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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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klangen weder erstaunt noch neugierig, sondern so sachlich wie immer.
    „Gott segne dich“, sagte Emma und meinte es ehrlich. Eine solche Freundin hatte sie nicht verdient. „Soweit ich weiß, werden wir uns nur ein paar Tage in der Stadt aufhalten, also brauche ich nicht viel mitzunehmen. Wenn Sawyer den Rest packt, bist du dann so gut und lässt ihn nach Lake Manor bringen?“ Sie erhob sich und folgte Jamie ins andere Schlafzimmer.
    „Natürlich mache ich das. Aber bist du sicher, dass ihr nicht länger bleibt? Deine Tante wird dich dazu überreden wollen, vor allem, da die Saison im vollen Gange ist. Ich denke, sie will ihre frisch verheiratete Nichte der ganzen Welt vorführen.“
    Emma verzog das Gesicht. „Ich glaube kaum, dass das Hugo gefallen würde“, erwiderte sie. „Und was hat man von einer frisch verheirateten Nichte, wenn deren Gemahl sich weigert, sich mit ihr zu zeigen?“
    Jamie lachte. „Da hast du allerdings recht. Major Stratton hasst es, das Objekt allgemeiner Neugier zu sein, vor allem zurzeit. Er ist ein eher zurückhaltender Mann, denke ich.“
    Emma schwieg.
    „Emma, gestattest du, dass ich dir einen Rat gebe?“
    Emma vermochte ihre Freundin nicht anzusehen. Jamies Frage machte sie verlegen. Ein Nicken indes gelang ihr. Jamie war eine kluge Frau, und Emmas Schicksal lag ihr am Herzen. Was sie zu sagen hatte, war hörenswert.
    Jamie überlegte gründlich, bevor sie sprach. „Ja, ich nehme deinen Gatten als sehr zurückhaltend wahr, Emma. Und als sehr stolz. Ich denke, er ist sich seiner Narben und der Schwäche, die seine Verwundung verursacht hat, überaus bewusst. Richard erzählte mir, dass Hugo früher ein sehr aktiver Mann war, er ritt gern, war ein ausgezeichneter Schütze, immer in Bewegung. Er muss darunter leiden, so beeinträchtigt zu sein. Mehr jedoch macht ihm zu schaffen – dessen bin ich mir sicher –, dass andere ihn bemitleiden könnten. Vor allem du, Emma. Ich glaube, er fürchtet, du könntest ihn nur für einen halben Mann halten.“
    Emma schluckte. Sie wartete, dass Jamie weitersprach. Sie selbst brachte keinen Ton heraus.
    „Eines der Dinge, die ich in meiner eigenen Ehe gelernt habe, Emma, ist, dass man zuweilen ein paar Wagnisse eingehen muss.“
    Emma sah sie überrascht an.
    Jamie lächelte leicht. „Das klingt komisch, oder? Ich meine keine körperlichen Risiken, sondern andere, die dein Selbstbewusstsein betreffen … Für einen stolzen Mann ist es schwer, wenn nicht unmöglich, seiner Gemahlin seine Schwächen zu zeigen, weil er fürchtet, sie könnte ihn damit verletzen. Und wenn seine Frau genauso empfindet, dann bleiben die Barrieren bestehen. Sie werden niemals miteinander reden, einander niemals vertrauen können …“
    „Aber was soll ich tun?“, platzte Emma heraus. Jamies Beschreibung ihrer Beziehung zu Hugo ließ sie all ihre Scham vergessen. Jamie wusste, was zwischen ihnen nicht stimmte, und gewiss kannte sie auch die Lösung.
    Jamie mit ihrer ruhigen, gleichmütigen Stimme fuhr fort: „Wenn die Frau stark genug ist, ihre eigenen Schwächen zuerst zuzugeben, dann lernt ihr Gemahl vielleicht, das ebenfalls zu tun. Vor allem, wenn er sie liebt.“
    Emma schüttelte den Kopf. Hugo liebte sie nicht. Da täuschte Jamie sich. Er verachtete sie. Und sie hatte ihm den Grund dafür geliefert.
    Jamie unterließ es, Emmas Reaktion zu kommentieren. „Ich habe noch etwas auf dem Herzen, das ich dir sagen muss“, sprach sie weiter, „selbst wenn es dich, wie ich fürchte, beunruhigt. Es gibt da ein Vorkommnis in der Vergangenheit deines Gemahls, aus seiner Zeit auf der Iberischen Halbinsel. Ich kann dir keine Einzelheiten erzählen, nicht einmal Richard kennt alle Details. Ich weiß nur, dass diese Sache Hugo noch immer bedrückt.“
    Also hatte ihre Ahnung sie nicht getrogen. Emma war überzeugt, dass es mit Colonel Forster zu tun hatte. Sie dachte an den sonderbaren Wortwechsel zwischen Kit und dem Colonel beim Derby. Die Feindseligkeit war unter dem dünnen Deckmantel der Höflichkeit beinahe greifbar gewesen. Wenn Richard oder Jamie Zeuge dieses Disputs gewesen wären, wäre ihnen klar geworden, was Hugo Sorge bereitete.
    Doch sie wussten nichts davon. Und es stand Emma nicht zu, ihnen von dem Vorfall zu erzählen. Wenn Hugo seine Vergangenheit mit Richard teilen wollte, dann würde er selbst den Zeitpunkt dafür wählen.
    Aber würde er Emma eines Tages so weit trauen, sie mit ihr zu teilen?

19. KAPITEL
    „Meine Liebe, ich bin entzückt,

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