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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Augen zu ihm empor.
    »Schwer das Ding, was?«
    »Ja«, brachte Colon mühsam hervor.
    »Tritt mit dem anderen Fuß nach ihm!«
    Ein saugendes Geräusch erklang. Colon verzog das Gesicht. Eine Sekunde später machte es »Plop«, und der anschließenden Stille folgte kurze Zeit später lautes Krachen.
    »Ich hab den Stiefel verloren, an dem sich der Bursche festgehalten hat«, stöhnte Colon.
    »Wie konnte das passieren?«
    »Er war… geschmiert.«
    Der Kleine Irre Arthur zog an Colons Finger. »Also los. Komm hoch.«
    »Geht nicht.«
    »Warum nicht? Der Kerl hängt doch nicht mehr an dir.«
    »Meine Arme sind viel zu müde. In zehn Sekunden bin ich nur noch ein mit Kreide gezeichneter Umriß…«
    »Nee, so viel Kreide gibt’s gar nicht.« Der Kleine Irre Arthur ging in die Hocke, so daß sein Kopf auf einer Höhe mit Colons Augen war. »Wenn du abkratzt… Könntest du mir vorher vielleicht noch einen Schuldschein ausstellen, in dem du darauf hinweist, daß du mir einen Dollar versprochen hast?«
    Tief unten klapperten Tonscherben.
    »Was war das?« fragte Colon. »Das verdammte Ding ist doch zerbrochen, oder?«
    Der Kleine Irre Arthur sah zum fernen Pflaster hinunter. »Glaubst du an Reinkarnation und so?«
    »Mit solchem ausländischen Zeug will ich nichts zu tun haben«, sagte Colon.
    »Der Bursche fügt sich selbst zusammen. Wie bei einem Puzzle.«
    »Oh, ich verstehe«, schnaufte Colon. »Das sagst du nur, damit ich mich hochziehe. Statuen fügen sich nicht wieder zusammen, nachdem sie zerbrochen sind.«
    »Wie du meinst. Ein Bein ist schon fast fertig.«
    Es gelang Colon, durch die schmale, übelriechende Lücke zwischen der Mauer und seiner Achsel zu sehen. Er erkannte nur Nebel und schwaches Glühen.
    »Bist du sicher?« fragte er.
    »Wenn man in Rattenlöchern auf Pirsch geht, lernt man schnell, auch im Dunkeln gut zu sehen«, erwiderte der Kleine Irre Arthur. »Sonst ist man bald tot.«
    Etwas zischte unter Colons Füßen.
    Er kratzte mit den Zehen und einer Stiefelspitze über die Ziegelsteine.
    »Er hat Probleme«, sagte der Kleine Irre Arthur im Plauderton. »Er scheint die Knie verkehrt herum montiert zu haben.«
     
    Dorfl kauerte in dem verlassenen Keller, in dem sich die Golems getroffen hatten. Gelegentlich hob er den Kopf und zischte. Rotes Licht strömte aus seinen Augen. Wenn etwas davon in die andere Richtung floß, durch die Augenhöhlen zum roten Himmel dahinter, fand es dort…
    Dorfl duckte sich unter dem Blick des Universums. Dessen dumpfes Murmeln erklang in weiter Ferne, ohne Verbindung zu Dorfl.
    Die
Worte
standen am Horizont; sie reichten bis zum Firmament empor.
    Und eine Stimme verkündete ruhig: »Du gehörst dir selbst.« Dorfl sah die Szene immer wieder: das besorgte Gesicht, nach oben greifende Hände, die sein ganzes Blickfeld füllten, das jähe, kalte Wissen…
    »… gehörst dir selbst.«
    Die neuen Worte prallten von den alten ab, rollten hin und her, wurden dabei immer lauter, bis es in der kleinen roten Welt für andere Geräusche keinen Platz mehr gab.
    Golem braucht einen Herrn. Die Buchstaben ragten weit auf, aber Echos umspülten sie, nagten beharrlich an ihnen. Risse entstanden, wuchsen in die Länge und bildeten komplexe Zickzackmuster. Schließlich…
    Die Worte platzten auseinander. Einzelne Fragmente, groß wie Berge, stürzten zu Boden und wirbelten roten Sand auf.
    Erneut strömte etwas. Diesmal war es das Universum. Dorfl fühlte sich davon erfaßt, hin und her gedreht, hochgehoben und…
    … nun befand sich der Golem
im
Universum. Es erstreckte sich um ihn herum, summte munter vor sich hin. Dorfl spürte allgemeine Emsigkeit, fühlte ungeheure Komplexität, die nie zur Ruhe kam…
    Keine
Worte
trennten ihn vom Rest des Existierenden.
    Er war ein Teil der Welt und sie ein Teil von ihm.
    Er konnte ihr nicht den Rücken kehren, denn sie umgab ihn vollständig. Wohin er sich auch wendete – sie blieb vor ihm.
    Dorfl gehörte sich selbst. Und das bedeutete auch, daß er voll und ganz für sich selbst verantwortlich war.
    Er konnte nicht sagen: »Ich mußte den Befehlen gehorchen.« Er konnte nicht sagen: »Das ist ungerecht.« Niemand hörte zu. Es gab keine Worte. Er
gehörte sich selbst.
    Dorfl umkreiste zwei glühenden Sonnen und raste wieder davon.
    Es gab jetzt kein
Du
sollst nicht
mehr. Nun hieß es:
Ich will nicht.
    Er taumelte durch den roten Himmel, und nach einer Weile bemerkte er ein dunkles Loch. Der Golem fühlte sich davon angezogen, und er

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