Hoffnung am Horizont
ihr beim Essen, ich selbst bekomme keinen Bissen mehr
herunter.
Langsam beruhige ich mich
wieder und beschließe, mir nicht den Abend verderben zu lassen. Ich bade Lilly
nach dem Essen und kuschele mit ihr noch auf dem Sofa. Ich liebe den Geruch dieses
kleinen Mädchens, sie riecht so sauber und rein und einfach wunderbar. Ich mag
die Kleine gar nicht wieder loslassen und halte sie in meinen Armen, bis sie
eingeschlafen ist. Sanft und ein bisschen wehmütig, streiche ich ihr eine Locke
aus dem Gesicht und trage sie in ihr Bett. Nachdem ich sie zugedeckt habe,
bleibe ich noch einen Moment stehen und sehe ihr beim Schlafen zu. Vielleicht
sollte ich irgendetwas mit Kindern machen, überlege ich. Wenn ich schon von
vorne anfange, warum nicht einen neuen Beruf erlernen. Finanziell kann ich es
mir leisten, eine neue Ausbildung zu beginnen und ich hatte immer Spaß am
Lernen, weil es mir leicht fällt.
Nachdenklich und in mich
gekehrt gehe ich ins Wohnzimmer zurück, wo die beiden schon mit diversen
Fotoalben auf mich warten. Ich reiße mich zusammen und versuche einfach
fröhlich und gut gelaunt zu sein.
Um halb zehn bin ich so
müde, dass ich fast auf der Couch einschlafe. Ich verabschiede mich von Colin
und Annie bringt mich noch zur Tür.
„Ist alles in Ordnung mit
dir, Süße?“, fragt sie und mustert mich. Am liebsten würde ich ihr alles
erzählen, aber ich kann nicht. Ich hatte noch nie Geheimnisse vor Annie, aber
dieses Mal darf sie die Wahrheit nicht erfahren und so winke ich nur ab und
sage, ich hätte einfach nur schlecht geschlafen. Wir verabreden uns noch für
die nächste Woche zum Frühstück und dann gehe ich.
Am Wochenende hocke ich
allein in meiner Wohnung. Colin und Annie sind mit Lilly in Boston, Annies
Eltern besuchen. Mir ist langweilig und ich beschließe, dass ich
Weihnachtsgeschenke kaufen gehen will. Draußen ist es kalt, nur knapp über null
Grad, aber die Sonne scheint. Ich ziehe mich warm an und gehe erst einmal mit
Walton an den Strand, damit er sich austoben kann. Der Wind pfeift mir um die
Ohren und ich ziehe meine Mütze tiefer ins Gesicht und klappe den Kragen meines
Wintermantels hoch. Nach einer Stunde hat Walton genug und wir gehen in die
Stadt. Ich suche eine Kleinigkeit für Annie und Colin und natürlich ein
Geschenk für Lilly. Nachdem ich zwei Stunden lang durch diverse, an einem
Vorweihnachtssamstag überfüllte, Geschäfte gelaufen bin, habe ich endlich alles
zusammen. Und ich bin total genervt! Mir ist kalt, ich habe Hunger und ich bin
schon wieder unendlich müde. Ich weiß, dass in meinem Kühlschrank gähnende
Leere herrscht und ich erst einkaufen muss, aber ich bin vor Hunger schon ganz
zittrig, deshalb gehe ich in ein Cafe und besorge mir einen Kaffee und ein
Stück Kuchen. Normalerweise halte ich mich von Süßigkeiten fern, zum Einen wegen
meines Gewichts und zum Anderen, weil ich Süßes auch nicht so gern mag, aber
heute habe ich das Bedürfnis, nach einer großen Portion Zucker, am besten in
Form von Schokolade. Ich finde einen kleinen, freien Tisch in einer Ecke und
fange an zu essen. Plötzlich spricht mich eine vertraute, tiefe Stimme an.
„Ist hier noch frei?“
Ich sehe hoch. Gabe steht
neben mir und deutet auf den freien Stuhl. Ich verschlucke mich fast an meinem
Kuchen vor Schreck. Er nimmt Platz, bevor ich eine Chance habe zu antworten und
sieht mich durchdringend an. Ich schlucke und schiebe meinen Teller weg, mir
ist der Appetit vergangen. Nach ein paar Minuten des Schweigens sagt Gabe: „Ich
möchte dir etwas erzählen, Jules.“
Na toll, jetzt kommt die
Geschichte, mit dem blonden Model. Jetzt erzählt er mir, dass die beiden
zusammen sind. Er hat genug von den Affären und die beiden sind jetzt ein Paar.
Innerlich höre ich schon die Hochzeitsglocken läuten. Aber ich werde es sowieso
irgendwann erfahren und die beiden wahrscheinlich zusammen treffen, da kann er
mir auch gleich jetzt, hier in der Öffentlichkeit das Herz herausreißen. Ich
sehe ihn nur schweigend an und warte, was jetzt kommt.
Er atmet tief durch, als
würde es ihm schwer fallen, die richtigen Worte zu finden, sein Blick schweift
ruhelos durch den Raum und er fährt sich mit beiden Händen erst über das
Gesicht und dann durch die langen, dunklen Haare. Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne
wirkt er unsicher.
„Neulich, in der Bar, das
war Danielle. Sie ist meine Exfreundin. Naja, genaugenommen waren wir verlobt.“
Nein, ich kann und will
das hier nicht hören. Ich
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