HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
sie ihn anschaute. Dann breitete er die Arme aus. „Komm her“, fuhr er fort. „Ich will dir zeigen, dass es stimmt.“
Emma trat zu ihm, ohne weiter nachzudenken. Lange Zeit hielt er sie einfach nur fest. Sie fühlte sich warm und geborgen.
Schließlich beugte Hugo sich herunter, um ihr tränenüberströmtes Gesicht zu küssen. „Weine nicht, Emma. Ich versichere dir, das ist nicht nötig.“ Er streichelte sie sacht und behutsam. Dieser Augenblick war zu kostbar, als dass er ihn mit seinem Verlangen ruinieren durfte. Er sehnte sich verzweifelt danach, sie zu lieben, doch sie musste es selber wollen, ganz und gar. Die Grobheiten ihrer Hochzeitsnacht wollte er auf keinen Fall wiederholen.
Er fand nicht die richtigen Worte, um sie zu fragen. Stattdessen begann er, ihre Lider zu küssen, ihre Mundwinkel, ihren Hals. Als er damit anfing, ihr Ohrläppchen zu liebkosen, seufzte sie und schlang ihre Arme um ihn.
„Emma, meine Liebste, ich begehre dich so sehr“, gestand er mit rauer Stimme. „Aber ich habe Angst, dich mit meiner Leidenschaft zu erschrecken. Wenn du es willst, werde ich aufhören. Ein Wort von dir genügt.“ In Wahrheit war er nicht sicher, dass er das schaffen würde, vor allem, wenn sie sich derart eng an ihn schmiegte.
„Ich …“ Emmas Stimme war kaum vernehmbar. Sie versuchte es noch einmal. „Ich habe keine Angst. Hugo, ich möchte, dass du …“ Sie konnte es nicht aussprechen, gleichwohl sagte ihm die Art, wie sie errötete, genug.
„Oh, meine Schöne“, rief er erstaunt. „Meine süße, wundervolle Gemahlin.“
Sie errötete tiefer, als stände sie in Flammen. Er musste ihr über ihre Verlegenheit hinweghelfen.
Er wandte sich zur Tür ihres Schlafzimmers, das sie miteinander teilen würden. „Emma, meine Liebste, ich fürchte, ich habe meine Pflichten vernachlässigt.“ Gut. Jetzt siegte ihre Neugier, und sie sah ihn abwartend an. „Ist es nicht so, dass der Mann seine Gemahlin über die Schwelle tragen soll, hinein in ein neues Leben? Und habe ich das nicht versäumt?“
„Um Himmels willen“, erwiderte sie erschrocken. „Deine Verwundung … dein Arm. Hugo, ich bin kein Fliegengewicht, trotz meiner geringen Größe. Versuch es nicht, ich bitte dich.“
„Verstehe ich das richtig, dass meine Gemahlin kein Zutrauen hat zu den Fähigkeiten ihres Gatten?“ Er versuchte, in der gleichen Weise zu sprechen, wie er es mit unfähigen Untergebenen tat. „Du strapazierst meine Geduld, Frau, wahrhaftig, das tust du.“
Offensichtlich war er kein so guter Schauspieler, wie er gehofft hatte, denn Emma lachte ihn aus. „Sie, Sir“, entgegnete sie, „sind ein Schwindler. Nichtsdestoweniger bitte ich dich, es bleiben zu lassen.“
„Feigling“, meinte er und stimmte in ihr Lachen ein. „Warum sollte ich es nicht tun? Es ist ja niemand hier, außer meiner Gemahlin. Und sie wird mich nicht verraten, selbst wenn ich ihr gestatte, mich zurechtzuweisen, sollte ich sie fallen lassen.“
Emma schüttelte den Kopf, immer noch lachend. Es war nur eine Kleinigkeit, doch dass Hugo ihr so weit vertraute, eine Schwäche zu zeigen, war ein wichtiger Erfolg. „Da du nun einmal dazu entschlossen bist, mein Gatte, muss ich mich wohl fügen. Habe ich das nicht gelobt?“
Hugo küsste sie, um das Bündnis zu besiegeln. Dann öffnete er die Tür und stellte sich an die Schwelle. „Leg die Arme um meinen Hals, Emma“, wies er sie an. „Und lass auf keinen Fall los. Dies ist ein Experiment.“
Emma tat, was er von ihr verlangte. Hugo legte seinen schwächeren Arm um ihre Taille, dann bückte er sich und schob den anderen unter ihre Knie. Er holte tief Luft, hob sie hoch und trat in ihr Schlafzimmer. Er hatte das Bett beinahe erreicht. Nur noch ein paar Schritte, und dann würde er seine reizende Last ablegen.
Plötzlich begann er zu schwanken.
„Hugo, lass mich runter!“, rief Emma.
Er tat einen weiteren Schritt, dann fielen sie zusammen auf die weiche Matratze, mit erleichtertem Gelächter, in einem Gewirr aus Armen und Beinen.
„Du hast es geschafft“, sagte sie, als sie wieder zu Atem gekommen war. Sie umarmte ihn fester. „Und sieh, was für ein gehorsames Weib ich geworden bin. Ich habe dich keine Sekunde lang losgelassen.“
Es stimmte. Und sie lachte ihn an, während ihre Augen aussahen, als spiegele sich darin der Himmel wider. Sie war wunderschön. Und sie war seine willige Gemahlin. Hugo neigte sich über sie, um langsam und genussvoll ihre Leidenschaft zu
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