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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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flachen Hand gegen die Stirn. »Vergünstigungen! Natürlich! Nach diesem Wort habe ich die ganze Zeit gesucht. Vergünstigungen! Jeder verdient Vergünstigungen, nicht wahr? Nun, dann ist ja alles in bester Ordnung.« Er zögerte kurz. »Ich schätze, du nimmst die Kerzenstummel aus den Schlafzimmern, nicht wahr?«
    Trotz ihrer Nervosität lächelte Mildred Leicht das stolze Lächeln einer Person, die das Privileg hat, das anderen Leuten fehlt. »Ja, Herr. Es ist mir
erlaubt.
Die Kerzen in den Schlafzimmern sind viel besser als die in den anderen Räumen.«
    »Und du stellst neue Kerzen auf, wenn es notwendig ist, stimmt’s?«
    »Ja, Herr.«
    Wahrscheinlich häufiger als unbedingt erforderlich, dachte Mumm. Es wäre doch schade, wenn sie
zu
weit herunterbrennen…
    »Bitte zeig mir, wo die Kerzen aufbewahrt werden.«
    Das Zimmermädchen blickte zur Haushälterin, die zu Mumm sah und dann nickte. Sie war intelligent genug, den Unterschied zwischen einer Bitte und einer Anweisung zu erkennen.
    »Sie lagern in der Kerzenkammer nebenan, Herr«, sagte Mildred.
    »Bitte führ mich dorthin.«
    Der Raum war nicht besonders groß, doch die Regale vom Boden bis zur Decke waren voller Kerzen. Mumm sah einen Meter lange Exemplare, die man in den öffentlichen Bereichen des Palastes aufstellte. Direkt daneben – und darüber und darunter – lagen die ganz normalen Kerzen, wie man sie in allen anderen Zimmern benutzte. Sie waren nach Qualität sortiert.
    »Diese hier sind für die Räume seiner Lordschaft reserviert, Herr.« Mildred reichte dem Kommandeur eine dreißig Zentimeter lange weiße Kerze.
    »O ja…
ausgezeichnete
Qualität«, sagte Mumm. »Nummer fünf. Guter weißer Talg.« Er drehte die Kerze hin und her. »Diese Dinger zünden wir zu Hause an. Auf der Wache müssen wir uns mit Kerzen aus verdammtem Bratenfett begnügen. Wir besorgen sie uns jetzt von Traggut bei den Schlachthäusern. Hat
sehr
gute Preise. Früher kauften wir bei Spatz & Sperling, aber Herr Traggut ist jetzt besser im Geschäft, nicht wahr?«
    »Ja, Herr. Und er liefert auch die besonderen Kerzen.«
    »Und du stellst sie jeden Tag ins Schlafzimmer seiner Lordschaft?«
    »Ja, Herr.«
    »Auch in andere Zimmer?«
    »O nein, Herr. Das hat seine Lordschaft ausdrücklich untersagt! Für uns kommen nur Kerzen vom Typ Nummer drei in Frage.«
    »Und du nimmst gelegentlich… äh… Vergünstigungen mit nach Hause?«
    »Ja, Herr. Oma meinte, sie gäben ein wundervolles Licht, Herr…«
    »Vermutlich hat sie die ganze Zeit bei deinem kleinen Bruder gesessen, nicht wahr? Ich nehme an, er ist zuerst krank geworden, und dann hat sie stundenlang bei ihm gesessen, Nacht für Nacht. Und wenn ich die alte Frau Leicht richtig kenne, hat sie die Gelegenheit genutzt zu nähen…«
    »Ja, Herr.«
    Es wurde still.
    »Hier, nimm mein Taschentuch«, sagte Mumm nach einer Weile.
    »Verliere ich meine Stellung, Herr?«
    »Nein«, erwiderte Mumm. »Nein, natürlich nicht. Kein Beteiligter verliert seinen Job.« Er starrte auf die Kerze. »Ausgenommen ich vielleicht.«
    An der Tür blieb er noch einmal stehen. »Wenn du erneut Kerzenstummel brauchst… Im Wachhaus haben wir jede Menge. Nobby wird sich sein Bratenfett eben kaufen müssen, wie alle anderen auch.«
     
    »Was passiert jetzt?« fragte Feldwebel Colon.
    Der Kleine Irre Arthur blickte erneut über den Rand des Daches. »Jetzt hat er Probleme mit den Ellenbogen«, sagte er beiläufig. »Er sieht sie sich immer wieder an und versucht, sie an der richtigen Stelle zu befestigen.«
    »Ich hatte ähnliche Schwierigkeiten, als ich die Einbauküche für Frau Colon montiert habe«, sagte der Feldwebel. »Die Anleitungen, wie man die Kisten öffnet, waren
in
den Kisten…«
    »Oh-oh, jetzt hat er den Dreh raus«, meinte der Kleine Irre Arthur. »Offenbar hat er die Dinger mit den Knien verwechselt.«
    Colon hörte wieder ein Scheppern in der Tiefe.
    »Jetzt geht er um die Ecke…« Sie hörten das typische Geräusch von splitterndem Holz. »Und jetzt ist er im Gebäude. Vermutlich kommt er die Treppe hoch, aber an deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen.«
    »Warum nicht?«
    »Du mußt doch nur die Dachkante loslassen.«
    »Dann stürze ich in den Tod!«
    »Genau! Ein schnelles, sauberes Ende. Ohne daß dir vorher Arme und Beine ausgerissen werden.«
    »Ich wollte mir einen kleinen Bauernhof kaufen!« klagte Colon.
    »Tja, ich schätze, dazu hast du keine Gelegenheit mehr.« Der Kleine Irre Arthur sah wieder nach

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