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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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sie nun vor ihrem eigenen Spiegelbild auf der Glasscheibe, und ihr wird alles so klar. Sie gehört nicht zu denen im Pelzmantel, die da draußen auf dem Weg zu irgendeinem wichtigen vorweihnachtlichen Termin vorbeieilen. Und sie ist auch nicht eine von den Badegästen, die hier toben und ihren Spaß haben. Sie hatte so auf das Ullvi gehofft, aber ihre vergeblichen Versuche, unter den neuen Klassenkameraden Freunde zu finden, haben sie nur darin bestärkt, dass sie anders ist. Missraten. Komisch. Jemand, der einem leidtun muss. Ganz gleich, was sie gesagt und wie sie sich bemüht hat. Und hier im Spiegelbild sieht sie deutlich, dass sie wie in einer eigenen Schicht festsitzt. Sie steckt zwischen den Wirklichkeiten, die auf den beiden Seiten des Glases stattfinden.
    Ja, aber, wie ist das möglich …?
    Plötzlich sieht sie Angelika Andersson. Auch sie wie eine Spiegelung in dem Glas, aber diesmal ist Jonna schneller, rasch dreht sie sich um und lässt den Blick über die große Schwimmhalle schweifen. Hinten bei der Cafeteria entdeckt sie ein Mädchen mit strubbeligem hellem Haar, und da nimmt sie ihr Brot und die Schultasche und springt aus dem Plastikstuhl auf.
    »Angelika!«
    Sie eilt um die Becken zur Cafeteria und ruft noch einmal: »He, warte doch!«
    Ganz gleich, wie unwahrscheinlich oder komisch das jetzt ist, diesmal muss sie dem Mädchen ins Gesicht sehen. Sie erreicht die Cafeteria, als das Mädchen gerade dabei ist, sich an einen Tisch zu setzen. Sie hat sich eine Cola und Pommes frites gekauft, und jetzt dreht sie sich so abrupt um, dass ein paar Kartoffelschnitze vom Tablett fallen.
    »Oh, Entschuldigung, hast du hier gesessen?«
    »Hallo, nein, aber …«
    Jonna bleibt wie angewurzelt stehen. Und sie erkennt: Das Mädchen vor ihr ist kein bisschen Angelika.
    »Äh, ich habe dich verwechselt …«
    Eigentlich sieht das Mädchen sogar ganz anders aus. Das ist nicht Angelika Andersson.
    »Ich dachte, Entschuldigung, aber du siehst jemandem ähnlich, den ich kenne. Von zu Hause.«
    Stammelnd und enttäuscht entschuldigt sie sich, und ist jetzt richtig wütend auf sich selbst. Was heißt hier »den ich kenne«? Wenn es nur so wäre!
    »Ja, dann musst du wohl weitersuchen. Viel Glück!«
    »Hm. Und noch mal Entschuldigung. Tschüss.«
    Wahrscheinlich hat sie sich gestern auch schon getäuscht.
    *
    »Wolltest du nicht bei einer Freundin essen?«
    Hilfe. Mehrere Stunden sind vergangen, und als Jonna die Sauna wieder betritt, ist es darin so dunkel, dass sie kaum etwas sieht. Deshalb begreift sie erst gar nicht, dass der bissige Kommentar an sie gerichtet ist, und verpasst den Moment, den Raum einfach wieder zu verlassen. Erst als es zu spät ist, erkennt sie, dass Alex in der Sauna sitzt. Und was macht sie auch immer noch hier?
    »Äh, ja …«
    Jonna stammelt verlegen, aber Alex lacht bloß.
    »Ich mache mir ja nur Sorgen wegen deiner schrumpeligen Zehen. Komm rauf und setz dich hier hin!«
    Jonna sieht die andere verstohlen an, aber Alex scheint ungerührt, sie hat immer noch dieselbe gute Laune und bedeutet Jonna, dass sie sich neben sie setzen soll. Alex ist von einem bestimmten Duft umgeben, Jonna atmet ihn ein, und er erinnert sie an etwas, sie weiß aber nicht, an was. Scharf und deutlich ist er, aber überhaupt nicht unangenehm.
    »Komm her und leiste mir Gesellschaft.«
    Alex hilft Jonna, ihr Handtuch auf der Pritsche auszubreiten und macht gleichzeitig eine bedeutungsvolle Grimasse in Richtung zweier Mädchen, die mit den Rücken zu ihnen auf der unteren Bank sitzen und sich unterhalten. Was ist mit ihnen? Jonna sieht die Mädchen an und dann fragend zu Alex, und da flüstert Alex mit belustigtem Blick: »Hör zu!«
    »Ja, aber ich kann doch nicht so rumlaufen!« Das eine Mädchen.
    »Das wird das schlimmste Weihnachten!« Das andere.
    Sie sind ein wenig jünger als Jonna, haben lackierte Zehennägel, perfekt solariumgebräunte Schultern und sind so aufgeregt, dass sie kaum still sitzen können. Es muss etwas sehr Schlimmes geschehen sein. Nach jedem Ausbruch nickt die eine der anderen mitleidsvoll zu und ergänzt ihre Worte.
    »Ich weiß! Das schlimmste Weihnachten überhaupt!«
    »Es ist meinen Eltern einfach vollkommen egal, was ich denke.«
    »Meinen auch! Und alle anderen kriegen es!«
    Kriegen was? Jonna zieht fragend die Augenbrauen hoch, und Alex beugt sich zu ihr und flüstert ihr ganz leise ins Ohr: »Beine wachsen lassen.«
    »Was?«
    »Die Eltern bezahlen das Wachsen im Salon.«
    Alex

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