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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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hat.«
Maria erbleichte. »Ist das wahr?« fragte sie. »Domenicus?!«
Ihr Bruder sah sie kurz an, zog die linke Augenbraue hoch und wandte sich wieder an Andrej, ohne ihre Frage zu beantworten. »Gebt auf, Delãny!« sagte er. »Ihr habt keine Chance.«
»Wir werden sehen«, entgegnete Andrej.
Er wirkte äußerlich vollkommen gefaßt, in seinem Innersten jedoch tobte das reinste Chaos. Die beiden Soldaten rechts und links des Geistlichen hatten die Hände auf ihre Schwerter gesenkt, die Waffen aber noch nicht gezogen. Trotzdem war die Anspannung, unter der sie standen, deutlich zu spüren. Die Männer hatten Angst, was sie unberechenbar und damit um so bedrohlicher wirken ließ.
»Ich weiß, wie gefährlich Ihr seid, Andrej Delãny«, antwortete Domenicus ernst. »Zweifellos könntet Ihr einen oder zwei meiner Männer töten, bevor wir Euch überwältigen. Aber ich bitte Euch zu bedenken, wo wir sind. Es könnten Unschuldige zu Schaden kommen. Wollt Ihr das wirklich?«
Andrej spürte förmlich, daß sich ihm auch von hinten mindestens zwei Männer näherten, vermutlich mehr, und höchstwahrscheinlich war auch mindestens einer der goldenen Ritter in der Nähe.
»Ergebt Euch ohne Widerstand, und ich sichere Euch einen fairen Prozeß zu«, fuhr Domenicus fort, als Andrej immer noch nicht reagierte. Er lächelte, wirkte zugleich aber auch ein wenig nervös.
»So wie Barak?« fragte Delãny nach einer endlos erscheinenden Pause.
»Barak?« Domenicus schien einen Moment lang über die Bedeutung dieses Namens nachdenken zu müssen. Dann nickte er. »Der halsstarrige alte Mann im Borsã-Tal.«
»Ihr vergeßt rasch die Namen von Männern, die Ihr zu Tode gefoltert habt«, sagte Andrej. »Oder sind es schon so viele, daß Ihr sie Euch nicht mehr merken könnt?«
»Barak Delãny war ein Hexer«, erwiderte Domenicus kalt. »Er hat zugegeben, seine Seele dem Teufel verkauft zu haben. Seid Ihr auch ein Anhänger Satans?«
»Wenn ich es wäre, dann müßtet Ihr es wissen«, sagte Andrej. »Frederic! Lauf.«
Er wirbelte herum, versetzte Frederic einen Stoß, der den Jungen haltlos zurücktaumeln ließ und registrierte aus den Augenwinkeln eine hektische Bewegung. Er hatte sich getäuscht. Hinter ihm waren nicht zwei, sondern sehr viel mehr Soldaten aufgetaucht, unter ihnen auch ein goldener Ritter: Es war der Hüne, gegen den Delãny schon einmal gekämpft und um ein Haar verloren hätte! Er hatte ihm versprochen, daß sie sich wiedersehen würden - aber Andrej hätte sich nie träumen lassen, daß das mitten in Constãntã und im Beisein des Inquisitors sein würde.
Zwei der Männer attackierten Delãny mit gezogenen Schwertern. Mit einer geschickten Körperbewegung wich er einem beidhändig geführten, wuchtigen Schwerthieb aus, der kräftig genug gewesen wäre, ihn auf der Stelle zu enthaupten; er glitt aus und fiel auf die Seite. Eine zweite Klinge schlug unmittelbar neben seiner linken Schulter Funken aus dem Stein.
Er rollte herum, trat dem Angreifer, der sich zu weit vorgewagt hatte, die Beine unter dem Leib weg und sprang aus der gleichen Bewegung heraus hoch. Der Mann, der ihn zu enthaupten versucht hatte, attackierte ihn erneut. Andrej duckte sich unter der heranzischenden Klinge weg, schlug die Arme des Mannes zur Seite und schlug ihm mit der Handkante gegen die Kehle. Der Hieb hätte tödlich sein können, war aber zu schlecht gezielt und mit zu geringer Kraft ausgeführt worden; der Soldat ließ sein Schwert fallen, taumelte zurück und preßte würgend die Hände gegen den Hals, hielt sich aber mühsam auf den Beinen.
Delãny täuschte gegen den dritten Angreifer einen Fußtritt an, sprang blitzschnell zurück und hatte so für einige wenige Sekunden Luft. Rasch drehte er sich einmal um die eigene Achse und versuchte, sich schnell eine Übersicht über die Lage zu verschaffen.
Seit dem kurzen Handgemenge waren nur wenige Sekunden verstrichen, aber die Situation hatte sich trotzdem total verändert: Nur drei der vier Männer beteiligten sich direkt an dem Angriff auf ihn. Der vierte hatte offensichtlich versucht, Frederic zu packen, den Jungen aber verfehlt und war schwer auf die Knie gefallen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und er war sichtlich nicht in der Lage, aus eigener Kraft aufzustehen. Der goldene Ritter - es war der Mann, gegen den Andrej im Wald gekämpft hatte - stand in einiger Entfernung reglos da und beobachtete Andrej mit einer Mischung aus Neugier und heiterer Gelassenheit. Er hatte sich bisher

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