Hoffnung am Horizont
Blick nicht deuten. Trotzdem verstehe ich, dass es
ihm ernst ist.
Ja, scheinbar sieht er
mich als Freundin. Wir sind „Freunde mit gewissen Vorzügen“, oder wie sagt man
doch so schön?
Ich gebe mir wirklich Mühe
und bekomme sogar ein paar Bissen hinunter. Nach dem Essen schickt er mich
wieder auf die Couch, um mein Knie zu untersuchen und den Verband zu wechseln.
Ich schiele an ihm vorbei, um etwas zu sehen und erschrecke. So schlimm hatte
ich mir das gar nicht vorgestellt.
Das Gelenk ist dick
geschwollen und vom Bluterguss fast schwarz verfärbt. Kein Wunder, dass es so
weh tut. Aber Gabe ist ganz vorsichtig, als er es abtastet und neu verbindet.
Er wechselt auch das Pflaster an der Kopfwunde und scheint zufrieden mit der
Heilung.
Danach legen wir uns wieder
in mein Bett, um zusammengekuschelt ein wenig fernzusehen. Wir lachen herzhaft
über die Komödie und zwischendurch küssen wir uns immer wieder. Ich versuche
den Kuss zu vertiefen, will mehr, aber Gabe schiebt mich weg.
„Nein Jules, du hast
Schmerzen. Da werde ich jetzt ganz sicher nicht über dich herfallen.“
„Du bist heute Morgen
schon über mich hergefallen, erinnerst du dich?“, versuche ich ihn zu locken.
„Ja, aber jetzt halte ich
mich zurück. Wenn du wieder gesund bist, haben wir noch genug Zeit.“
Ich werde ein bisschen
wehmütig. Wenn ich wieder gesund bin, wird er gehen. Nicht mehr lange und ich
brauche ihn nicht mehr hier, um mir zu helfen. Genaugenommen könnte er schon
morgen in seine Wohnung zurückkehren, der Arzt im Krankenhaus hatte etwas von zwei
Tagen Beobachtung gesagt und ich habe mit Gabe nicht darüber gesprochen, wie
lange er bei mir bleibt. Der heutige Tag war so schön, ich möchte nicht, dass
er schon wieder aus meinem Leben verschwindet. Ich möchte ihn bei mir haben,
bis…
Ich wage nicht, den
Gedanken zu Ende zu denken.
Nein Jules, du wirst dich
nicht in ihn verlieben. Nur eine Affäre. Völlig unverbindlich. Und nur so lange,
bis er eine andere kennenlernt. Du kannst jetzt nicht einfach die Regeln
ändern, schimpfe ich mit mir selbst. Okay, falls uns tatsächlich nur noch bis
morgen bleibt, sollte ich das Beste daraus machen. In mich hinein grinsend
schmiede ich einen Plan, wie ich ihn morgen früh verführen werde und kuschele
mich dichter in seine Arme.
Als ich am nächsten Morgen
erwache, ist das Bett neben mir leer, Gabe ist anscheinend schon aufgestanden.
Okay, soviel zu der Verführung im Morgengrauen. Seufzend greife ich nach meinen
Krücken und finde ihn, nach einem Umweg über mein Badezimmer, in der Küche. Er
hat schon Kaffee gekocht und schenkt mir gleich einen Becher ein, während ich
mich an den Tisch fallen lasse. Auf dem Herd brutzeln Rührei und Speck, Toast
liegt fertig geröstet im Brotkorb. Er hockt sich vor mich hin, um mir in die
Augen zu sehen.
„Guten Morgen. Wie geht’s dir?“,
fragt er und mustert mich prüfend.
„Gut. Wirklich. Keine
Kopfschmerzen mehr und meinem Knie geht es auch schon ein bisschen besser. Aber
ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Kühlschrank nichts von dem hier zu
bieten hatte.“, bemerke ich und deute mit der Hand auf das vorbereitete
Frühstück.
„Ich war vorhin kurz
einkaufen, als ich mit Walton eine Runde gedreht habe. Hunger?“
„Ja, sehr! Aber nicht auf
Essen.“
Ich grinse ihn zweideutig
an und zwinkere ihm auffordernd zu. Innerlich halte ich die Luft an. Wie wird
er auf mein eindeutiges Angebot reagieren? Ich bin unsicher und beiße mir auf
die Unterlippe. Noch immer vor mir hockend, greift er wie in Zeitlupe hinter
sich und schaltet den Herd aus. Dann hebt er seine Hand und streicht über meine
Wange, legt sie in meinen Nacken und zieht meinen Kopf zu sich herunter.
„Oh, Jules. Was machst du
mit mir?“, flüstert er an meinen Lippen und erobert hungrig meinen Mund. Er
geht auf die Knie und ich schlinge mein gesundes Bein um seine Taille, ziehe
ihn so dicht zwischen meine Schenkel, dass ich die deutliche Beule unter dem
Reißverschluss seiner Jeans an meinem Schritt spüre. Ohne meinen Mund
freizugeben, schiebt Gabe seine Arme unter meinen Hintern und steht auf. Ich
kralle meine Hände in seinen Pullover und ziehe ihn hoch, bis ich nackte Haut
seines Rückens an meinen Fingerspitzen spüre. Wir schaffen es gerade bis zum
Sofa, dann legt er mich stöhnend ab und wir können uns gar nicht schnell genug
die Klamotten vom Leib reißen.
Entspannt kuschele ich
mich danach an Gabes nackte Brust. Wir liegen in genießerischem
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