Hoffnung am Horizont
sofort. Cooler Hund
übrigens.“, er deutet auf Walton, der brav neben mir steht.
Wir finden eine ruhige
Ecke in einer der Nischen direkt am Fenster mit einem wunderschönen Blick auf
den Pier und der Barkeeper kommt mit unseren Getränken. Wir reden erst einmal
über belangloses Zeug, keiner will das eigentliche Thema ansprechen. Nach einer
Weile fangen wir gleichzeitig an zu reden, aber Gabe lässt mir den Vortritt.
„Ich denke, wir sollten
ein paar Dinge klären.“, sage ich und er nickt nur.
„Ich möchte nicht, dass
irgendetwas zwischen uns steht, wenn Annie und Colin wieder kommen und ich
möchte auch nicht, dass die Beiden etwas von uns erfahren.“
Wieder nickt Gabe bevor er
antwortet.
„Jules, es tut mir
wirklich leid, wie das alles gelaufen ist.“
Ich zucke mit den Achseln,
als wäre das alles Schnee von gestern.
„Mach dir keine Gedanken
Gabe, wir hätten vorher wohl einfach etwas ausführlicher über die Regeln
sprechen müssen. Wir sind einfach von verschiedenen Standpunkten an das Ganze herangegangen
und wollten beide nicht das Gleiche. Wir haben uns quasi einfach von der
Leidenschaft übermannen lassen, wie man immer so schön sagt.“
„Ich glaube schon, dass
wir das Gleiche wollten, Jules. Zumindest zum Schluss. Ich habe ganz einfach
kalte Füße bekommen. Die Gefühle für dich haben mich überwältigt und ich wusste
nicht damit umzugehen.“, antwortet er leise und sieht auf die Tischplatte. Mit
dem Daumennagel kratzt er an einem Tropfen Wachs, der von der Kerze auf dem
Tisch gelandet ist.
Ich versuche noch seine
Worte zu verdauen, als in diesem Moment eine wunderschöne Frau durch die Tür
kommt. Sie erblickt Gabe und kommt mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
„Gabe, Liebling! Hier
steckst du also. Ich habe dich gesucht.“
Ich höre seine Erwiderung
nicht, ich habe nur Augen für die umwerfende Fremde, die Gabe in ihre Arme
zieht, sich auf seinen Schoß setzt, als würde sie genau dort hingehören und ihm
einen nassen Kuss auf den Mund gibt. Ihre hellblonden, langen Haare fallen ihr
offen über den schmalen Rücken. Sie ist deutlich größer als ich, bestimmt 1,75
Meter und wiegt maximal 55 Kilogramm. Ihr ebenmäßiges Gesicht sieht aus, als
würde es einem jede Woche von einem Modecover entgegensehen. Sie redet ununterbrochen
auf ihn ein und ignoriert mich vollkommen. Scheinbar hatten seine Worte eben nicht
die Bedeutung, die ich herausgehört habe. Für mich klang es fast, als würde er
mehr als nur Freundschaft für mich empfinden, als hätte er doch eine Beziehung
gewollt. Aber ich irre mich wohl, er hat offensichtlich schon eine neue Affäre
gefunden. Ich habe genug gesehen! Ich stehe auf, werfe ein bisschen Geld auf
den Tisch für meine Cola und greife nach der Hundeleine.
„Jules, warte.“, höre ich
auf einmal Gabe.
Ich schüttele nur den Kopf
und sehe demonstrativ auf die Schönheit auf seinem Schoß, die mittlerweile
angefangen hat, an seinem Ohrläppchen zu knabbern.
„Nein Gabe, lass es gut
sein. Ich denke, wir haben alles geklärt.“ Dann verlasse ich die Bar und muss
mir Mühe geben, nicht loszurennen.
Erst zu Hause lasse ich
meinen Tränen freien Lauf, bis ich mich innerlich vollkommen leer fühle. Ich
hatte mir so fest vorgenommen, nicht um ihn zu weinen, aber das war gerade zu
viel für mich.
Nach einer schlaflosen
Nacht beschließe ich schon heute mein Joggingprogramm wieder aufzunehmen. Ich
kann nicht länger warten, muss mich irgendwie abreagieren und laufe gleich die
komplette Runde durch den Wald. Mein Knie protestiert, meine Lungen brennen und
meine Beine sind wie aus Gummi nach der langen Pause, aber ich laufe weiter.
Ich brauche das jetzt! Nach den Wochen, in denen ich Gabe nicht gesehen hatte,
dachte ich, ich würde mit seinem Anblick klarkommen. Ich dachte, ich wäre auf
dem Weg ihn zu vergessen, aber als er gestern am Strand vor mir stand, waren
alle Gefühle mit einem Schlag wieder da. Sofort hatte ich seinen Geruch in der
Nase und seinen Geschmack im Mund. Ich sehe noch immer sein schönes Tattoo vor
mir, das diesen kräftigen Oberkörper ziert. Aber jetzt ist tatsächlich alles
geklärt. Jede Hoffnung, dass Chris Recht haben könnte, hat sich in dem Moment
zerschlagen, als die blonde Schönheit in die Bar kam.
Alles was er vorher gesagt
hat, erklärt sich jetzt von selbst. Er hatte vielleicht Gefühle für mich, aber
das ist eindeutig vorbei. Er hat kalte Füße bekommen und mich ganz klassisch abserviert
und sich die Nächste
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