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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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erschrocken den Kopf - und fuhr heftig zusammen.
Hinter ihnen war plötzlich eine Gruppe von zehn, zwölf Reitern aufgetaucht. Die Männer sprengten in scharfem Tempo heran, ohne auch nur die mindeste Rücksicht darauf zu nehmen, daß die Straße voller Menschen war. Die meisten trugen die gleichen orange und gelb gestreiften Waffenröcke wie der Mann vor ihm, aber einer von ihnen war in einen dunkelroten Samtumhang gehüllt, zu dem er einen übergroßen Hut mit breiter Krempe trug. Die beiden Reiter zu seiner Rechten und Linken trugen schwarze Mäntel, unter denen es mitunter goldfarben aufblitzte.
Andrej mußte nicht einmal in ihre Gesichter sehen, um zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Nachdem Sergé einen der drei goldenen Ritter nach dem Wirtshausbrand erstochen hatte und drei minus eins zwei ergab, war wahrscheinlich auch der hünenhafte Mann unter ihnen, mit dem er seinen ersten wirklichen Kampf auf Leben und Tod ausgefochten hatte. Es konnte natürlich auch sein, daß in Constãntã noch weitere goldene Ritter stationiert waren und daß die heutige Leibwache des Inquisitors aus ihm gänzlich unbekannten Männern bestand wenn das so war, dann mußte er sich warm anziehen.
Ohne zu zögern drehte er sich wieder herum und starrte zu Boden. Das war eine ebenso hilflose wie unsinnige Reaktion: In einer solchen Masse von Menschen würde dem Inquisitor und seinen Schergen ein einzelner Mann wohl kaum auffallen. Im Gegenteil, erst durch sein Verhalten brachte er sich in Gefahr, die Aufmerksamkeit der Stadtwache auf sich zu lenken. Hastig korrigierte er seinen Fehler - zu hastig, wie eine ärgerliche Stimme in seinem Inneren bemerkte - und hob den Kopf, nicht viel, sondern so, daß es der demütigen Haltung eines Mannes gleichkam, der sich auf keinen Fall mit den falschen Leuten anlegen wollte.
Und tatsächlich - das Wunder geschah. Der Reitertrupp jagte vorbei, ohne auch nur sein Tempo zu mindern, und das bedrohliche Gefühl in seinem Inneren schwand mit jedem Meter, den er sich von ihm entfernte.
Andrej widerstand der Versuchung, den Reitern nachzublicken, als sie dicht hinter ihm durch das Tor sprengten, aber er registrierte trotzdem aus den Augenwinkeln, wie einer der beiden goldenen Ritter den Kopf hob und einen suchenden Blick in die Runde warf. Vielleicht hoffte er, ihn hier irgendwo zu entdecken. Vielleicht hatten ihn die jahrelangen Kämpfe auch nur vorsichtig werden lassen; aber möglicherweise hatte Andrej sein Entkommen auch einem viel banaleren Umstand zu verdanken - nämlich dem, daß ihn der Brand im Gasthaus seiner langen Haare und eines Großteils seiner Kleidung beraubt hatte. Mit seinem fast kahlen Schädel und gehüllt in das beinahe orientalisch anmutende Gewand, das Krusha ihm geliehen hatte, hätte vermutlich selbst Frederic Schwierigkeiten gehabt, ihn aus einiger Entfernung zu erkennen; noch dazu von hinten und inmitten einer größeren Menschenmenge.
Er bemühte sich, nicht hörbar aufzuatmen, als der Reitertroß durch das Tor verschwunden war und in der Menschenmenge untertauchte - zwar in langsamerem Tempo als zuvor, aber angesichts der überfüllten Straße noch immer viel zu schnell. Bis die Reiter ihr Ziel erreicht hatten, würde es eine Menge blauer Flecke und Rippenbrüche geben, wenn nicht Schlimmeres.
»Wer … war das ?« fragte er zögernd.
Der Posten starrte noch einige Sekunden lang aus eng zusammengekniffenen Augen in die Richtung, in die die Reiter entschwunden waren, ehe er Andrejs Frage beantwortete.
»Die Leibgarde des Herzogs«, sagte er, »zusammen mit diesem verdammten Pfaffen!«
Andrej blickte den Mann fragend und gleichzeitig überrascht an. Der Reiter im roten Samt war Vater Domenicus gewesen? Er hatte ihn sich sehr viel älter und von vollkommen anderem Habitus vorgestellt - insbesondere aufgrund von Frederics Bericht über die Vortülle im Borsã-Tal. Er hatte einen alten, grausamen Kirchenfürsten erwartet, aber der Begleiter der beiden goldenen Ritter war keinen Tag älter als fünfunddreißig und von sportlicher, schlanker Statur. Und er hatte das Gesicht eines Kriegers - hart, aber auf eine eigentümliche Weise gutaussehend.
»Mögt Ihr … die Kirche nicht?« fragte er zögernd - ein Fehler, wie er im gleichen Moment begriff, in dem er die Worte aussprach; denn als ihn der Posten jetzt ansah, lag ein mißtrauischer Ausdruck in seinen Augen.
Aber nur für einen Moment, dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Doch. Aber ich schlage drei Kreuze, wenn dieser

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