Hohle Köpfe
es gibt viele Vampire in der Stadt. Deine…
Abne
i
gung
ihnen gegenüber ist allgemein bekannt.«
»Es gefällt mir nicht, wenn man Leute wie Vieh behandelt«, erwiderte Mumm. Sein Blick wanderte kurz über die vielen Bücher in der Bibliothek. »Darauf ist es in deinem Fall immer hinausgelaufen, nicht wahr? Dies hier sind gewissermaßen die Zuchtbücher von Ankh-Morpork.« Die Armbrust schwang herum und zeigte wieder auf den Vampir, der sich nicht gerührt hatte. »Macht über Menschen. Das wünschen sich Vampire. Das Blut ist eigentlich nebensächlich, kaum mehr als ein Maßstab des Erfolgs. Wieviel Einfluß hast du im Lauf der Jahre genommen?«
»Ein bißchen. Zumindest in diesem Punkt hast du recht.«
»Für jemanden wie dich spielt nur die Herkunft eine Rolle.« Mumm schüttelte den Kopf. »Meine Güte. Jemand aus einer ›guten Familie‹ sollte Vetinari ersetzen. Man wollte den Patrizier aus dem Weg räumen, ohne ihn zu töten. Nach seinem Tod würden zu viele Dinge geschehen. Ist Nobby tatsächlich ein Graf?«
»Es gibt einige Anzeichen dafür.«
»Aber es sind
deine
Anzeichen, nicht wahr? Ich bezweifle, daß er auch nur einen Tropfen adliges Blut in den Adern hat. Nobby ist so gewöhnlich, wie man nur sein kann. Das gehört zu seinen besseren Eigenschaften. Mit den ganzen Dingen, die seine Familie stibitzt hat, könnte man vermutlich beweisen, daß er der Herzog von Pseudopolis, der Serif von Klatsch und die Herzoginwitwe von Quirm ist. Im letzten Jahr hat er mir mein Zigarrenetui geklaut, und ich bin ziemlich sicher, daß er nicht ich ist. Nein, ich halte Nobby nicht für einen feinen Pinkel. Aber vermutlich glaubten einige Leute, ihn
benutzen
zu können.«
Mumm hatte den Eindruck, daß Drachenkönig von Wappen allmählich größer wurde. Vielleicht war es nur eine optische Täuschung, hervorgerufen vom flackernden Licht der Kerzen.
»Du konntest mich gut gebrauchen, nicht wahr?« fuhr Mumm fort. »Wochenlang habe ich die vereinbarten Termine abgesagt. Bestimmt bist du ziemlich ungeduldig geworden. Und dann spreche ich dich auf Nobby an. Muß eine ziemliche Überraschung für dich gewesen sein. Andernfalls hättest du nach ihm schicken müssen, und das wäre verdächtig gewesen. Aber Kommandeur Mumm hat ihn
entdeckt.
Dadurch sieht die Sache viel besser aus. Dadurch wird sie praktisch offiziell.
Und dann dachte ich: Wer will einen König? Nun, fast alle. Es ist irgendwie eingebaut. Könige machen alles besser. Komisch, nicht wahr? Selbst die Leute, die Vetinari alles verdanken, mögen ihn nicht. Vor zehn Jahren waren die Gildenoberhäupter nur ein Haufen von Halunken, und jetzt… Sie sind noch immer ein Haufen von Halunken, um ehrlich zu sein. Aber Vetinari gab ihnen genug Zeit, zu erkennen, daß sie ihn brauchen.
Und dann erscheint der junge Karotte mit jeder Menge Charisma, und er hat ein Schwert und ein Muttermal, und alle haben ein seltsames Gefühl, und Dutzende von Leuten kramen in alten Dokumenten und sagen: ›He, sieht ganz danach aus, als sei der König zurückgekehrt.‹ Und
dann
beobachten sie ihn eine Weile und sagen: ›So ein Mist, er ist
wirklich
anständig und ehrlich und gerecht, so wie es in den Geschichten heißt. Potzblitz! Wenn der Bursche auf dem Thron sitzt, könnten wir in ernste Schwierigkeiten geraten! Er könnte einer jener unangenehmen Könige sein, die damals herumliefen und mit den einfachen Leuten sprachen…‹«
»Trittst du für die einfachen Leute ein?« fragte Drachenkönig von Wappen sanft.
»Für die einfachen Leute?« wiederholte Mumm. »Sie sind nichts Besonderes. Sie unterscheiden sich nicht von den Reichen, davon abgesehen, daß sie weder Geld noch Macht besitzen. Doch das Gesetz sollte die Dinge ausgleichen. Und deshalb muß ich wohl für die einfachen Leute eintreten.«
»Ein Mann, der mit der reichsten Frau in Ankh-Morpork verheiratet ist?«
Mumm hob und senkte die Schultern. »Der Helm eines Wächters ist nicht wie eine Krone. Man trägt ihn auch dann, wenn man ihn abgenommen hat.«
»Das ist ein interessanter Standpunkt, Sir Samuel, und ich wäre der erste, der bewundert, wie gut du mit deiner Familiengeschichte fertig geworden bist, aber…«
»Keine Bewegung!« Mumm hob drohend die Armbrust. »Wie dem auch sei… Karotte kam nicht in Frage, aber inzwischen hatte sich die Sache herumgesprochen, und jemand meinte: ›Besorgen wir uns einen König, den wir kontrollieren können. Die Gerüchte sagen, der rechtmäßige König sei ein einfacher
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