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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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Gesichtszüge entgleisten schlagartig, als er in Andrej s Richtung sah.
Wie erstarrt stand er da und sah über die Köpfe der vielen Menschen hinweg. Im ersten Moment glaubte Andrej, Domenicus sei mit seinem Gefolge zurückgekehrt, und der Junge sei im Begriff, eine Dummheit zu begehen, würde sich vielleicht mit einem Aufschrei auf den Mörder seiner Familie stürzen, ohne die unausweichlichen Konsequenzen zu bedenken. Dennoch zwang sich Delãny dazu, nicht panisch herumzufahren, sondern nur leicht den Kopf zu drehen, so daß er aus den Augenwinkeln in dieselbe Richtung blicken konnte, in die Frederic so entsetzt starrte.
Es waren nur zwei Reiter, die ihre Tiere im leichten Schrittempo durch die Menge lenkten, und im ersten Moment wollte Andrej schon aufatmen - bis er sie erkannte. Sein Herz schien einen Moment auszusetzen und dann mit schmerzhafter Wucht weiterzuhämmern, als er die zwei Silhouetten gewahrte. Es waren die beiden goldenen Ritter, die ihn in dem Wirtshaus aufgespürt hatten, und er konnte sich nur zu lebhaft vorstellen, was sie mit ihm anfangen würden, wenn sie auf ihn aufmerksam wurden. Sie ritten sehr langsam, fast gemächlich, so, als suchten sie jemanden - er wußte nur zu gut, wen -, und er spürte fast körperlich die Bedrohung, die von ihnen ausging.
Während Andrej die zwei aus den Augenwinkeln weiter zu beobachten versuchte, wandte er sich wieder Maria zu. »Ich will ja kein Spielverderber sein«, sagte er hastig und ohne das Entsetzen vollständig aus seinem Gesicht drängen zu können. »Aber heute haben wir wirklich keine Zeit dafür. Vielleicht ein anderes Mal?«
Marias Gesicht war anzusehen, daß sie die unerwartete Wendung des Gespräches enttäuschte und daß sie nicht begriff, was plötzlich mit ihm los war. Doch darauf konnte er nun wirklich keine Rücksicht mehr nehmen. Das Gespräch mit der jungen Frau hatte für ihn plötzlich und unerwartet eine ganz andere Bedeutung bekommen: Die Ritter ließen ihre Blicke ganz unverhohlen über die Menge schweifen, aber sie würden auf der Suche nach einem Mann und einem Jungen sein und nicht damit rechnen, daß sich die beiden Gesuchten in ein Gespräch mit einer jungen Schönheit vertieft hatten.
»Oh nein, das könnt Ihr mir doch nicht antun«, sagte Maria hilflos. Sie machte nicht den Eindruck, als würde sie Andrej und Frederic vollkommen kampflos davongehen lassen. »Wollt Ihr wirklich so herzlos sein, mich hier einfach stehenzulassen?«
Andrej versuchte zu lächeln, aber es wurde nur eine Grimasse daraus. Es fehlte noch, daß er die junge Frau in Gefahr brachte, weil sie zusammen mit ihm gesehen wurde. »Es tut mir leid«, stieß er hervor, »aber wir müssen leider weiter. Vielleicht will es das Schicksal, daß wir uns unter günstigeren Umständen wiedersehen?«
Er wartete keine Antwort ab, packte Frederic am Arm und zog ihn hinter sich her. Maria blieb nun ihrerseits nichts anderes übrig, als den Jungen loszulassen, den sie bis zu diesem Zeitpunkt immer noch am Arm ergriffen hatte. Ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, daß sie darüber nicht sehr glücklich war und daß sie nicht begriff, was plötzlich in Andrej gefahren war. Sie rief ihnen noch etwas hinterher, doch Delãny konnte ihre Worte nicht verstehen; sie wurden von den auf- und abschwellenden Marktgeräuschen verschluckt.
Es wurde höchste Zeit. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Andrej das Aufblitzen eines goldenen Brustpanzers. Er beschleunigte sein Tempo, ohne auf Frederic Rücksicht zu nehmen, und zog ihn regelrecht hinter sich her. Ein weiterer Blick bestätigte seine Befürchtung. Die goldenen Ritter lenkten nun ihre Pferde quer über den Marktplatz und strebten, ohne auf die Marktbesucher Rücksicht zu nehmen, in ihre Richtung.
»Sie sind auf uns aufmerksam geworden«, zischte er Frederic zu. »Beeil dich, sonst haben sie uns gleich.« Nach diesen Worten mußte Andrej nicht mehr gegen den Widerstand des Jungen ankämpfen, ganz im Gegenteil hatte er nun Mühe, mit ihm mitzuhalten. Frederic schlängelte sich wie ein Aal durch die Menschenmenge.
So erreichten sie unbehelligt das andere Ende des Marktplatzes und liefen nun in eine schmale, mit Unrat und Abfällen übersäte Gasse hinein. Hier kamen sie endlich etwas schneller voran, obwohl sie immer noch von fliegenden Händlern und zum Markt strebenden Menschen behindert wurden. Andrej legte seine Hand auf den Griff seines Schwerts und schlug eine noch raschere Laufgeschwindigkeit an. Als sie das Ende der Gasse

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