Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
Vom Netzwerk:
denn wirklich schon die erforderlichen fünfundzwanzig Jahre auf der Liste der Vermietungsverwaltung, wo du doch erst sechzehn bist?«
    Am Ende weiß Jonna nicht mehr, was sie noch sagen soll. Sie schielt zu dem Kneipenfenster hinüber, auf dem mit großen Buchstaben BGs steht. Dahinter kann sie einen gepolsterten Bartresen erkennen, blitzende Bierhähne und
einen Großbildfernseher an der Wand. Es läuft Hockey oder Bandy, doch in der Bar sitzen keine Jungs, sondern alte Männer. Die sind mindestens vierzig, trinken Bier und lassen ihre Bäuche ungeniert vor dem Fernseher raushängen.
    Alex sieht, was Jonna denkt, und lacht.
    »Jonna, es braucht ein paar Jahre, bis man Geld und eine eigene Wohnung hat.«
    Okay. Jonna nickt schweigend. Aber dann fällt ihr etwas ein: »Sag mal, du hast so was doch wohl noch nicht gemacht, oder?«
    Sie spuckt die Frage aus und erwartet, dass Alex lachen und verneinen wird – aber das tut sie nicht. Stattdessen zuckt sie nur mit den Schultern und fängt auch an, in den Schnee zu kicken.
    Jonna ist fassungslos. Oje. Jetzt kapiert sie auch, wer Minken ist und warum Alex vom Mariatorget geredet hat und von einem Wohnheim. Und warum Jonna nicht bei Alex übernachten kann. Pfui Teufel! Wie ekelhaft!
    »Alex, du Arme!«
    Das Mitleid überwältigt sie, und sie nimmt Alex’ Hand, doch die zieht sie rasch zurück.
    »Jetzt reiß dich mal zusammen!«, sagt die und fährt dann ebenso wütend fort: »Ich muss dir hier nicht leidtun, und man geht auch nicht mit jedem mit. Und macht das auch nicht die ganze Zeit.«
    Nicht? So klang das aber eben noch. Aber Alex schüttelt den Kopf, legt die weißen Handschuhe wie einen Trichter auf die Scheibe des BGs und sieht suchend hinein. Eine ganze Weile steht sie so da, dann dreht sie sich zu Jonna um und zeigt auf einen Mann im Wollpullover, der allein an der Bar sitzt. Der würde nett aussehen, und jetzt soll Jonna aufhören zu jammern, denn jetzt gehen sie rein und trinken ein paar Bier mit ihm.
    »Ich habe Durst. Und nur so schaffst du es wenigstens bis Weihnachten.«
    Nein! Jonna schüttelt den Kopf und reißt sich los, als Alex sie mit hineinzuziehen versucht.
    »Jetzt hör auf, Jonna. Alle Beziehungen haben etwas mit Geben und Nehmen zu tun, und das hier ist nicht schlimmer als irgendwas anderes: Man bekommt ein Dach über dem Kopf dafür, dass er mal den Schwanz reinstecken darf.«
    *
    »Hallo, ich bin’s«
    Ein Weilchen später sitzen sie auf einer eiskalten Steinmauer vor dem BGs. Alex ist stocksauer, aber Jonna zuliebe hat sie sich breitschlagen lassen, diesen Minken anzurufen. Um zu fragen, ob Jonna nicht doch ein paar Nächte bei ihnen in Minkens kleinem Flur schlafen kann.
    Jonna sitzt daneben und zählt stur. Zwölf, vierzehn, neunzehn, vierundzwanzig Autos fahren vor ihnen auf der Straße vorbei. Sie sind nicht einmal ins BGs reingekommen, Jonna hat schon an der Tür vor Ekel heulen müssen, und da ist natürlich so eine Tante angekommen und hat sie beide nach ihren Ausweisen gefragt. Alex hat noch versucht zu erklären, dass sie hineinmüssten, um mit Jonnas Papa zu reden, und auf den Typen im Wollpullover gezeigt, aber da hat sich Jonna noch mehr geekelt, und die Tante war beinhart und hat sie im Nu rausgeworfen.
    »Wo bist du?«
    Alex ist sauer und hat offensichtlich keine Lust, hat aber trotzdem angerufen. Weil sie nett ist. Sie hat angerufen und fragt nun ihren Pädotypen, ob er sich vorstellen kann, auch Jonna unterzubringen, wenigstens für ein paar Tage, über Weihnachten, und das ist so verdammt nett von ihr. Jonna schnieft und zählt, um nicht zu zeigen, wie Alex’ Bemühungen sie mitten in diesem Elend rühren. Sie wird auf dem Fußboden schlafen müssen, aber dann muss sie wenigstens nicht dafür ficken. Dreißig, dreiunddreißig, achtunddreißig Autos. Sie kaut auf einem Fingernagel und sieht diesen Minken vor sich, während sie dem Gespräch lauscht. Ein grauhaariger Mann mit gegeltem Haar, breiten Goldzähnen und einem Hawaiihemd, das bis zum Bauchnabel offen steht. Bestimmt hat er irgendein Reptil als Haustier, liebt Drinks mit Papierschirmchen und hat trockene, schuppige Hände mit Ekzemen. Wenn die Polizei zuschlagen würde, würde sie todsicher fünfhundert Bilder mit Kinderpornografie auf seiner Festplatte finden.
    »Ja, dann warte, wir sind ganz in der Nähe!«
    Alex springt von der Mauer und sieht sich auf der Straße um. Jonna schaut auch und fängt an, nervös in der Tasche zu wühlen nach etwas, in das sie sich

Weitere Kostenlose Bücher