HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
Inbegriff eines Gentleman. Das einzige noch sichtbare Zeichen seiner Verwundung war die Narbe auf seiner Wange. Und selbst die verblasste zunehmend.
Elegant verneigte Hugo sich über Mrs. Warennes Hand. „Guten Tag, Madam. Sie befinden sich wohl, wie ich hoffe?“
Als er anschließend vor ihr stand, stockte Emma der Atem. Er nahm auch ihre Hand, drehte sie jedoch im letzten Moment herum und küsste die Innenfläche. Emma stieß einen Seufzer aus.
Hugo richtete sich auf und lächelte sie an. Dann küsste er sie auf die Wange. „Dir ebenfalls einen guten Tag, meine liebe Frau“, begrüßte er sie. „Dich muss ich nicht nach deinem Befinden fragen, offensichtlich erblühst du hier trotz der anstrengenden Reise.“
„Du traust mir wenig zu, wenn du glaubst, eine solche Fahrt würde mich erschöpfen“, sagte sie und erwiderte sein Lächeln.
„Touché, Madam“, entgegnete er und strich mit dem Daumen über ihre Handfläche, ehe er sie losließ. „Pass indes auf, ich könnte dein Durchhaltevermögen testen wollen.“
Emmas Lächeln vertiefte sich. Es lag so viel Wärme in seinem Blick, und zudem ein belustigtes Funkeln, als er sie neckte. Sie wünschte, er hätte ihre Hand in der seinen behalten.
Tante Augusta hüstelte, während man sich setzte. „Ich habe eine Suite für euch herrichten lassen“, verkündete sie brüsk. „Ich hoffe, ihr beide werdet euch wohlfühlen.“
Emma hatte die leichte Betonung des Wortes „beide“ durchaus vernommen. „Danke, Tante“, wandte sie sich an die Hausherrin. „Ich bin sicher, das werden wir.“
Tante Augusta plauderte so lebhaft weiter wie zuvor. „Und was ist mit Ihrem nichtsnutzigen Bruder, Major? Ist er noch in London?“
Hugo runzelte die Stirn. Auch wenn Mrs. Warenne die Tante seiner Gattin war, schätzte er es nicht, wenn in dieser Weise über Kit gesprochen wurde. „Es geht ihm gut, danke, Madam“, antwortete er reserviert.
Tante Augusta erwartete offensichtlich, dass er mehr erzählte, doch Emma bemerkte, wie er die Lippen zusammenpresste. „Ich denke, ich sollte mich vielleicht ein wenig hinlegen, Tante“, meinte sie und erhob sich. „Vor allem, da Lady Dunsmore uns heute Abend zu ihrer musikalischen Soiree eingeladen hat. Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen, indem ich bei den Arien einschlafe.“
Hugo war ebenfalls aufgestanden. Die Schwindeleien seiner Gemahlin ließen ihn leise schmunzeln.
Tante Augusta indes ließ sich nichts vormachen. „Geh nur, Mädchen“, sagte sie lächelnd. „Und nimm deinen Ehemann mit. Zeig ihm den Rest des Hauses. Er sollte sich auskennen, nun, da er zur Familie gehört.“
Hugo verneigte sich und hielt Emma die Tür auf. Kaum hatte er sie hinter ihr geschlossen, flüsterte er ihr ins Ohr: „Wie viele Tage müssen wir hierbleiben, Emma? Ich glaube, ich würde lieber der französischen Kavallerie ins Auge sehen.“
Emma unterdrückte ein Kichern. „Das hängt von dir ab. Ich kann jederzeit nach Lake Manor aufbrechen, wenn du es willst. Oder wohin auch immer sonst.“
„Du führst mich in Versuchung, Emma. Ich würde dich zu gern nach Paris bringen, oder nach Rom. Egal. Es soll Lake Manor sein.“ Mit offensichtlichem Abscheu blickte er zurück zur Tür. „Und ich verspreche dir, unser Aufenthalt hier wird nicht allzu lange dauern.“
Lake Manor wirkte mit jeder Minute anziehender.
Emma hatte nicht die Absicht, Hugo durch das ganze Haus zu schleifen. Er würde sich mühelos selbst zurechtfinden. Erst als sie ihre Suite erreicht hatten, erkannte sie, dass sie ihn um ein Haar geradewegs zu ihrem Schlafgemach geführt hätte. Rasch ging sie eine Tür weiter und öffnete sie. „Wir können diesen Salon benutzen, und zu beiden Seiten liegen die Schlafzimmer. Meins ist hinter dieser Tür“, sie deutete in die Richtung, „und deines dort drüben.“
„Großartig“, sagte Hugo. Ohne ein weiteres Wort ließ er sich auf das Sofa fallen, schloss die Augen und streckte seine langen Beine mit einem Seufzer aus. Emma betrachtete ihn. Sie meinte, ein leichtes Humpeln beim Treppensteigen bemerkt zu haben. Offensichtlich war er müde, und etwas Ruhe würde ihm guttun. „Möchtest du Tee? Ich kann welchen bringen lassen.“
Sofort richtete er sich auf. „Verzeih mein schlechtes Benehmen, Emma. Ich dachte, du wolltest dich hinlegen.“
„Oh nein“, entgegnete sie heiter. „Das war nur ein Vorwand, damit wir Tante Augusta entkommen.“
„Du bist unmöglich, Emma“, versetzte er lächelnd. „Und
Weitere Kostenlose Bücher