Hoffnung am Horizont
freundschaftlich, sonst hätte er mir nicht von
Danielle erzählt, sonst wäre es ihm nicht wichtig, dass ich die Wahrheit kenne.
Irgendwie kann ich damit besser leben und bin nicht mehr ständig so tief
traurig.
Ich treffe mich mit Annie
zum Frühstück in ihrem liebsten Coffeeshop direkt an der Hafenpromenade. Annie
kommt jeden Morgen her und hier hat sie auch Colin nach Jahren wieder
getroffen.
Wir suchen uns schon einen
Platz und warten, dass unsere Bestellung gebracht wird. Ich habe ein Omelette
mit Käse und ohne Zwiebeln bestellt, Annie Rührei mit Speck und Toast. Als die
Bedienung die Teller bringt, werde ich sauer. Ich habe Zwiebeln in meinem Essen!
Ich rege mich furchtbar darüber auf und picke sie heraus. Annie sieht mich
verwundert an.
„Was ist denn mit dir los?
Sonst bist du doch auch nicht gleich so wütend?“
Sie hat Recht.
Normalerweise nehme ich so etwas eher locker. Schließlich kann jeder einmal
etwas vergessen, aber heute… Ich komme kaum gegen meine Wut an und würde am
liebsten den Teller an die Wand werfen. Ich atme tief durch und versuche mich
zu entspannen. Wir unterhalten uns und Annie erzählt mir, dass ihr Baby ein
kleiner Junge wird. Ich freue mich sehr und vergieße ein paar gerührte Tränen,
bevor ich mich zusammenreißen kann. Schnell wechsele ich das Thema.
„Sag mal, was ist
eigentlich dieses Jahr mit unserem Adventstreffen?“
Am Samstag vor Weihnachten
treffen sich immer alle bei Annie, das hat schon seit Jahren Tradition. Ihre
Eltern kommen und auch Chris wird da sein.
„Wie immer, nachmittags
zum Kaffeetrinken bei uns. Gabe ist übrigens dieses Jahr auch dabei.“
Na super, dann kann ich ja
meine neue Gelassenheit ihm gegenüber gleich ausprobieren.
Die nächsten Tage
erkundige ich mich im Internet über verschiedene Berufe mit Kindern und
überlege weiter, was ich machen soll. Ich genieße meine freie Zeit, telefoniere
zwischendurch mit Annie und gehe weiter regelmäßig joggen, die Kälte ist dabei
ganz angenehm, stelle ich fest und nächste Woche soll es sogar schneien,
pünktlich zu Weihnachten. Ich weiß noch nicht so genau, wie ich es dann mache,
ich möchte nicht aufhören mit dem Laufen, es macht mir viel zu viel Spaß, aber
wenn Schnee liegt, wird der Boden vielleicht zu glatt. Schließlich möchte ich
nicht noch so einen Unfall haben, wie im Herbst. Zur Not muss ich im
Fitnessstudio an einem Laufband weiter trainieren, bis es wieder Frühling wird.
Ich backe für Samstag
einen Schokoladenkuchen, das ist für mich Premiere. Da ich ja eigentlich nichts
Süßes esse, backe ich normalerweise auch nicht. Annie freut sich über den
Kuchen, sie ist ganz vernarrt in Schokolade und irgendwie kann ich sie im
Moment gut verstehen. Ich muss mich zusammenreißen, dass ich den Kuchen nicht
schon zu Hause allein in mich hineinstopfe.
„Wo ist Gabe? Wollte der
nicht auch kommen?“, frage ich, als ich Annie in der Küche helfe. Hier sind wir
einen Moment ungestört und ich hoffe, sie interpretiert nicht zu viel in diese
Frage hinein.
„Der kommt etwas später,
er muss noch arbeiten. Am Ersten hat er im Krankenhaus angefangen. Wieso fragst
du? Ich dachte, du kannst ihn nicht leiden?“
So kann man das jetzt
nicht nennen, aber Annie weiß ja nichts davon. Zum Glück bleibt mir die Antwort
erspart, weil in diesem Moment Annies Eltern hereinkommen.
Ich freue mich sehr sie zu
sehen und wir erzählen, was in den letzten Monaten so alles passiert ist und
ich muss jede Menge Fragen über meinen Aufenthalt in Japan beantworten. Seitdem
ich wieder hier bin, haben wir uns nur auf der Hochzeit gesehen, aber da haben
wir es nicht geschafft, viel mit einander zu reden.
In einer ruhigen Minute
nimmt Chris mich beiseite und fragt, ob es etwas Neues von Gabe gibt. Flüsternd
erzähle ich ihm von der Begegnung in der Bar mit dieser Danielle, nur, dass sie
ihn damals verlassen hat und warum, lasse ich weg. Das geht Chris nichts an und
war wahrscheinlich auch nur für meine Ohren bestimmt. Ich will Gabes Vertrauen
nicht missbrauchen und die Geschichte weitertratschen.
Mein Kuchen ist wirklich
erstaunlich gut gelungen, stelle ich fest und nehme mir sogar noch ein zweites
Stück beim Kaffeetrinken. Danach helfe ich Annie, die Küche aufzuräumen,
während die anderen schon im Wohnzimmer sitzen. Mit dem Finger sammele ich noch
ein paar Schokokrümel von der Tortenplatte auf und stecke sie gedankenverloren
in den Mund. Annie sieht mich komisch an und zieht die Augenbrauen
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