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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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dich zu sehen. Und noch dazu so bald nach deiner Hochzeit.“
    Emma nickte höflich. Tante Augusta war am schwierigsten zu ertragen, wenn man gerade angekommen war. Die einzige Möglichkeit bestand darin, sie reden zu lassen.
    „Es überrascht mich, dass der Major dir erlaubt, allein zu reisen. Sehr unziemlich ist das.“
    Emma gestattete niemandem, Hugo zu kritisieren. „Ich war in Begleitung, Tante. Meine Zofe war bei mir und zwei Diener. Genau genommen bin ich genau so hergekommen wie bei meinem letzten Besuch bei dir vor ein paar Wochen.“
    „Hm.“ Tante Augusta schätzte es nicht, wenn man ihr einen Irrtum nachwies. „Wann können wir mit deinem Gemahl rechnen? Ich hoffe, er vernachlässigt dich nicht, jetzt, da ihr beide in London seid, Emma. Die Leute werden reden, wenn er nicht hier mit dir wohnt.“
    Emma betete, dass ihre Miene sie nicht verriet. Ihre Tante hatte das ausgesprochen, was sie am meisten fürchtete. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Natürlich hat der Major die Absicht, hierherzukommen, indes wollte er dich nicht mit seiner Anwesenheit belästigen, ehe ich eintraf“, log sie. „Zweifellos wird er im Laufe des Tages seine Aufwartung machen. Ich habe eine Nachricht zu Kits Wohnung geschickt.“
    „Dort ist er also“, sagte Tante Augusta zufrieden. „Es wäre zu wünschen, dass seine Anwesenheit die Exzesse dieses wilden jungen Mannes ein wenig einschränkt.“
    Emma presste die Lippen zusammen. Sie hätte es vorgezogen, wenn ihre Tante weniger geradeheraus wäre. Niemand musste sie an den Skandal erinnern, den sie und Kit verursacht hatten.
    „Oh, ich meine nicht dich, mein Kind“, sagte Tante Augusta und tätschelte Emmas Hand. „Wirklich nicht. Die Indiskretion deines Schwagers in Epsom ist inzwischen nahezu vergessen. Aber gleich am nächsten Tag hat er fünftausend Pfund an Lady Luce verloren. Hast du nichts davon gehört?“
    Emma stockte der Atem. Fünftausend Pfund waren ein Vermögen.
    „Ich glaube, Colonel Forster war auch dabei, obwohl er weit glimpflicher davonkam als Kit. Ich mag diesen Mann nicht, Emma. Er hat dafür gesorgt, dass noch vor dem Frühstück die Nachricht von Kits Verlusten überall in London verbreitet war. Die beiden müssen einander von Herzen hassen, scheint mir.“
    Davon war Emma überzeugt. Sie hatte die Feindschaft mit eigenen Augen gesehen. Doch warum hatte Kit um derart hohe Einsätze gespielt? Das war Wahnsinn. Und natürlich hatte er Hugo um Hilfe bitten müssen. Kein Wunder, dass ihr Gemahl so wütend gewesen war. Er würde ihre Mitgift angreifen müssen, um die Spielschulden seines nichtsnutzigen Bruders zu begleichen.
    Wurde Kit deshalb ins Ausland geschickt? Und welche Rolle spielte Forster dabei? Sie hatte dem Colonel vom ersten Moment an misstraut. Er machte auf sie nicht den Eindruck, ein Mann von Ehre zu sein.
    Emma zwang sich, dem unermüdlichen Gerede ihrer Tante zuzuhören.
    „Und damit hat er Sally Jersey zum Schweigen gebracht. Ich schwöre, das geschah ihr das erste Mal in ihrem Leben.“
    „Tatsächlich“, erwiderte Emma mechanisch und wünschte, jemand hätte dasselbe bei ihrer Tante getan.
    Ihre Gebete wurden erhört, als der Butler eintrat. Er war schon alt, sehr langsam und ziemlich krumm, seiner Position im Haushalt indes war er sich sehr bewusst. „Major Stratton ist eingetroffen, Madam“, begann er in wichtigem Tonfall. „Soll ich …“
    „Führen Sie ihn herein, Stelton, na los“, fuhr Tante Augusta ihn an. „Nur keine Umstände mit dem Major. Er ist Gast in diesem Haus, denken Sie daran.“
    Der Butler verbeugte sich und schritt aus dem Raum.
    Emma unterdrückte ein aufgeregtes Kichern.
    „Ja, ich weiß, meine Liebe, aber er ist bereits so lange bei mir. Ich kann ihn nicht fortschicken, selbst wenn er fürchterlich umständlich geworden sein mag. Es würde ihm das Herz brechen.“
    Emma nickte. Sie hatte nicht an den Butler gedacht. Hugo war unten und würde jeden Moment hereinkommen. Sie strich ihre seidenen Röcke glatt und fasste sich prüfend an die Frisur.
    „Du siehst gut aus, Liebes“, beruhigte Tante Augusta sie herzlich. „Er wird an deiner Erscheinung nichts Störendes finden.“
    Die Tür wurde geöffnet. „Major Stratton, Madam“, erklärte der Butler förmlich, ohne sich um die Anweisung seiner Herrin zu kümmern. Emma erhob sich gemeinsam mit ihrer Tante. Sie war froh, dass ihre Beine nicht zitterten. Hugos Anblick machte sie schwindeln. Er wirkte groß, aufrecht und stark – der

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