Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
sehr reizvoll. Wie die Wiese, auf der sie am Tag nach ihrem allerersten Kuss ein Überraschungspicknick für ihn veranstaltet hatte.
Ohne sein Unbehagen zu bemerken, lachten Kit und Levi lauthals.
Sie tätschelte Travis’ Oberschenkel und erhöhte dadurch nur noch sein Unwohlsein. „Die Begegnung mit Garys Eltern – vor allem seiner Mutter – dürfte ein wahres Erlebnis für dich werden!“
2. KAPITEL
„Den Teufel wirst du tun! Du bringst meine einzige Enkeltochter keinen einzigen Meter aus dieser Stadt!“
Beulah Redding, Marlenes Schwiegermutter, erwies sich als Original. Sie war gut eins siebzig groß und fast hundertfünfzig Kilo schwer, besaß eine üppige hellblonde Lockenpracht und eine schier endlose Sammlung an Windmühlen jeglicher Form und Größe. Darunter befanden sich sogar drei echte Exemplare im vorderen und fünf im rückwärtigen Garten.
Das Haus war makellos gepflegt, ebenso wie die sechs Monate alte Libby. Sie trug einen niedlichen rosa Strampelanzug, die dunklen Locken glänzten, die zarte Haut duftete nach Babypuder.
Travis setzte sich auf ein blaues Samtsofa in dem pfirsichfarben gestrichenen Wohnraum. „Laut Testament deines Sohnes und meiner Schwester, die mir eine Kopie zur Verwahrung geschickt hat, soll im Falle …“ Er konnte sich nicht dazu durchringen, es auszusprechen. „… für den Fall, in dem wir uns jetzt befinden, hat Marlene ausdrücklich mich zu Libbys Vormund ernannt.“
Kit, die auf einer geblümten Couch neben einem gurgelnden Springbrunnen mit Windmühle hockte, wirkte genauso beklommen, wie er sich fühlte. Zum Glück hatte Levi sich in seinem Laden absetzen lassen, um den alten Ben zu beaufsichtigen.
Beulah beförderte Libby in eine Babyschale mit lauter quietschenden Gegenständen und Knöpfen zum Drücken, bevor sie auf den Sessel gegenüber dem Sofa sank. „Es ist mir egal, was in diesem Testament steht. Ich weiß tief in meinem Herzen, was mein Sohn wollte, nämlich dass ich und sein Vater Libbys Vormund werden. Damit sie mit unseren Wertvorstellungen aufwächst – und nicht mit deinem Großstadtgehabe!“
Im Stillen zählte Travis bis zehn wie in einer schwierigen geschäftlichen Verhandlung. Dann setzte er dieses selbstbewusste Lächeln auf, das sich kürzlich bei einem Fotoshooting für die Titelseite einer Zeitschrift äußerst bewährt hatte. „Auch wenn ich deine Interpretation des Testaments ebenso respektiere wie den ordentlichen Zustand dieses Hauses, muss ich betonen: Ich kann Libby Dinge bieten und beibringen, die hier in IdaBelle Falls niemals möglich wären, den Eiffelturm, die Cheopspyramide, den Broadway.“
Beulah reckte das Kinn vor. „Ich kann ihr zeigen, wie man mein preisgekröntes Gemüse einlegt. Wie man sich nicht übers Ohr hauen lässt, wenn man Windmühlen im Internet kauft.“
Er räusperte sich. „Das ist ja alles gut und schön, aber bei mir bekommt sie eine Ausbildung, mit der sie sich auf der ganzen Welt sehen lassen kann.“
Sie richtete sich auf. „Willst du damit andeuten, dass unsere Lehrer hier vor Ort schlecht sind? Dann frag doch mal in deiner ach so tollen Großstadt nach, wie viele dort nach der Highschool weiter aufs College gehen. Bei uns sind es fünfunddreißig von fünfzig und die meisten haben ein Stipendium!“
„Eine eindrucksvolle Statistik. Aber ich habe meinem Firmenanwalt das Testament vorgelegt und der hat mir versichert, dass ich einen Rechtsanspruch darauf habe, Libby mitzunehmen, wohin auch immer es mir gefällt.“
„Nichts gegen deinen superschlauen Anwalt, aber ich fechte das Testament trotzdem an“, konterte Beulah mit einem zuckersüßen Lächeln. „Mein Rechtsbeistand hat eine richterliche Verfügung erwirkt, die dir verbietet, meine Enkeltochter außerhalb der Bezirksgrenze zu bringen, solange ein Gericht nicht beide Parteien angehört hat. Was bedeutet, dass sie bei mir bleibt, bis eine formelle Entscheidung gefällt wird.“
Travis ballte die Fäuste und rang mühsam um Selbstbeherrschung. Er stand auf und ging die fünf Schritte zu Beulahs Sessel. „Ich habe nicht die Absicht, einen hässlichen Streit anzuzetteln, aber meine Schwester hat Kit auf dem Sterbebett gesagt, dass ich Libby aufziehen soll. Ich habe meine Schwester sehr geliebt und werde ihren Wunsch daher erfüllen.“
„Ach ja?“ Beulah stand ebenfalls auf. „Und weil du sie so sehr geliebt hast, hast du Libby seit ihrer Geburt erst ein einziges Mal gesehen? Und das nur, weil Marlene und mein Sohn
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