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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Darling?“, fragte der blinde Bettler besorgt.
    Kate brauchte einen Augenblick, bevor sie fähig war, zu antworten. „Wie man es nimmt, Charly. Eileen ist meine beste Freundin. Sie verliebte sich in so einen Lumpenhund namens Percy, der sie eiskalt abserviert hat. Danach war Eileen spurlos verschwunden. Ich befürchtete schon, sie hätte sich etwas angetan. Und nun schickt sie mir aus heiterem Himmel ein Telegramm!“
    Kate las dem Alten die Nachricht vor. Nun schaute auch Charly völlig verblüfft aus der Wäsche. „Indien? Was macht deine Freundin denn in unserer fernöstlichen Kolonie?“
    „Wenn ich das wüsste“, seufzte Kate. „Aber sie bittet mich um Hilfe. Und es ist doch wohl klar, dass ich sie nicht im Stich lasse.“
    Zahnlücken-Charly nickte. Gewiss, Kate war als raubeinige Furie bekannt, die sich von aufdringlichen Kerlen oder streitlustigen Droschkenkutschern nichts gefallen ließ. Aber mindestens ebenso sehr war sie für ihr gutes Herz bekannt. Sie unterstützte gerne Menschen, die in der Klemme steckten. Dafür gab sie manchmal sogar ihr letztes Geld, denn Reichtum bedeutete ihr nichts. Kate klopfte dem Bettler auf die Schulter.
    „Wir treffen uns bestimmt bald wieder, Charly. Ich muss jetzt so schnell wie möglich Vorbereitungen für die Reise nach Indien treffen. Wo steckt nur dieser Li Fang?“
    Kate stemmte die Fäuste in die Hüften und schaute sich auf der Straße um. Wie fast überall im Eastend waren auch auf der Whitechapel Road jede Menge Menschen unterwegs. Kate blinzelte. Verbarg sich ihr magerer chinesischer Heizer hinter den üppigen grell geschminkten Dirnen, die an den Straßenecken auf zahlungskräftige Kavaliere warteten? Oder war er zu einem der fliegenden Händler gegangen, die auf ihren hölzernen Handkarren Fisch, Teigwaren und allerlei Krimskrams anboten? Konnte Kate Li Fang vielleicht nicht sehen, weil er einem dieser halbverrückten Straßenprediger gefolgt war, die seit Jahren das bevorstehende Weltende verkündeten? Das konnte sich Kate nun überhaupt nicht vorstellen.
    Sie wollte den Heizer schon suchen gehen, als er plötzlich auf sie zugehastet kam. Li Fang war in einem Holzverschlag gewesen, an dem ein Rollbild mit chinesischen Schriftzeichen hing. Kate wusste nicht, was er dort getrieben hatte.
    Nun gab sich ihr Angestellter jedenfalls zerknirscht und verbeugte sich so eilig und tief vor ihr, dass sein langer geflochtener Zopf Kate beinahe ins Gesicht gewedelt wäre. „Miss Fenton, Ihr nichtswürdiger Diener ist zutiefst beschämt, weil er Sie unnötig hat warten lassen.“
    Da der Chinese schon einige Monate lang für Kate arbeitete, hatte sie sich an seine übertriebene Höflichkeit und seine geschraubte Redeweise inzwischen gewöhnt. Sie winkte lässig ab. „Schon gut, ich werde es überleben. – Aber was hast du eigentlich in diesem Schuppen dort getan, Li Fang? Ist das eine chinesische Garküche?“
    Das Gesicht des Heizers hellte sich auf. „Oh nein, Miss Fenton. Ihr erbärmlicher Knecht hat einen Wahrsager aufgesucht, um die Zukunft zu erfahren. – Alles sehr gut, auch für Miss Fenton!“
    „Wirklich?“ Kate war verblüfft. „Was hat denn dein Orakel über mich vom Stapel gelassen?“
    „Wahrsager hat gesehen, dass Miss Fenton schon bald auf Elefant reiten wird. Das ist ein Tier mit großen Ohren und …“
    „Schon gut, ich weiß, was ein Elefant ist. Ich habe eine Zeichnung davon in der Presse gesehen. – Aber nun heiz’ den Kessel an, Li Fang. Ich muss dringend losfliegen.“
    Der Heizer machte abermals eine tiefe Verbeugung, bei der er mit der Stirn mehrmals den Boden berührte. Diese Art der Ehrerbietung wurde in China Kotau genannt, wie Kate inzwischen gelernt hatte.
    Dann machte sich Li Fang fleißig ans Werk, während seine Chefin schon in den Führerstand kletterte. Hierfür musste sie ihren Rocksaum fast bis zum Knie heben. Es gab immer noch Moralapostel, die gegen Frauen als Dampfkutter-Pilotinnen wetterten. Sie behaupteten, die Jugend würde verdorben, wenn das Kleid einer Pilotin vom Wind hochgeweht würde und jeder Jüngling ihre bestrumpften Waden erblicken könnte. Aber zu Kates großer Erleichterung fanden solche Spießer schon seit Jahren immer weniger Gehör.
    Kate war eigentlich nicht abergläubisch, doch die Aussage des chinesischen Orakels hatte ihr gefallen. Woher hätte der Wahrsager wissen können, dass sie demnächst nach Indien reisen würde? Denn nur dort oder in den afrikanischen Besitzungen gab es die

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