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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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strebte ihm entgegen, und das Loch wurde größer, dehnte sich über die Grenzen seines Blickfelds…
    Dorfl öffnete die Augen.
    Kein Herr!
    Mit einer fließenden Bewegung stand der Golem auf. Er hob den Arm, streckte den Zeigefinger…
    Der Finger bohrte sich in die Wand, auf der die Diskussion stattgefunden hatte, bahnte sich einen mühelosen Weg durch alten Mörtel und brüchigen Stein. Es dauerte einige Minuten, doch Dorfl hielt es für notwendig, diese Zeit zu investieren. Die Botschaft war wichtig.
    Er vollendete den letzten Buchstaben und fügte ihm drei Punkte hinzu. Anschließend trat der Golem zurück und betrachtete sein Werk:
    Kein Herr………
     
    Blauer Zigarrendunst hing unter der Decke des Rauchzimmers.
    »Ah, ja«, sagte ein Sessel. »Hauptmann Karotte. Ja… in der Tat… Aber… ist er der richtige Mann?«
    »Hat ein kronenförmiges Muttermal«, erwiderte Nobby. »Ich hab’s selbst gesehen.«
    »Aber seine Herkunft…«
    »Er wurde von Zwergen großgezogen«, sagte Nobby. Er hob sein Brandyglas und winkte einem Kellner zu. »Das gleiche noch mal.«
    »Ich bezweifle, daß Zwerge jemandem wahre Größe geben können«, sagte ein anderer Sessel. Hier und da war leises Lachen zu hören.
    »Gerüchte und Folklore«, murmelte jemand.
    »Ankh-Morpork ist eine große, geschäftige und vor allem komplexe Stadt. Ich fürchte, ein Schwert und ein Muttermal allein qualifizieren den Betreffenden zu nichts. Der zukünftige König sollte aus einer Familie stammen, die ans Regieren
gewöhnt
ist.«
    »Wie deine, Herr Graf.«
    Ein schlürfendes Geräusch erklang, als Nobby das neue Glas Brandy in Angriff nahm. »Oh, mit dem Regieren kenne ich mich aus«, sagte er. »Erlebe es die ganze Zeit über. Werde ständig regiert. Das bedeutet, ich bekomme dauernd irgendwelche Anweisungen und so«, fügte er erklärend hinzu.
    »Wir brauchen einen König, der die Unterstützung der großen Familien und wichtigsten Gilden genießt.«
    »Die Leute
mögen
Karotte«, meinte Nobby.
    »Oh, die
Leute
…«
    »Wer auch immer den Job bekommt – er muß ganz schön rackern«, sagte Nobby. »Der alte Vetinari erledigt dauernd irgendwelchen Papierkram. Das macht bestimmt keinen Spaß. Ich meine, dauernd am Schreibtisch sitzen, ernst und besorgt zu sein, nie Zeit für sich selbst haben…« Er hob das leere Glas. »Noch mal das gleiche, alter Knabe. Und mach’s diesmal voll. Was hat so ein hübsches großes Glas für einen Sinn, wenn man nur ein paar Tropfen reinschüttet?«
    »Manche Personen genießen das Bukett«, sagte ein entsetzter Sessel. »Sie schnuppern daran.«
    Nobby betrachtete das Glas aus geröteten Augen, und sein Gesicht zeigte dabei den Argwohn eines Mannes, der Gerüchte über die speziellen Vorlieben der feinen Leute gehört hat. »Nee«, sagte er schließlich. »Ich gieße mir das Zeug nicht in die Nase, sondern in den Mund, wenn du gestattest.«
    »Wenn wir zur
Sache
kommen könnten…«, ließ sich ein anderer Sessel vernehmen. »Ein König wäre
nicht
die ganze Zeit mit den Angelegenheiten der Stadt beschäftigt. Er könnte solche Aufgaben anderen überlassen, seinen Beratern. Leuten, die sich mit solchen Dingen auskennen.«
    »Und der König? Was müßte er tun?« fragte Nobby.
    »Er müßte… herrschen«, sagte der Sessel.
    »Winken.«
    »Den Vorsitz bei Banketten führen.«
    »Dokumente unterschreiben.«
    »Erlesenen Brandy auf entsetzliche Weise schlürfen.«
    »Herrschen.«
    »Klingt eigentlich nicht übel«, sagte Nobby. »Es gibt bestimmte Leute, die daran Gefallen fänden.«
    »Ein König müßte natürlich auch bestimmte Hinweise verstehen, wenn man sie ihm direkt vor die gräßliche Nase hält«, sagte ein Sessel scharf. Die anderen Sessel brachten ihn rasch zum Schweigen.
    Nobby fand nach mehreren Versuchen den eigenen Mund, stopfte die Zigarre hinein und paffte. »Wenn ihr mich fragt…«, sagte er. »Wenn ihr
mich
fragt… Ihr solltet euch irgendeinen piekfeinen Burschen suchen, der genug Zeit hat. Sagt ihm einfach: ›He, heute ist dein Glückstag. Hast du Lust, zu winken und bei Banketten den Vorsitz zu führen?‹«
    »Ah! Das ist eine
großartige
Idee! Fällt dir zufällig ein Name ein? Noch ein wenig Brandy gefällig?«
    »Oh, danke, du bist wirklich nett, Herr Piekfein. He du, Lakai, Nachschub, voll bis zum Rand. Nein, ich weiß beim besten Willen nicht, wer in Frage käme.«
    »Nun, Herr Graf, um ganz offen zu sein: Wir dachten dabei an dich…«
    Nobby riß die Augen auf. Und dann

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