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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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taumelte über das brennende Dach und spürte einen heftigen Schlag gegen die Hüfte. Er fiel, rollte hilflos über das Dach und fiel zwei Meter tief auf steinharten Boden.
Der Aufprall raubte ihm fast das Bewußtsein. Er hätte es ihm geraubt, wäre da nicht der grausame Schmerz gewesen, mit dem sich die Pfeilspitze noch tiefer in seine Hüfte bohrte, bevor das Geschoß abbrach … und wäre da nicht der Gedanke an Frederic gewesen, den einzigen Menschen auf der Welt, der ihm geblieben war, das einzige, was seinem Leben noch Sinn gab. Wimmernd rappelte er sich auf Hände und Knie hoch, riß die Pfeilspitze aus seinem Bein und kroch durch brennendes Stroh und Flammen davon.
Irgendwoher nahm er die Kraft, sich vollends in die Höhe zu stemmen und weiterzutaumeln. Seine Schulter glitt an der Wand entlang; diese war so heiß, daß sie seine Haut verbrannt hätte, wäre sie nicht schon längst angesengt gewesen. Er konnte kaum noch etwas erkennen. Alles war verschwommen und grell, alles war … Schmerz. Er taumelte weiter, fiel auf die Knie und kippte zur Seite, als die heiße Wand neben ihm plötzlich nicht mehr da war.
Für einen ganz kurzen Moment verlor er nun wirklich das Bewußtsein, und als er wieder erwachte, war er nicht mehr allein. Vor ihm bewegte sich etwas - jemand. Er hörte Schreie, Geräusche wie von einem Kampf, hektische Bewegung. Das gellende Schreien eines Kindes … Frederic.
Dieser Gedanke gab ihm noch einmal neue Kraft. Er taumelte in die Höhe, wankte blind auf die schattenhafte Bewegung vor sich zu und erkannte zwei tanzende Schemen, das Schimmern von Metall. Andrej fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, wischte Tränen, Blut und Hautfetzen fort und konnte nun tatsächlich etwas besser sehen. Er befand sich an der Schmalseite des Hauses, unweit der Tür, durch die der Wirt unglückseli
gerweise zu entkommen versucht hatte. Nur wenige Schritte von ihm entfernt befanden sich zwei Männer in dunklen Mänteln, unter denen das Metall wuchtiger Schuppenpanzer schimmerte. Einer von ihnen hatte sich auf ein Knie herabgelassen, der zweite stand nur einen Schritt hinter ihm. Beide waren mit Langbögen bewaffnet und hatten eine Anzahl Pfeile griffbereit vor sich in den Boden gesteckt - bereit, auf jeden zu schießen, der versuchte, sich durch die Hintertür aus dem brennenden Gebäude zu retten.
Andrej zog sein Schwert und griff, ohne zu zögern, an … doch keiner der beiden Männer machte auch nur einen Versuch, sich zu wehren.
Der kniende Mann hatte einen Pfeil auf der Sehne. Er hätte schießen können Andrej war überzeugt davon, daß er schießen würde, und wappnete sich gegen den Schmerz und den heftigen Schlag -, aber er kniete einfach nur reglos da und starrte den brennenden Dämon an, der brüllend, in einen Mantel aus Flammen gehüllt, auf ihn zustürmte. Für die beiden Bogenschützen mußte Andrej in diesem Moment wirklich wie ein Dämon aussehen, der direkt aus der Hölle emporgestiegen war, um sie zu holen.
Es war das letzte, was sie in ihrem Leben sahen. Andrej tötete sie beide schnell, gnadenlos und ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern.
Ein Gefühl schrecklicher Kälte breitete sich in ihm aus. Er empfand nichts, während er die beiden Männer umbrachte, weder Triumph noch Erleichterung. Es war nicht so, als hätte er Menschen getötet. Er … beseitigte ein Hindernis, mehr nicht. Jede Gefühlsregung schien plötzlich von ihm abgefallen zu sein, als hätten Furcht und Schmerzen alles Menschliche aus ihm herausgebrannt. Für einen Moment wurde er zu einem … Ding, das eine Aufgabe hatte und diese um jeden Preis erfüllen würde.
Sein Blick glitt taxierend über das brennende Haus und den Bereich dahinter, in dem sich Licht und Dunkelheit einen verbissenen Kampf lieferten. Er erkannte drei, vier, vielleicht fünf Gestalten, mindestens eine davon in die Farbe geschmolzenen Goldes gehüllt. Später.
Andrej wandte seine Aufmerksamkeit wieder ausschließlich dem Haus zu. Die linke Seite des Gebäudes stand mittlerweile vollständig in Flammen, an allen Ekken und Enden brodelte schwarzer, fettiger Qualm heraus. Aus den Fenstern, deren Läden unter der enormen Hitze längst zu Asche zerfallen waren, schössen brüllende Feuerzungen wie aus den Klappen offenstehender Brennöfen. Die Hitze dort drinnen mußte mittlerweile groß genug sein, um Eisen zu schmelzen; eigentlich konnte keiner der Gäste mehr am Leben sein. Trotzdem glaubte er unter dem Getöse der Flammen Schreie zu

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