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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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zusammengehören, und auf der zerbrechlichen Grenze zwischen Schlaf und Wachen überkam ihn das abstruse Gefühl, daß beides in Zusammenhang stand.
    Aber wie sollte das möglich sein?
Erst im Morgengrauen fiel er in einen erlösenden Schlaf. Schon wenig später erwachte er wieder, schweißgebadet und erschöpft. Er benötige ein, zwei Sekunden, bevor ihm bewußt wurde, wo er sich befand. Leise stand er auf, ging zum Fenster hinüber und starrte durch den schmalen Bretterspalt auf die Gasse hinaus. Es herrschte ein für die Tageszeit erstaunlich reges Treiben. Ein paar Seeleute gingen mit ihren geschulterten Seesäcken in die Richtung, die er noch nicht erkundet hatte; wahrscheinlich befand sich dort irgendwo hinter den angrenzenden Häusern eine Abkürzung zum Hafen. Andrej wußte, daß Constãntã seinen Reichtum ausschließlich seiner günstigen Lage am Schwarzen Meer verdankte. Als Venedig des Ostens hatte es eine zentrale Bedeutung - und enge Beziehungen sowohl zu anderen Hafenstädten am Schwarzen Meer als auch am nicht weit entfernten Mittelmeer.
    Aber es waren nicht nur Seeleute unterwegs. Ein Händler, der auf einem hölzernen Karren Gemüse vor sich herschob und sich dabei durch ärmlich gekleidete und aufgeregt schnatternde Frauen drängen mußte, transportierte wahrscheinlich gerade frische Ware zum Markt. Nicht weit hinter ihm jagte eine johlende Kinderschar die Gasse entlang. Bei ihrem Anblick fühlte Andrej einen schmerzhaften Stich im Herzen. Auch sein Sohn Marius hätte unter diesen Kindern sein können - oder Frederic, dessen Jugend in dem Moment geendet hatte, als Vater Domenicus und die goldenen Ritter in Borsã eingeritten waren. Sein Blick wanderte zu dem schlafenden Jungen. Wenigstens im Schlaf - er lag zusammengekauert, die Beine fast bis zum Kinn herangezogen, auf der Seite, sein Gesicht ruhte auf den wie zum Beten gefalteten Händen - durfte er Kind sein.
    Plötzlich öffnete Frederic seine Augen, sah Andrej überrascht an und fuhr erschrocken hoch. »Oje! Habe ich verschlafen?«
»Nein«, antwortete Andrej. »Kein Grund zur Aufregung. Wir müssen den Tag sowieso irgendwie herumkriegen. Vor den Abendstunden brauchen wir nicht im >Einäugigen Bären< zu sein.«
»Und was tun wir bis dahin?«
»Wir werden uns etwas in der Stadt umsehen«, sagte Delãny. »Aber vorsichtig
- und ohne aufzufallen.«
»Und warum bleiben wir nicht hier?« fragte Frederic.
Andrej schüttelte den Kopf. Er hatte über diese Frage lange Zeit nachgedacht. »Wir sollten dieses Quartier nur im Notfall benutzen«, sagte er. »Es könnte sein, daß die Soldaten jedes Haus in der Stadt auf den Kopf stellen. Wenn sie hierherkommen, will ich jedenfalls nicht mehr da sein.«
Sie brachen zügig, aber ohne Hast auf und warteten auf einen günstigen Moment, um unbemerkt aus dem Haus zu schleichen. Andrejs Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Er musterte verstohlen jeden Menschen, der ihnen begegnete, und war jederzeit darauf gefaßt, sich zusammen mit Frederic beim Auftauchen einer orange-weißen Uniform schnell und unauffällig zu verdrücken. Und dennoch: Er beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen. Die goldenen Ritter und die Stadtwache würden wohl kaum damit rechnen, daß er offen durch die großen Straßen Constãntãs schritt. Wenn sie ihn tatsächlich suchten, würde sie eher jede verborgene Ecke der Stadt durchkämmen und jedes Schlupfloch auszuräuchern versuchen. Deswegen hatte er auch das verfallene Haus wieder so hergerichtet, wie er es vorgefunden hatte: Wenn die Soldaten es in ihrer Abwesenheit durchsuchten, sollten sie keinen Hinweis auf ihn oder Frederic vorfinden. Nur so war gewährleistet, daß ihnen das Versteck für einen Notfall - oder eine weitere Nacht - noch einmal zur Verfügung stand.
Es war kein Zufall, daß er den Weg in Richtung Schloß wählte. Wie auch immer die Befreiungsaktion ablaufen würde: Das Schloß spielte dabei eine zentrale Rolle, und es konnte sich durchaus als lebenswichtig erweisen, sich in dem verwinkelten System der zu ihm führenden Gassen und Straßen auszukennen. Also war es nur konsequent, die gesamte Umgebung zu erkunden. Er prägte sich Straßenverläufe und Besonderheiten der Bebauung möglichst genau ein und versuchte selbst dann, vollkommen unbefangen zu wirken, wenn sie an herzoglichen Wachen vorbeikamen.
Immerhin bekamen sie weder goldene Ritter noch die Schergen des Inquisitors zu Gesicht.
»Ich bin sehr gespannt, wie mich unser Informant da hineinschleusen will«,

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