auf eine
schlaflose Nacht ein und sage leichthin: „Oh, okay. Mein Fehler. Brauchst du
noch irgendetwas?“
Er sieht erstaunt über
seine Schulter und zieht kurz die Augenbrauen zusammen.
„Nein, danke. Ich habe
alles.“, schüttelt er den Kopf. Einen Moment sieht er mich noch forschend an
und geht dann ins Wohnzimmer.
Allein im dunklen
Schlafzimmer, bei geschlossener Tür ziehe ich die Decke über meinen Kopf und
weine hemmungslos. Deshalb war er also jeden Morgen weg, wenn ich aufgewacht
bin. Es tut weh, ich fühle mich von ihm verraten und mir wird klar, dass ich
mich tatsächlich in den Mistkerl verliebt habe.
Kapitel 12
Als ich am nächsten Morgen
aufstehe, ist Gabe gerade mit Walton draußen. Ich humpele auf meinen Krücken in
die Küche und koche erst einmal Kaffee. Mit einem großen, dampfenden Becher
setze ich mich an den Tisch. Ich weiß, ich soll mein Knie eigentlich noch nicht
zu sehr belasten, aber ich versuche es trotzdem. Wenn ich Gabe heute
wegschicke, muss ich allein klarkommen und das am besten mit einem halbwegs
funktionierenden Knie. Ansonsten brauche ich einen Plan B! Der Schmerz schießt
mit durch das ganze Bein, als ich ein bisschen Gewicht darauf verlagere. Okay,
wenn ich die nächsten Tage überstehen will, ohne auf Gabe angewiesen zu sein,
muss ich mir wohl doch etwas für Walton überlegen. Zum Glück ist er so
wohlerzogen, wahrscheinlich könnte ich im Notfall selbst mit ihm ein paar
Schritte mit den Krücken gehen, aber für eine größere Runde, auf der er sich
austoben kann, reicht es nicht. Ich überlege hin und her. Heute ist Freitag, also
Wochenende. Annie und Colin sind noch in den Flitterwochen und bleiben auch
noch ein paar Wochen weg, aber ich könnte Chris fragen. Er ist in letzter Zeit
häufiger über das Wochenende aus Boston gekommen, um hier nach einer Wohnung
und Büroräumen zu suchen. Vielleicht habe ich ja ausnahmsweise einmal Glück.
Ich schreibe ihm eine SMS und frage nach seinen Plänen für die nächsten Tage, dann
kommen auch schon Gabe und Walton zurück.
Er sieht so umwerfend gut
aus, als er die Küche betritt. Seine dunklen, langen Haare sind vom Wind
zerzaust, der schwarze Rollkragenpullover betont seinen kräftigen Oberkörper
und die langen Beine stecken in einer engen, dunklen Jeans. Ich schlucke, als
ich ihn sehe und mein Herz schlägt schneller, aber ich kann es nicht
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