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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf der ersten Seite lautete: »Die Abstammung von König Karotte L, durch die Gnade der Götter König von Ankh-Morpork.« Über die nächsten zwölf Seiten erstreckte sich ein komplexer Stammbaum, der schließlich in den Hinweis mündete: verheiratet mit… Die dortigen Worte hatten nur vorläufigen Charakter.
    »Delphine Angua von Überwald«, las Drachenkönig laut. »Vater und, ah-ha, Ahn, Baron Guye von Überwald, auch bekannt unter dem Namen Silberschwanz. Mutter Serafine Soxe-Bloonberg, auch bekannt als Gelbfang, von Gennua…«
    Dieser Teil war eine beachtenswerte Leistung. Drachenkönig hatte erwartet, daß seine Gesandten Schwierigkeiten bekamen mit den wölfischeren Bereichen von Anguas Herkunft, aber wie sich herausstellte, brachten auch die Bergwölfe diesen Angelegenheiten großes Interesse entgegen. Anguas Vorfahren waren in der Hierarchie des Rudels immer an der Spitze gewesen.
    Drachenkönig von Wappen lächelte. Soweit es ihn betraf, spielte die Spezies nur eine untergeordnete Rolle. Es kam in erster Linie auf einen guten Stammbaum an.
    Nun, so sah die Zukunft aus, wie sie sein
konnte.
    Er schob das Buch beiseite. Einer der Vorteile eines langen Lebens bestand darin, daß man die Fragilität der Zukunft sah. Die Menschen sprachen von »Frieden in unserer Zeit« und vom »Reich, das tausend Jahre währt«, doch schon ein halbes Leben später erinnerte sich niemand mehr an die betreffenden Personen, geschweige denn an das, was sie gesagt hatten oder wo der aufgebrachte Mob die Asche ihrer verbrannten Leichen verstreut hatte. Kleinere Dinge änderten die Geschichte. Manchmal genügten einige geschriebene Worte.
    Er griff nach einem anderen Buch. Auf dessen zweiter Titelseite stand: »Die Abstammung von König…« Wie würde sich der Mann nennen? Das ließ sich kaum erraten. Und wenn schon…
    Drachenkönig nahm einen Stift und schrieb: »Nobbs.«
    Er lächelte im vom Kerzenschein kaum erhellten Raum.
    Die Leute redeten immer wieder über den wahren König von Ankh-Morpork, doch die Geschichte lehrte etwas Grausames. Ihre oft blutige Lektion lautete: Der wahre König ist der Mann, der die Krone trägt.
     
    Bücher füllten auch dieses Zimmer. Das war der erste Eindruck: eine feuchte, erdrückende Büchermasse.
    Pater Tubelcek lag auf einem kleinen Hügel aus Büchern. An seinem Tod konnte kein Zweifel bestehen. Niemand konnte so viel Blut verlieren und dabei lebendig bleiben. Oder mit einem Kopf, der aussah wie ein Fußball, aus dem jemand die Luft herausgelassen hatte, überleben. Ein ziemlich großer Hammer mußte ihn getroffen haben.
    »Die Alte dort kam schreiend aus dem Haus gerannt, und deshalb bin ich reingegangen«, sagte Obergefreiter Besuch und salutierte. »Ich habe hier alles so vorgefunden, Herr Kommandeur.«
    »
Genau
so, Obergefreiter Besuch?«
    »Ja, Herr Kommandeur. Übrigens heiße ich Besuch-die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren, Herr Kommandeur.«
    »Wer ist die Alte?«
    »Frau Kanacki, Herr Kommandeur. So hat sie sich vorgestellt. Sie brachte dem Priester seine Mahlzeiten. Erledigte alles für ihn.«
    »Wie meinst du das?«
    »Oh, sie hat geputzt und so.«
    Es stand tatsächlich ein Tablett auf dem Boden, komplett mit zerbrochener Schüssel und Haferbrei. Die alte Dame mußte sehr verblüfft festgestellt haben, daß jemand den Priester erledigt hatte, für den sie alles erledigte.
    »Hat sie ihn angerührt?« fragte Mumm.
    »Angeblich nicht.«
    Das bedeutete, daß der Priester einen erstaunlich friedlichen Tod gestorben war: Seine Hände ruhten gefaltet auf der Brust, seine Augen waren geschlossen.
    Etwas steckte zwischen seinen Lippen. Es schien ein zusammengerolltes Blatt Papier zu sein, was dem Leichnam ein fast heiteres Erscheinungsbild verlieh – als hätte Tubelcek nach dem Sterben beschlossen, eine Zigarette zu rauchen.
    Mumm griff danach, entrollte das Blatt und starrte auf fein säuberlich geschriebene Symbole, die für ihn unverständlich blieben. Bemerkenswert waren sie, weil der Autor die einzige Flüssigkeit, die an diesem Ort reichlich zur Verfügung stand, als Tinte benutzt hatte.
    »Bäh«, sagte Mumm. »Mit
Blut
geschrieben. Weiß jemand, was diese Zeichen bedeuten?«
    »Ja, Herr Kommandeur!«
    Mumm rollte mit den Augen. »Ich höre, Obergefreiter Besuch.«
    »Besuch-die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren, Herr Kommandeur«, erwiderte Obergefreiter Besuch und schmollte ein wenig.
    »… die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren 7 – ich

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