Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
während meiner Abwesenheit Gesellschaft leisten. Wir müssen später wahrscheinlich noch einen längeren Flug in ihrem Dampfkutter unternehmen.“
    Mit diesen Worten stand Singh auf, verbeugte sich vor seinen beiden Gästen und verließ die Suite. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Plötzlich wurde Kate bewusst, dass sie nun wieder mit James allein war.
    Aber diesmal war die Situation anders als in der vorherigen Nacht. Kate hatte keine Angst mehr vor ihm, und sie hielt ihn auch nicht für einen skrupellosen Verführer. Sie musste sich eingestehen, dass ihre Gefühle für James immer stärker geworden waren. Dennoch – sie schlug sich diesen Mann besser aus dem Kopf, noch bevor sie sich ernsthaft in ihn verliebte. Kate wollte nicht enden wie eines jener unglücklichen Geschöpfe aus der arbeitenden Klasse, die von einem reichen Gentleman schwanger geworden waren.
    Doch es fiel Kate schwer, ihren Grundsätzen treu zu bleiben. Sie empfand James’ Nähe als so angenehm und prickelnd wie den französischen Schaumwein, den sie vor Monaten einmal bei einem Empfang hatte probieren dürfen. Ihr Herz schlug schneller, als James auf dem Kanapee noch etwas näher an sie heran rückte.
    „Ihre Tasse ist bereits leer, Miss Fenton. Darf ich Ihnen noch etwas Tee nachgießen?“
    „Ich bitte darum, Mr Barwick.“
    Kate war unter den Londoner Droschkenkutschern wegen ihres losen Mundwerks und ihrer flinken Fäuste berüchtigt. Die Kerle wären verblüfft gewesen, wenn sie die Dampfkutter-Pilotin in diesem Moment hätten beobachten können. Schüchtern und verkrampft wie eine Debütantin bei ihrem ersten Ball saß sie auf dem Sofa. Dabei war es gar nicht James’ Gegenwart, die sie hemmte und einengte wie ein zu straff geschnürtes Korsett.
    Kate wurde vielmehr durch ihre eigenen Empfindungen irritiert. Noch niemals hatte ein Angehöriger des anderen Geschlechts solche Gefühle bei ihr ausgelöst. Gewiss, Kate war kein Kind von Traurigkeit und hatte schon einige Erfahrungen mit Männern gemacht. Aber keine ihrer bisherigen Liebschaften hatte sie so ins Herz getroffen wie dieser gutaussehende junge Gentleman mit den nussbraunen Augen.
    Nachdem James Kates Teetasse gefüllt hatte, schaute er ihr direkt ins Gesicht. „Es ist eine glückliche Fügung, dass mein Bruder Singh jetzt noch mit seinen Morse-Depeschen beschäftigt ist. Dadurch ergibt sich die Gelegenheit, unter vier Augen mit Ihnen zu reden, Miss Fenton. Und ich wollte Ihnen sagen, dass Sie die bezauberndste junge Lady sind, die mir jemals …“
    Während James sprach, hatte er Kates Hand ergriffen. Doch obwohl die Berührung ihr sehr gut tat, entzog sie ihm schnell wieder ihre Finger und fiel ihm ins Wort. Sie musste diesen Süßholzraspler stoppen, bevor sie von ihrer eigenen Sehnsucht überwältigt wurde und die Kontrolle über sich verlor.
    „Bitte tun Sie das nicht, Mr Barwick. Ich bin nicht einer dieser kleinen Blechroboter, mit denen die Knaben spielen. Für ein Abenteuer bin ich mir zu schade.“
    Kate fand, dass sie sich in diesem Moment anhörte wie eine Heldin in einem Kitschroman für Dienstmädchen. James versuchte nicht noch einmal, ihre Hand zu nehmen. Er klang pikiert, als er nun wieder den Mund öffnete.
    „Ich bedaure es, dass Sie so ein schlechtes Bild von mir haben. Halten Sie mich wirklich für einen gewissenlosen Schuft, der eine junge Schönheit nur zu seinem Vergnügen benutzt und sie danach fortwirft wie ein zerschlissenes Schnupftuch?“
    „Eigentlich nicht, Mr Barwick. Aber versetzen Sie sich bitte für einen Moment in meine Lage. Ich bin nur eine einfache Dampfkutter-Pilotin, die sich mehr schlecht als recht ihren Lebensunterhalt verdient. Sie können mir nicht weismachen, dass ein wohlhabender Gentleman wie Sie mir gegenüber ernsthafte Absichten hat.“
    „Warum nicht? Wir leben in modernen Zeiten. Unsere Vorfahren hätten es noch für unmöglich gehalten, dass ein eiserner Apparat in die Lüfte aufsteigen kann. Doch inzwischen ist der Anblick eines Drehflüglers oder eines Luftschiffs alltäglich geworden. Und da soll es nicht möglich sein, dass wir uns gleichberechtigt und auf Augenhöhe näherkommen? Außerdem – ich bin gar kein reiches Bürschchen, das mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.“
    „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Mr Barwick? Sie reden wie ein Gentleman, der eine gute Privatschule besucht hat. Und Ihren Anzug haben Sie sicher nicht bei einem Trödler auf der Petticoat Lane gekauft, sondern von

Weitere Kostenlose Bücher