HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
was mich angeht – ich bin müde, aber ich werde es überleben, keine Angst. Eine Tasse Tee wäre sicher belebend, vorausgesetzt, du leistest mir Gesellschaft.“
Emma läutete, dann setzte sie sich in einen der Sessel, damit Hugo seinen Platz auf dem Sofa behalten konnte. Keiner von beiden sprach, bis der Tee bestellt war.
„Willst du …“
„Soll ich …“
Beide verstummten mitten im Satz und lachten verlegen. Hugo winkte gelassen. „Nach dir, Madam.“
Emma widerstand der Versuchung, das Gleiche zu sagen. Der junge Mann, den sie vor so vielen Jahren gekannt hatte, war für einen Scherz immer zu haben gewesen, selbst wenn er auf seine Kosten ging, doch der Mann, den sie geheiratet hatte, war ein anderer. Seine Erfahrungen – welche immer es gewesen sein mochten – hatten ihn sehr verändert. So fragte sie einfach: „Begleitest du uns zu der Soiree?“
„Ich fürchte, das geht nicht, Emma. Ich bin mit Kit verabredet. Wir haben unsere Angelegenheiten noch nicht geregelt.“
Emmas Ansicht nach musste es ein seltsames Geschäft sein, wenn man es in der Dunkelheit erledigte, aber sie sprach es nicht aus.
„Deine Miene verrät dich, meine Liebe“, erklärte Hugo mit einem schiefen Lächeln. „Ich versichere dir, ich muss Kit heute Abend wirklich treffen. Es lässt sich nicht vermeiden. Allerdings sind wir erst später verabredet, sodass ich dich zu Lady Dunsmore begleiten und für ein oder zwei Arien bleiben kann. Das sollte boshafte Zungen zum Schweigen bringen. Und wenn ich gehe, kannst du behaupten, dass dein Mann keinen Sinn für Musik hat und bei der ersten Gelegenheit die Flucht ergreift. Ein hoffnungsloser Fall.“
Das Teetablett wurde gebracht, sodass Emma einer Antwort enthoben wurde. Niemals, nicht einmal im Scherz, würde sie etwas so Verletzendes über ihn sagen.
Sie wollte einschenken, hielt jedoch inne, die Kanne bereits in der Hand. „Ich fürchte, ich weiß nicht mehr, wie du deinen Tee trinkst.“
Hugo verzog das Gesicht. „Gütiger Himmel! Was für eine Ehefrau habe ich mir da eingehandelt!“
Diesmal war sie in der Lage, freundlich zu erwidern: „Eine, die dir fünf Löffel Zucker geben wird, wenn du sie nicht ganz schnell davon abhältst.“
„Aah!“, rief er und sank theatralisch zur Seite. „Meine Gattin will mich vergiften!“
Emma warf ihm einen vielsagenden Blick zu, stellte die Teekanne ab und nahm die Zuckerdose. „Eins“, zählte sie drohend und tat einen Löffel voll in seine Tasse.
„Verschone mich!“, rief er und grinste dabei wie der übermütige Junge, der er einst gewesen war. „Rette mich wer kann aus den Händen der Gemahlin, die mich umzubringen trachtet.“
„Ich nehme an, das bedeutet, nur einen Löffel Zucker, Major“, versetzte sie und verbiss sich ein Lachen. Sie schenkte ihm endlich den Tee ein und trug die Tasse zu ihm.
Sofort war er auf den Beinen. Sie hatte nicht gewusst, dass er so schnell war. Dass er bisweilen noch hinkte, hinderte ihn offensichtlich nicht daran, sich rasch und sicher zu bewegen.
„Emma …“ Er lachte nicht mehr. Er klang ernst, beinahe ärgerlich. Was stimmte nicht?
„Ist irgendetwas, Hugo?“
Er lächelte wieder. „Schon gut“, sagte er und nahm ihr seine Tasse ab. „Nicht im Augenblick.“
Emma kehrte zu ihrem Platz zurück und schenkte sich selbst ein. Dies war ein guter Moment, er wirkte entspannt. „Hugo, möchtest du mir etwas von deiner Zeit in Spanien erzählen?“
„Nein, meine Liebe, ich glaube nicht.“
„Du hast damals regelmäßig von dort geschrieben – oh, jetzt fällt es mir wieder ein!“ Emma wunderte sich, wie sie das hatte vergessen können. Die vage Erinnerung an Hugos Briefe ging ihr im Kopf herum, seit sie ihn zum ersten Mal wiedergesehen hatte, doch bisher war sie nicht greifbar gewesen. Nun jedoch hatte sie sie gepackt und wollte sie nicht mehr loslassen. „Da waren diese spannenden Episteln, die Richard einmal im Monat bekam, in denen du ihm deine Abenteuer geschildert hast. Wie du in Portugal ankamst und von allem erzähltest – den Farben, den Geräuschen –, mir war jedes Mal, als sei ich dabei gewesen.“
„Richard hat sie dir zum Lesen gegeben?“ Der Gedanke beunruhigte Hugo.
„Nein. Er hat sie mir vorgelesen. Na ja, Teile daraus.“ Emma lächelte. „Es klang alles so fremdartig, ganz anders als unser einfaches Leben hier in England. Ich glaube, Richard hat dich beneidet.“
Hugo verzog das Gesicht.
„Irgendwann blieben die Briefe aus.“ Emma sah ihren
Weitere Kostenlose Bücher