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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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wußte nichts von einem Leben ohne seine Frau und ohne seine Kinder. Vielleicht war es das gewesen, was Michail Nadasdy gemeint hatte, als er ihn warnte, sich zu ernsthaft mit einer Frau einzulassen.
    Delãny schob diesen Gedanken beiseite. Diese Stadt machte ihm angst. Diese unvorstellbare Anzahl von Menschen war ihm nicht geheuer, aber im Moment hatten sie ein viel dringenderes Problem zu lösen. Eine ganze Menge davon, um genau zu sein …
    »Ich wußte schon, daß es so viele Menschen gibt«, antwortete Andrej mit einiger Verspätung auf Frederics Frage. »Ich wußte nur nicht, daß sie alle heute abend hierherkommen würden.«
    Er lachte, doch Frederic hatte seine Antwort in all dem Lärm und Stimmengewirr entweder nicht verstanden, oder er begriff den Scherz nicht, denn er sah Andrej nur irritiert an und drängte sich gleichzeitig enger an ihn.
    Nur den Bruchteil einer Sekunde war Andrej abgelenkt, da wurde er von jemand so unerwartet angerempelt, daß er fast das Gleichgewicht verloren hätte, gleichermaßen überrascht wie verärgert drehte er sich um, darauf gefaßt, es mit einem unangenehmen Zeitgenossen zu tun zu bekommen, der ihn absichtlich aus dem Weg hatte stoßen wollen. Doch zu seiner Überraschung sah er sich er einem jungen, hübschen Mädchen gegenüber, mit dunklen, über die Schultern wallenden Haaren, braunen Augen und vollen Lippen, die ihrem Gesicht etwas Verheißungsvolles verliehen.
    »Ja?« fragte das Mädchen und zog in gespieltem Erstaunen die Augenbrauen hoch.
»Ich, ich …«, stammelte Andrej. Das, was er gerade noch hatte sagen wollen, war ihm komplett entfallen; dafür kamen ihm tausend Dinge in den Sinn, die er hätte sagen können: Wenn er nur in der Lage gewesen wäre, ein weiteres Wort hervorzubringen.
Auch sie verharrte einen kurzen Moment lang, und ihre Blicke trafen sich und verfingen sich in vollkommen unsinniger Weise ineinander. Es waren vielleicht nur ein, zwei Sekunden, aber sie kamen Andrej wie eine Ewigkeit vor. Er begriff nicht, was in ihm vorging, und schon gar nicht verstand er, warum ihm der Anblick dieser jungen Frau geradezu den Atem raubte - beinahe so, als hätte er noch nie ein attraktives weibliches Wesen gesehen.
Sie lächelte ihn scheu an und warf ihm ein kurzes »Entschuldigt bitte« zu, bevor sie von der Menschenmenge mitgerissen wurde und in ihr verschwand.
Frederic, der ein paar Schritte weitergeeilt war, bevor ihm klar wurde, das Andrej nicht mehr an seiner Seite war, drehte sich mit panisch suchenden Augen um und sah ihn erstaunt, ja fast vorwurfsvoll an.
»Wo bleibst du? Du siehst aus, als wäre dir ein Geist begegnet«, sagte er zu Andrej.
Andrej sah dem Mädchen kopfschüttelnd nach, wurde abermals angerempelt und entschloß sich nun, Frederic an die Hand zu nehmen und an den Straßenrand zurückzuweichen.
Die beiden waren staunend stehengeblieben, nachdem sie das Tor durchschritten hatten, während auf der Straße ein emsiges Kommen und Gehen herrschte. Trotz der gewaltigen Zahl von Menschen, die unentwegt durch das Stadttor hinausgingen oder hereinkamen, erregten sie womöglich Aufsehen. In den ersten Minuten, die sie in der Stadt zugebracht hatten, war ihm Krushas Warnung, daß nach ihnen gesucht werde, geradezu lächerlich vorgekommen. Wer wollte in diesem Gedränge einen einzelnen Menschen ausfindig machen? Aber möglicherweise galt das nur so lange, wie sie sich nicht anders als der Rest dieser gewaltigen Menschenmenge verhielten.
»Glaubst du, daß wir das Gasthaus finden?« fragte Frederic. Er mußte fast schreien, um sich über das Stimmengewirr hinweg mit seinem Begleiter zu verständigen. Andrej zuckte zur Antwort nur mit den Schultern.
Das Gasthaus war eindeutig die falsche Formulierung. Andrejs Blick flog über das bunte Durcheinander von Marktständen, aufgespannten Schirmen und Stoffdächern und über die Fassaden der Häuser, die den Marktplatz umgaben. Keines von ihnen hatte weniger als drei Stockwerke. Viele Fassaden waren mit aufwendigen Schnitzereien oder Steinmetzarbeiten verziert, die Dächer mit gleichmäßig gearbeiteten Holzschindeln gedeckt, manche auch mit Schiefer- oder Tonziegeln. Constãntã mußte eine unvorstellbar reiche Stadt sein - und sie war vor allem unvorstellbar groß. Es mußte hier mindestens ein Dutzend Gasthäuser geben.
»Versuchen wir es«, sagte er.
»Und wie?«
Andrej hob hilflos die Schultern. Sie würden sich durchfragen müssen, aber er war nicht einmal sicher, ob es auf diesem mit Menschen

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