Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
paar Minuten unter den Haartrockner halten, ehe sie es überstreift, dann ist es wenigstens warm. Doch kaum ist sie zurück an ihrem Schrank, zittert sie schon wieder.
Aber was ist das denn?
Als sie fast fertig ist und Strümpfe und Kapuzenpullover angezogen hat, fühlt sie plötzlich etwas Schweres in der einen Tasche. Suchend schiebt sie die Hand hinein. Und findet – ein Handy mit einem glänzend roten Gehäuse.
7
»Wer bezahlt meine Handyrechnung?«
Es ist mittlerweile Abend, und Jonna und Alex haben sich auf einer weiteren großen Straße getroffen. Jonna hat versucht, sich für ihr Auftreten im Eriksdals-Bad zu entschuldigen, aber Alex hat nur mit den Schultern gezuckt, entweder um zu bedeuten, es sei in Ordnung, oder weil es ihr egal ist. Jetzt versucht Jonna, die Sache mit dem Handy zu klären. Wenn es gestohlen ist, dann müsste ja eigentlich die Karte gesperrt sein, es ist doch komisch, dass sie noch damit telefonieren konnte. Komisch, aber gut.
Alex beantwortet Jonnas Frage nicht, sie steht einfach da und zeigt auf zwei Bars, die nebeneinander auf der anderen Straßenseite liegen. Beide haben große Fenster mit großen roten und grünen Aufklebern und fast gleich aussehende Schilder, nur die Grundfarbe und jeweils ein Buchstabe unterscheidet sie voneinander, das eine Lokal heißt HGs und das andere BGs.
»Was meinst du? Such dir eines aus.«
»Oder ist da eine Paycard drin? Aber die kann man doch auch sperren lassen, oder?«
»Ich weiß es nicht. Komm jetzt!«
Alex hakt sich bei Jonna ein und geht auf das eine Lokal zu.
»Wieso denn, was machen wir?«
»Du musst schließlich jemanden finden, bei dem du heute übernachten kannst.«
Sie überqueren die Straße, und Alex erklärt, das würde ihr auch sehr gut passen, denn sie sei sowieso durstig. Da könnten sie genauso gut gleich loslegen.
»Loslegen womit? Weißt du denn, was für eine Nummer ich habe?«
Alex seufzt, als ob Jonna superanstrengend wäre, bleibt aber trotzdem stehen und holt ihr Handy aus der Tasche. Sie sucht den Anruf von dem feuerroten Handy und rattert die Nummer herunter, die Jonna bei sich speichern kann, und fragt dann schroff, ob sie jetzt zufrieden sei und sie weitergehen könnten.
»Entschuldigung! Was ist denn mit dir?«
Plötzlich sind sie auf dem besten Weg, sich wieder zu streiten, aber Jonna reißt sich in letzter Sekunde zusammen. Sie beißt sich auf die Lippe, dann fragt sie: »Was sollen wir denn da drin machen?« Sie nickt zum BGs hinüber, und es hat den gewünschten Effekt.
Alex lächelt und fängt eifrig an zu erklären. »Also, wir gehen hier rein und trinken mit ein paar Jungs. Das sieht vielleicht nicht wie ein ganz toller Laden aus, aber die Leute hier sind nett, man wird immer eingeladen und so.«
»Aber was hat das mit einer Wohnung zu tun?«
»Na, dann gehst mit einem von ihnen nach Hause.«
»Was??«
»Und dann hast du das Problem gelöst!«
Jetzt macht sie ja wohl Witze, oder? Jonna starrt Alex mit offenem Mund an, aber nein, die sieht überhaupt nicht so aus, als ob sie scherzen würde. Sie scheint nicht einmal Jonnas Reaktion zu verstehen.
»So macht man das! Alle, die ich kenne, machen das so!«
»Äh, ich glaub, da schlafe ich lieber wieder in einem Bus.«
Jonna schüttelt den Kopf, aber Alex schneidet eine Grimasse und zieht noch stärker an ihrem Arm.
»Das geht auf die Dauer nicht, du wirst entdeckt werden, und dann schicken sie dich nach Hause. Willst du das etwa?«
Nein, natürlich nicht. Aber dieser Vorschlag ist ja vollkommen verrückt. Jonna verstummt und stapft ein wenig im Schnee herum. Alex sieht sie auffordernd an.
»Wie willst du es dann machen?«
Hm. Sie will mit Alex zusammen sein. Aber das wagt sie kaum zu denken, geschweige denn zu sagen. Jonna kneift die Lippen zusammen, fragt schließlich aber doch, ob Alex nicht vielleicht diese Minken fragen kann, es geht ja nur um ein paar Nächte, nur bis sie einen Job gefunden hat und selbst eine Wohnung mieten kann.
Aber da schnaubt Alex nur: »Man kriegt keinen Job, wenn man nicht volljährig ist, das kannst du dir gleich abschminken. Und wenn du entgegen aller Erwartungen doch einen kriegen solltest, wie willst du dann den Monat überstehen, bis der erste Lohn kommt?« Sie seufzt und durch löchert dann gelassen weiter Jonnas Pläne: »Du kannst nicht einen Monat lang bei uns wohnen. Und wie willst du das ganze Jahr überstehen, bis du den Jahresbescheid hast, den man für einen Mietvertrag braucht? Und stehst du
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