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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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erreichten, hielten sie kurz inne, bogen dann aber, ohne weiter zu zögern, nach links ab und strebten mit
schnellen Schritten auf eine weitere Gasse zu. Auf diese Weise wechselten sie noch zwei- oder dreimal die Richtung, wahllos und Stück für Stück langsamer werdend. Schließlich bewegten sie sich nur mehr genauso schnell wie alle anderen in ihrer Umgebung.
Das Pferdegetrappel ihrer Verfolger war jetzt schon eine ganze Zeit lang nicht mehr zu hören. Trotzdem war sich Andrej darüber im klaren, daß sich die Ritter nicht so schnell geschlagen geben würden. Vermutlich ritten sie jetzt nach und nach alle Gassen ab, um seiner doch noch habhaft zu werden. Er konnte nur hoffen, daß sie sich ihrer Sache nicht sicher waren und die Verfolgung nur pro forma aufgenommen hatten; andernfalls würde es in der Stadt gleich von Soldaten wimmeln, die ganz gezielt jedes Haus und jede Gasse nach ihnen absuchten - bis sie sie früher oder später aufgestöbert hatten.
So weit wollte es Andrej nicht kommen lassen. Nur ein knappes Dutzend Schritte entfernt gewahrte er eine schmale, aber einladend offenstehende Toreinfahrt, sah sich verstohlen um und steuerte darauf los.
Sie erreichten unbehelligt den Durchgang. Andrej stellte mit einem kurzen Blick fest, daß er zu einem kleinen, auf allen Seiten von mannshohen Mauern umschlossenen Hof führte, auf dem sich Berge von Unrat und kniehohe Stapel modernden Holzes auftürmten. Er trat rasch durch den gemauerten Bogen, blickte nach links und rechts und sah seinen ersten Eindruck bestätigt: Nicht nur der schmuddelige Hinterhof, sondern auch das dazugehörige Haus machten einen ebenso heruntergekommenen wie verlassenen Eindruck. Es gab nur eine einzige, aus morschen Brettern grob zusammengezimmerte Tür, die ins Haus hineinführte. Die fünf, höchstens sechs Fenster, die er von hier aus sehen konnte, waren ebenfalls mit Brettern vernagelt.
Andrej trat rasch auf die Tür zu, schloß für einen Moment die Augen und lauschte. Er konnte den Lärm vom Marktplatz und die Geräusche der Straße noch immer deutlich hören, aber aus dem Haus selbst drang nicht der mindeste Laut. Es mußte leerstehen.
Kurz entschlossen schob er die Hand durch einen Spalt in der Brettertür, packte zu und hätte fast das Gleichgewicht verloren, als das morsche Holz unter seinem Griff zerfiel. Ohne zu zögern, brach er die Tür vollends auf und zog Frederic mit sich ins Innere des Hauses.
Staubiges Zwielicht umfing sie, eine schon fast gespenstische Leere und unangenehme, modrige Gerüche, die beherrscht waren von einem scharfen, süßlichen Gestank, welcher verriet, daß in diesem Haus vor nicht allzu langer Zeit jemand gestorben war, den man nicht rechtzeitig beerdigt hatte. Vielleicht war das ja auch der Grund, weshalb das Gebäude ungenutzt blieb.
Andrej zog die halbverfallene Tür hinter sich zu, trat zu einem Fenster an der gegenüberliegenden Wand und spähte durch die fingerbreiten Lücken zwischen den Brettern, mit denen es vernagelt war. Er sah die Straße, auf der sie vor wenigen Augenblicken zu diesem Gebäude gekommen waren. Sie war noch immer voller Menschen, aber niemand schien das Verschwinden der beiden seltsamen Fremden in der Toreinfahrt bemerkt zu haben. Vielleicht war Constãntã einfach zu groß, als daß die Menschen zwei einsamen Passanten noch irgendwelche Beachtung schenkten, mochten diese auch noch so merkwürdig aussehen.
Frederic, der vollkommen erschöpft wirkte, sah sich kurz um und ließ sich erst dann im Schneidersitz auf den Fußboden nieder. Andrej folgte seinem Beispiel, jedoch nicht, ohne zuvor sein Schwert zu ziehen und es griffbereit neben sich zu legen. »Ruh dich ein wenig aus«, sagte er dann, »wir werden bis zum Einbruch der Dunkelheit hierbleiben.«
Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob ihr Versteck wirklich klug gewählt war. Wenn man sie hier aufspürte, würde es keine schnelle Fluchtmöglichkeit geben. Seine einzige Chance würde in einem solchen Fall dann darin bestehen, sich freizukämpfen - doch selbst, wenn ihm das gelänge: Wohin sollten sie sich anschließend wenden in dieser verfluchten Stadt, wenn erst einmal die Tore geschlossen waren und ihnen Dutzende, vielleicht sogar Hunderte von Soldaten auf den Fersen waren?
Schon nach ein paar Minuten fühlte er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Es war ganz eindeutig das Getrappel einiger weniger Pferde, das laut und bedrohlich von den Hauswänden widerhallte und von Reitern kündete, die sich dem Haus

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