Hoffnung am Horizont
genommen. Das blonde Supermodel. Klar, mit so einer Frau
könnte ich niemals konkurrieren. Sie ist perfekt und ich bin die kleine,
pummelige Rothaarige. Natürlich kann ein Mann, der aussieht wie Gabe und noch
dazu einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, sich nicht mit jemandem wie mir zeigen.
Es hätte nie geklappt mit uns, muss ich mir gedemütigt eingestehen.
Kapitel 14
Annie ist wieder da. Auch
wenn ich ihr nicht erzählen kann, was in den letzten Wochen alles passiert ist,
tut es doch gut, meine beste Freundin wieder hier zu wissen. Ich habe sie sehr
vermisst und freue mich darauf, sie wieder zu treffen. Allein bei dem Gedanken
daran, steigen mir die Tränen in die Augen. Ich bin aber auch zu emotional
geworden. Die chaotischen letzten Wochen und die Achterbahnfahrt meiner Gefühle
machen mich zu einem nervlichen Wrack. Außerdem ist in zwei Wochen Weihnachten
und das ist für mich immer eine schwere Zeit. Wenn alle Leute mit ihren
Familien zusammensitzen, bin ich meistens allein und verbringe den Abend mit
einem Buch oder sehe mir Klassiker im Fernsehen an. Ich könnte mit Sicherheit
mit Annie und Colin feiern, aber ich will mich nicht aufdrängen und werde nicht
fragen. Außerdem ist das Familienglück der Drei an solch einem Tag einfach zu
viel für mich und würde mir nur vor Augen führen, was ich nicht habe und wohl
auch nie haben werde.
Heute Abend bin ich bei den
Beiden eingeladen, um alles über die Flitterwochen zu hören und mir die Fotos
anzusehen. Ich befürchte, Gabe wird auch da sein und den ganzen Tag über bin
ich nervös und habe schlechte Laune, außerdem schlafe ich in letzter Zeit
anscheinend nicht gut, denn ich bin andauernd müde.
Als ich abends mit dem
Fahrstuhl ins Penthouse hochfahre, zittern meine Hände und ich stecke sie in
die Hosentaschen. Ich darf mir vor Gabe heute Abend nicht die Blöße geben und
ihm zeigen, wie verletzt ich bin, nehme ich mir ganz fest vor. Ich werde
einfach höflich und unverbindlich mit ihm reden, sofern er mich nicht mal
wieder ignoriert.
Colin öffnet mir die Tür
und zieht mich wie immer gleich in seine Arme, um mich zu begrüßen. Er sieht
gut aus, erholt, die Sonne hat seine Haut gebräunt und er strahlt richtig. Er schiebt
mich in die Wohnung und in die Küche, wo Annie gerade am Kochen ist. Ich sehe im
Vorbeigehen, dass auf dem Esstisch nur drei Gedecke und der Kinderteller für
Lilly stehen und atme ein bisschen auf. Kommt Gabe womöglich doch nicht?
Annie und ich fallen uns
in die Arme. Sie hat mich auch vermisst, sagt sie, obwohl sie ja auf Hochzeitsreise
war und so viel erlebt hat.
Ihr Babybauch ist
mittlerweile deutlich zu sehen und ich kann meine Tränen kaum zurückhalten, als
ich vorsichtig über die Kugel streiche. Sie ist schon im fünften Monat und hat
morgen einen Arzttermin. Da wird sie hoffentlich erfahren, ob es ein Junge oder
ein Mädchen wird. Die beiden sind so neugierig, obwohl es ihnen egal ist, welches
Geschlecht das Baby hat, Hauptsache es ist gesund. Ich freue mich wirklich mit
ihnen, aber ich bin auch ein bisschen neidisch.
„Wo ist eigentlich Gabe?“,
frage ich beim Essen unverbindlich. „Sonst war er doch auch immer dabei, wenn
wir uns getroffen haben.“ Ich unterdrücke das Bedürfnis, meinen Wein auf Ex zu
leeren, unsicher, ob ich die Antwort überhaupt hören will.
„Gabe hat keine Zeit. Er
trifft sich heute mit seiner Exfreundin. Anscheinend nähern die Zwei sich
wieder an.“, sagt Colin und wirft Annie einen bedeutsamen Blick zu. Ich
schlucke, der Blickwechsel zwischen den Beiden ist mir nicht entgangen.
„Was ist denn? Warum seht
ihr euch so an?“
„Naja, ich weiß nicht so
genau, ob sie das ist, was ich mir für Gabe wünschen würde. Sie hat ihm mal
ziemlich weh getan. Aber er ist alt genug und muss selbst wissen, was er will
und was er macht.“, erklärt Colin.
Das blonde Püppchen ist
also seine Ex. Okay, noch ein Schlag mehr ins Gesicht, Gabe hatte anscheinend
schon immer eine Vorliebe für den Modeltyp. Wahrscheinlich war ich nur mal zum
Ausprobieren da, wie es mit einer fülligen Frau im Bett ist. Versucht und nicht
für gut befunden. Immerhin hat er mir eingeredet, er hätte nur Affären - ganz
unverbindlich, während Colins Worte aber eher nach fester Beziehung klingen.
Auf einmal werde ich so
wütend, dass ich mit den Zähnen knirsche. Mir dreht sich der Magen um und ich
muss mich zusammenreißen, nicht loszubrüllen vor Wut.
Schnell beschäftige ich
mich mit Lilly und helfe
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