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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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blähten sich seine Wangen.
    Es ist keine gute Idee, erlesenen Brandy durch ein Zimmer zu sprühen, vor allem nicht, wenn eine brennende Zigarre in der Nähe ist. Die Flamme reichte bis zur gegenüberliegenden Wand und brannte dort eine Chrysantheme in das Holz. Gleichzeitig gehorchte Nobbys Sessel einem fundamentalen Gesetz der Physik, schoß in die entgegengesetzte Richtung und knallte gegen die Tür.
    »König?« Nobby hustete, und jemand klopfte ihm auf den Rücken, bis er wieder zu Atem kam. »König?« keuchte er. »Damit mir Kommandeur Mumm den Kopf abhackt?«
    »Du bekommst so viel Brandy, wie du willst, Herr Graf«, sagte eine schmeichlerische Stimme.
    »Was nützt das, wenn ich keine Kehle mehr habe, durch die er fließen kann?«
    »Wovon redest du da?«
    »Kommandeur Mumm würde durchdrehen! Vollkommen
durchdrehen

    »Meine Güte, Mann…«
    »Euer Lordschaft«, korrigierte jemand.
    »Euer Lordschaft, ich meine… Wenn du
König
bist, kannst du dem verdammten Samuel Mumm Befehle erteilen. Du wärst dann der ›Boß‹, wie es so schön heißt. Du…«
    »Ich soll dem alten Steingesicht Anweisungen erteilen?« fragte Nobby.
    »Ja!«
    »Ich wäre König und könnte dem alten Steingesicht sagen, was er zu tun hat?«
    »Genau!«
    Nobby starrte in die dunstige Leere.
    »Er würde
durchdrehen

    »Jetzt hör mal, du kleiner dummer Narr…«
    »Herr Graf…«
    »Jetzt hör mal, du kleiner dummer Graf: Du könntest ihn sogar hinrichten lassen, wenn du willst!«
    »Nein, das könnte ich nicht!«
    »Und warum nicht?«
    »Weil er durchdrehen würde!«
    »Mumm nennt sich Diener des Gesetzes. Welchem Gesetz dient er? Woher
kommt
das Gesetz, hm?«
    »
Ich
weiß es nicht!« stöhnte Nobby. »Er meinte einmal, es stiege durch die Stiefelsohlen zu ihm auf!« Er sah sich um. Die Schatten im Rauch schienen näher zu kommen.
    »Ich kann kein König sein! Der alte Mumm würde durchdrehen!«
    »Hör endlich auf, das ständig zu wiederholen!«
    Nobby zog an seinem Kragen.
    »Ist ziemlich heiß und stickig hier drin«, ächzte er. »Wo geht’s zum Fenster?«
    »Dort drüben…«
    Der Sessel erbebte. Mit dem Helm voran stieß Nobby durch die Fensterscheibe, landete auf einer wartenden Kutsche, sprang auf die Straße, stürmte in die Nacht und versuchte, dem Schicksal im allgemeinen und Äxten im besonderen zu entkommen.
     
    Gertie Kleinpo betrat die Palastküche und feuerte ihre Armbrust ab. Der Bolzen bohrte sich in die Decke.
    »Niemand rührt sich von der Stelle!« rief die Zwergin.
    Die Bediensteten des Patriziers sahen von ihrem Essen auf.
    »Wenn du
niemand
sagst…«, sagte Drumknott langsam und nahm einen kleinen Brocken Putz von seinem Teller. »Meinst du dann…«
    »Alles klar, Korporal. Jetzt übernehme ich.« Mumm klopfte Gertie auf die Schulter. »Ist Mildred Leicht hier?«
    Alle Köpfe drehten sich.
    Mildreds Löffel fiel in die Suppe.
    »Keine Sorge«, sagte Mumm. »Ich möchte dir nur einige zusätzliche Fragen stellen…«
    »Es… es tut mir l-l-l-l-leid…«
    »Es liegt mir fern, dir Vorwürfe zu machen.« Mumm ging um den Tisch. »Wie dem auch sei: Du hast nicht nur Nahrungsmittel mit nach Hause genommen, oder?«
    »W-was?«
    »Was hast du sonst noch eingesteckt?«
    Mildred sah zu den anderen Bediensteten, deren Mienen plötzlich sehr leer wirkten. »Die alten Bettlaken… Aber Frau Dipplock s-sagte, das ginge in Ordnung, w-weil…«
    »Nein, das meine ich nicht«, erwiderte Mumm.
    Mildred befeuchtete sich die Lippen. »Äh… etwas Schuhcreme…«
    »Hör mal…« Mumm versuchte, möglichst freundlich zu sein. »
Jeder
nimmt das eine oder andere aus dem Palast mit. Kleine Dinge, die nicht weiter auffallen. Niemand hält das für Stehlen. Ihr habt praktisch ein
Recht
darauf. Ich denke da so an dieses und jenes, Fräulein Leicht. An… Reste. Fällt dir bei dem Wort ›Rest‹ etwas ein?«
    »Äh… meinst du vielleicht… die Reste der Kerzen, Herr?«
    Mumm atmete tief durch. Die Bestätigung, daß er richtig vermutet hatte, war eine große Erleichterung – auch wenn er wußte, daß er das Ziel nur auf großen Umwegen erreicht hatte.
»Aha«,
sagte er.
    »Aber d-das ist kein Diebstahl, Herr. Ich habe n-nie etwas gestohlen, Herr!«
    »Du hast die Kerzenstummel mitgenommen, nicht wahr?« fragte Mumm sanft. »Sie geben noch eine halbe Stunde Licht, wenn man sie in einer kleinen Schale brennen läßt.«
    »Das ist kein Diebstahl, Herr! Es sind… Vergünstigungen, Herr!«
    Samuel Mumm schlug sich mit der

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