Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Mädchen sitzen. Ein dunkelhäutiges Mädchen mit einer Tüte vom Systembolaget, sie und eine andere sehen aus, als würden sie aus dem Sudan oder aus Eritrea oder so kommen, außerdem sind da ein Mädchen
mit langen roten Haaren und einem Pitbull und zwei blonde, sehr große Mädchen.
»Jonna, was machst du denn?«
Öhm, nichts. Sie klappt ihr Notizbuch zu und steckt es schnell in die Schultasche. Alex ruft noch einmal und bedeutet ihr, zu ihnen zu kommen. Nein, danke. Jonna schüttelt den Kopf und sieht weg. Lieber nicht. Doch plötzlich fängt das Mädchen mit den langen, roten Haaren auch an zu rufen und zu winken, bis es peinlich wird, und da steht Jonna dann doch auf und geht hinüber.
»Das ist Jonna.«
Alex springt vom Fußboden auf, sodass sie sich in ihrem Eifer fast den Kopf an der Treppe stößt, nimmt Jonna stolz am Arm und stellt sie den anderen vor.
»Wir haben uns im Schwimmbad kennengelernt. Jonna hat eine Katze.«
Das Mädchen mit der Plastiktüte streckt ihr eine Hand hin und nickt. Die anderen sagen Hallo, und eine von ihnen zeigt auf das Mädchen mit der Plastiktüte: »Das da ist Niki.«
Alex greift in Jonnas Haare. »Deine Frisur gefällt mir wirklich, die sieht gut aus.«
»Findest du?«
Doch, sie meint es ernst. Alex nickt, und das rothaarige Mädchen pflichtet ihr bei: »Du siehst aus wie ein Punker, und gleichzeitig sind die Haare lang und hübsch.«
»Genau«, sagt Alex. Sie holt ein Bier aus Nikis Plastiktüte und reicht es Jonna. »Willst du?«
»Ne, das ist doch ihr letztes.«
Die Rothaarige protestiert, und Niki macht sich lang, um die Dose zurückzukriegen, aber Alex schert sich nicht um sie, sondern öffnet die Dose blitzschnell und hält sie Jonna hin.
»Ach was, schon in Ordnung.«
Jonna schüttelt entschieden den Kopf. Sie will Nikis Bier nicht haben.
»Na gut, ich zwinge niemanden.«
Die Rothaarige streckt sich nach der Dose, aber Alex grinst nur provozierend und behält sie. Als die Rothaarige wütend wird und aufspringt, hängt sich Alex mit einem Sprung an die abgesperrte Treppe und klettert wie ein Äffchen mit der Dose in der Hand an der Außenseite hoch.
»Alex! Jetzt komm schon!«
Doch die bleibt am Geländer hängen und trinkt weiter, und die Rothaarige erreicht nur ihre Stiefel. Alle anderen Mädchen außer Niki springen auf die Füße, rufen wütend und versuchen, nach Alex zu greifen.
»Jetzt sei doch nicht so eine blöde Fotze!«
»Alex, gib uns das Bier!«
Aber das stachelt Alex nur noch mehr an. Als die Rothaarige Niki die Hundeleine gibt und anfängt, Alex hinterherzuklettern, hangelt sich die nur noch höher hinauf und zieht dabei die Füße hoch. Dann rülpst sie demonstrativ den anderen zu und nimmt noch ein paar lange Schlucke.
»Was macht ihr hier an der Treppe!«
Zwei große Wachleute kommen angerannt.
»Da oben ist abgesperrt! Kommt sofort runter!«
Sie schlagen mit ihren Stöcken an das Treppengeländer und nach den Mädchen, und ihr Schäferhund bellt den Pitbull an, dass es zwischen den Wänden widerhallt. Die Leute, die ihre Weihnachtseinkäufe machen, starren herüber, und Niki kann den aufgeregten Pitbull nicht mehr halten.
»Achtung!«
Die Rothaarige wirft sich vor, kriegt die Leine zu fassen und zerrt fest daran, um das Tier mit sich zu ziehen. Dann eilt sie in Richtung Ausgang. Die blonden Mädchen flüchten auch, und Alex springt von der Treppe und rennt ebenfalls los. Jonna beeilt sich hinterherzukommen, und die ganze Gruppe stiebt davon, der Schäferhund bellt, und die Wachleute jagen hinter ihnen her. Die Mädchen rennen, so schnell sie können, aber Alex lacht die ganze Zeit, als ob das alles ein Spiel für sie wäre. Als sie an der Warmluftschleuse angekommen sind, bleibt sie plötzlich stehen, kippt den letzten Rest Bier hinunter und wirft die Dose direkt in Richtung der Wachleute.
»Faschistenschweine!«
*
»Gehst du mit was essen?«
»Waren das da deine Freunde?«
Sie stehen wieder in Kälte und Dunkelheit, plötzlich sind nur noch Alex und Jonna übrig. Jonna versteht das alles nicht. Wenn das ihre Mädchengang war, warum hat Alex sich dann so verhalten?
»Wir haben doch nur Spaß gemacht.«
Alex zuckt mit den Schultern, und dann werden sie von einem Krankenwagen übertönt, der sich zwischen den Stein pfeilern vor der Galerie hindurchzwängt. Blaulicht und Martinshorn und Autos, die direkt vor ihnen vorfahren.
»Gehst du nun mit was essen?«
»Aber ich hab kein Geld.«
Und auch keine Lust, mit diesem
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