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Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Titel: Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Levison
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sie sich an diesem Abend mit ihrem Liebhaber treffen würde.
    Als ich Karen Jahre später wieder mal traf und wir bei einem Bierchen über Vergangenes klatschten, fragte ich sie auch über Sarah.
    »Das Luder? Seit unserer Trennung hab ich kein Wort mit ihr gewechselt.«
    »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Na, weil sie dir verraten hat, wo ich an diesem Abend sein würde. Sie war schon immer eifersüchtig auf mich.«
    »Sie hat mir gar nichts gesagt«, sagte ich. »Das war reiner Zufall.«
    »Ach hör doch auf«, lachte Karen. »Du würdest eine solche Bar doch niemals betreten.«
    »Warum hätte ich mit Sarah überhaupt reden sollen? Ich kannte sie doch kaum. Ich hab sie nur ein paarmal gesehen, zusammen mit dir.«
    »Du hast sie nicht angerufen. Aber sie hat dich angerufen«, sagte Karen.
    Wie oft ich auch beteuerte, dass das Ganze ein Zufall war, Karen wollte mir einfach nicht glauben. Sie zog nicht einmal in Erwägung, dass Sarah und ich die Wahrheit sagen könnten. Und die Wahrscheinlichkeit sprach ja in der Tat nicht gerade für mich: Warum sollte ich auch den weiten Weg durch die Stadt fahren, um in einer mir unsympathischen Bar auf ein Bier zu gehen?
    Ich weiß es nicht. Aber es war nun mal so.
    Das war das letzte Mal, dass man mir einfach nicht glauben wollte. Ein Gefühl der Hilflosigkeit, aus dem nichts Gutes folgte. Es fühlte sich an wie eines dieser Würgehalsbänder, mit denen sie ungestüme Hunde zur Raison bringen. Je mehr du dich sträubst, desto fester zieht es sich zusammen. Das Beste, was du tun kannst, ist möglichst stillhalten.
    Da können sie über die Unschuldsvermutung reden, bis sie blau anlaufen im Gesicht, aber wir Menschen funktionieren nicht ganz so einfach, oder?
     
    Ich bin zurück im Verhörzimmer, drei Stühle und ein Tisch. Es geht um die College-Girls, denen ich eine Freifahrt spendiert habe. Ja, ich weiß, Gratisfahrten sind verboten. Ja, ich weiß, das kann dich deine Taxifahrerlizenz kosten. Ja, es klingt wahrscheinlich wirklich unglaubwürdig, dass ich zwei betrunkene Studentinnen auf eine Gratisfahrt von kaum einer Meile eingeladen habe. Nein, ihre Namen habe ich nicht mitgekriegt. Ich glaube, eine der beiden hieß Kelly. Ja, ist mir klar, dass das ein ziemlich häufiger Name ist.
    Vielleicht haben die beiden Girls Sie so scharf gemacht, dass Sie einfach nicht mehr anders konnten, als ein Kind zu entführen? War es so?
    Nein.
    Sie haben es aus reiner Gutherzigkeit getan? Als ritterlicher Samariter?
    Ich hab sie nur im Auto mitgenommen. Eine Meile. Es war auf dem Weg zurück in die Garage.
    Diese Mädchen existieren nicht, mein Freundchen. Da war nix mit einem Mädchen, das sich ins Auto übergeben hat, ausgenommen vielleicht eine Zwölfjährige, die vor lauter Angst kotzen musste …
    Ich will einen Anwalt.
     
    Bis zu diesem Augenblick habe ich keinen Gedanken an einen Anwalt verschwendet. Oder vielleicht war das Thema in meinem Unterbewusstsein vorhanden, aber ich wollte nicht feindselig erscheinen. Instinktiv will man ja zunächst einmal mithelfen, die Dinge aufzuklären. Du weißt, du hast es nicht getan, und du bist dir sicher, dass du die Dinge in ein paar Minuten zurechtrücken kannst. Wieder daheim in deiner Wohnung, kümmerst du dich um Alltagskram, und deine Sorgen drehen sich um die Frage, was du dir zum Abendessen kochen sollst. Mit einem Anwalt hältst du den Lauf der Dinge nur unnötig auf.
    Nun ist es aber so, dass sich meine Illusionen, eine nach der anderen, in Luft auflösen. Ich bin gezwungen, die neuen Fakten zur Kenntnis zu nehmen. Ich werde Charlie nicht in der Bar treffen. Ich werde nicht zum Abendessen zu Hause sein. Diese Typen sind tatsächlich der Überzeugung, dass ich die Tat begangen habe. Für die ist das nicht der Anfang ihrer Ermittlungen, sondern deren Abschluss. Auch wenn sie mich den Reportern gegenüber wahrscheinlich »als Verdächtigen betrachten«, in Wahrheit verhält sich die Sache ja ganz anders. Für sie steht fest, dass sie den Richtigen gefunden haben. Die Suche nach anderen möglichen Tätern haben sie inzwischen aufgegeben, jetzt kommt es darauf an, mich zum Sprechen zu bringen, auch wenn das bedeutet, dass sie mich hier zwanzig Stunden lang ununterbrochen festhalten und mir immer wieder die gleichen Fragen stellen.
    Ich kann hören, wie eine Frau draußen vor dem Verhörzimmer Reporterfragen beantwortet. Sie könne den Namen der betreffenden Person nicht nennen, man habe aber einen Tatverdächtigen in Gewahrsam, sagt sie. Nein,

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