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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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trug: Die Stadtwache suchte nach dreisten Bandstiftern und würde sich deshalb Männer mit frischen Brandwunden nicht durch die Lappen gehen lassen.
    Frederic und er steuerten auf den bis auf zwei Bierkrüge leeren Tisch zu, an dem die beiden angeblichen Gaukler saßen. Krusha blickte ihnen vollkommen ausdruckslos entgegen, während es in Sergés einzigem noch intakten Auge hinter dem groben Schleierersatz war das so ziemlich alles, was man von seinem Gesicht erkennen konnten - erst ungläubig und einen Moment später voller Zorn aufblitzte.
    Die Delãnys ließen sich grußlos auf den beiden einzigen noch freien Stühlen nieder. »Da sind wir!« sagte Andrej herausfordernd. »Ich dachte, wir wären hier mit einem Informanten verabredet. Wo ist er?«
    Die Brüder sahen ihn finster an. »Wir dachten schon, ihr kommt gar nicht mehr, man hätte euch verhaftet, oder ihr hättet es euch anders überlegt. Wieso kommt ihr so spät?« Sergé, dem bei seinen Worten das Tuch im Gesicht verrutschte, sah sie beide vorwurfsvoll an. Mit einer theatralischen Bewegung richtete er seinen Schleier wieder so her, daß außer einem Augenschlitz sein Gesicht verhüllt wurde.
    »Weil wir den Wachen des Herzogs aus dem Weg gehen mußten. Wir sind heute morgen den goldenen Rittern über den Weg gelaufen, und dummerweise haben sie Verdacht geschöpft. Aber ich glaube nicht, daß sie uns wirklich erkannt haben«, fügte er schnell hinzu, als Sergés entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte, »sonst hätten sie ganz anders reagiert. Sie haben mich mit langen Haaren und transsilvanischer Kleidung in Erinnerung- das ist mein Vorteil.«
    »Ein schöner Vorteil«, schimpfte Sergé, »wenn sie dann dennoch Jagd auf dich machen!«
»Vielleicht haben sie uns auch nur für Diebe gehalten - was weiß ich.«
»Das wird ja immer schöner«, knurrte Sergé. »Was habt ihr bloß angestellt?«
»Nichts«, sagte Andrej rasch, aber aus irgendeinem Grund sah er plötzlich Marias Gesicht vor seinem inneren Auge. Er wollte Sergé schon von ihr berichten doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Schließlich ging das die beiden Brüder nun wirklich nichts an.
»Es kann auch sein, daß die Aufregung in der Stadt weniger mit uns zu tun hat«, fuhr er fort.
»Weniger? Hat sie es denn nun - oder nicht?«
Andrej zuckte mit den Schultern. »Ich habe heute auf dem Markt ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Die Menschen hier befürchten, die Türken könnten Constãntã auf die Liste ihrer nächsten Eroberungsfeldzüge gesetzt haben. Vielleicht hat der Herzog ja auch deshalb die Patrouillen verstärken lassen.«
Sergé griff sich automatisch an den Kopf und rückte seinen Turban zurecht. Er sah alles andere als glücklich dabei aus. »Hoffentlich halten sie mich nicht für einen dieser verdammten Muselmanen.«
Andrej warf ihm einen abschätzigen Blick zu. »Ich glaube kaum«, sagte er dann. »Sie werden dich eher für einen ganz gewöhnlichen Dieb halten.«
Sergé funkelte ihn mit seinem einen Auge wütend an, verkniff sich aber eine Antwort.
»Mein Informant hat mir ganz Ähnliches berichtet«, mischte sich nun Krusha ein. »Es heißt, die Türken sammeln sich ein paar Tagesritte weiter südlich von hier. Das ist auch der Grund, warum er die ganze Aktion auf Morgen verschieben mußte.«
»Was heißt das?« fragte Andrej überrascht. »Ich denke, wir wollten die Sache schnell hinter uns bringen?«
»Ja«, sagte Krusha ruhig. »Nur ist im Leben leider nichts gewiß. Aber keine Sorge«, fügte er schnell hinzu, als Delãny aufbegehren wollte, »im Prinzip bleibt alles beim alten. Ich habe immerhin in Erfahrung bringen können, daß die Gefangenen morgen nacht weggeschafft werden sollen.«
»Ja und?« sagte Frederic aufgebracht. »Wir können sie doch trotzdem schon heute befreien!«
»Du hast keine Ahnung, Grünschnabel«, sagte Sergé abfällig. »Glaubst du etwa, das sei ein Spaziergang? So etwas muß genauestens geplant werden. Was nutzt es uns, wenn wir zwar die Gefangenen finden, sie aber nicht aus der Stadt herausbekommen? Also halte dich raus, Kleiner, wenn Erwachsene miteinander reden.«
»Das heißt also, wir könnten auch noch in einem Türkenkrieg zwischen die Fronten geraten«, sagte Delãny betroffen.
Krusha schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er bestimmt. »Wir wollen ja schließlich hier nicht Wurzeln schlagen. Wir erledigen, was zu tun ist, und sind verschwunden, ehe noch die ersten Krummsäbel vor den Stadttoren aufmarschieren.«
»Können wir denn heute

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