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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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trauen - ganz abgesehen davon, daß sie kaum noch genug Zeit hatten, pünktlich zu ihrer Verabredung zu kommen. Aber wenn er es schon nicht für sich selbst tat: Vielleicht war er Frederic diese wenigen kostbaren Minuten einfach schuldig.
Sie überquerten den Marktplatz, wobei Maria trotz des Gedränges ein so scharfes Tempo vorlegte, daß Andrej Mühe hatte, mit Frederic und ihr Schritt zu halten. Schließlich erreichten sie einen Stand, an dem außer Obst und frischem Gemüse auch Zuckerstangen und andere Leckereien feilgeboten wurden. Maria bedeutete Frederic, sich etwas auszusuchen, und der Junge traf sorgsam und mit großem Bedacht seine Wahl.
Andrej konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er den seligen Ausdruck auf dem Gesicht seines Schützlings sah. Frederics Hände zitterten ganz leicht, und er wirkte so angespannt wie ein Goldschmied, der Edelsteine für ein besonders kostbares Geschmeide auswählt. Schließlich nahm er aber genau das, was die junge Frau ihm von Anfang an in Aussicht gestellt hatte: eine Zuckerstange.
Maria drehte sich zu Andrej um und lächelte. Sie war unglaublich schön und wirkte plötzlich nicht nur viel jünger als wenige Augenblicke zuvor, sondern so verheißungsvoll, daß Andrej keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Und sie schien an diesem schmutzigen, lauten Ort so fehl am Platze zu sein, wie man sich das nur vorstellen konnte. Obwohl Andrej nicht anders konnte, als sie hingerissen anzustarren, fiel ihm auf, daß sie keine Anstalten machte, die Zuckerstange zu bezahlen. Der Verkäufer schien das ganz selbstverständlich zu finden. Andrej nicht. Aber er weigerte sich in diesem Moment, darüber nachzudenken.
»Nun, Andrej«, fragte sie sanft, »ist dieses Lächeln nicht ein paar Augenblicke wert?«
Anfangs kamen Delãny diese Worte fast lächerlich vor. Wie Maria so dastand mit ihrem fröhlichen Lächeln, beschienen vom hellen Sonnenlicht, das Funken in ihr dunkles Haar zauberte, erschien sie ihm selbst kaum älter als der Junge. Allein ihr unbeschwertes Lachen ließ sein Herz höher schlagen, und ihre Fröhlichkeit konnte dem Jungen nur guttun - und doch war etwas an ihr, daß ihn beinahe ängstigte. Das Gefühl, daß sie ein dunkles Geheimnis umgab, wurde übermächtig.
»Ja«, gab er dennoch achselzuckend zu und wich ihrem Blick aus. Andrej fühlte sich befangen, fast verlegen, und daß er aus dem Zwiespalt seiner Gefühle nicht herausfand, verschlimmerte diesen Zustand noch.
Maria gab jedoch nicht so leicht auf. »Wo kommt Ihr her, Andrej ?« fragte sie. »Aus dem Westen?«
»Sieht man das so deutlich?« fragte Andrej, während ihm bewußt wurde, wie viel sie voneinander trennte.
»Ich weiß es nicht. Ich selbst bin noch nie durch Transsilvanien gereist - so etwas überlasse ich meinem Bruder -, aber man hat mir erzählt, daß in den Bergen noch barbarische Stämme leben sollen, die heidnische Götter anbeten.« Sie stutzte, und plötzlich huschte ein betroffener Ausdruck über ihr Gesicht.
»Das … das war jetzt nicht so gemeint«, sagte sie stokkend. »Ich wollte damit nicht sagen, daß Ihr ausseht wie ein heidnischer Barbar, sondern nur, daß …« Sie verhaspelte sich, brach endgültig ab und rettete sich in ein Kopfschütteln und ein verlegenes Lachen. »Mein Bruder hat recht«, schloß sie. »Ich rede manchmal einen ziemlichen Unsinn, fürchte ich.«
»Nur gibst du es normalerweise nicht zu«, ließ sich plötzlich eine Stimme hinter Delãny vernehmen. »Jedenfalls nicht, wenn ich in der Nähe bin.«
Andrej wollte sich umdrehen, um Marias Bruder zu begrüßen, stockte aber, als er Frederics Reaktion bemerkte. Aus dem Gesicht des Jungen war jegliche Farbe gewichen. Seine Augen waren so groß, daß sie fast aus den Höhlen zu quellen schienen … und schwarz vor Furcht. Er zitterte am ganzen Leib.
Andrej drehte sich mit einem Ruck herum - und hatte plötzlich selbst Mühe, einen überraschten Schrei zu unterdrücken. Hinter ihm stand ein sehr großer, breitschultriger Mann mit dunklen Augen und kurzgeschnittenem, schwarzen Haar. Der rote Umhang wirkte jetzt, da er nicht mehr im Sattel saß, eher protzig als ehrfurchtgebietend, und den merkwürdigen Hut mit dem breiten Rand hatte er abgesetzt und hielt ihn in der linken Hand. Vor seiner Brust hing ein goldenes Kreuz, das mindestens ein Pfund wiegen mußte und mit kostbaren Juwelen besetzt war.
Vater Domenicus streifte Andrej mit einem raschen, aber sehr aufmerksamen Blick, bevor er sich mit einem übertriebenen

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