Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
dessen Aufmerksamkeit zu wecken.
    »
Dieses
Wappen ist für Herrn Gerhardt Socke, den Präsidenten der Fleischergilde«, sagte Drachenkönig. »Seine Frau hat ihm eingeredet, daß er unbedingt ein Wappen braucht, und wer sind wir, daß wir der Tochter eines Kaldaunenhändlers widersprechen könnten. Der Schild ist rot, rot wie Blut, mit blauen und weißen Streifen, wie die Schürze eines Metzgers. Ein Würstchenstrang teilt das Wappen in zwei Hälften. Im Zentrum ein Hackbeil, gehalten von einer Hand, die in einem Boxhandschuh steckt – wir hielten es für passend, ah-ha, auf diese Weise ›Socke‹ darzustellen. Das Motto lautet:
Futurus meus est in visceris.
Übersetzt: ›Meine Zukunft liegt in den Eingeweiden.‹ Was sich nicht nur auf den Beruf bezieht, sondern auch, ah-ha, auf die alte Kunst des…«
    »…des Weissagens aus Innereien«, beendete Mumm den Satz. »Wirklich er-staunlich.« Das Etwas, das seine Aufmerksamkeit zu erringen suchte, sprang inzwischen auf und ab.
    »Dies hier, ah-ha, ist für Rudolph Potts von der Bäckergilde«, fuhr Drachenkönig fort. Mit einem dünnen, pergamentenen Finger deutete er auf den dritten Schild. »Kannst du die Darstellung deuten, Kommandeur?«
    Mumm richtete einen finsteren Blick darauf. »Das Wappen ist in drei Felder aufgeteilt, mit einer Rose, einer Flamme und einem Topf. Äh… Bäcker benutzen Feuer, und ich schätze, der Topf ist für Wasser…«
    »Außerdem bezieht er sich auf den Namen. Topf – Pott.«
    »Aber wenn er keinen Spitznamen wie etwa Rosie hat…« Mumm blinzelte. »Die Rose ist eine Pflanze. So wie Getreide, aus dem man Mehl gewinnt. Getreide, Feuer und Wasser? Aber der ›Pott‹… Sieht mir eher wie ein Nachttopf aus.«
    »Das alte Wort für ›Bäcker‹ lautet
pistor
«, erläuterte Drachenkönig. »Nun, Kommandeur, du hast das Zeug zu einem Wappenherold! Und das Motto?«
    »Quod subigo farinam«,
las Mumm und runzelte die Stirn. »›Weil‹…
Far
i
nam
bedeutet soviel wie ›mit Mehl oder Korn zu tun haben‹, nicht wahr? Nun… O nein. ›Weil ich den Teig knete‹?«
    Drachenkönig applaudierte. »Ausgezeichnet!«
    »Ich nehme an, ihr kommt an den langen Winterabenden aus dem Lachen nicht heraus«, kommentierte Mumm. »Und das ist Heraldik? Kreuzworträtsel und Wortspiele?«
    »Natürlich steckt noch viel mehr dahinter«, meinte Drachenkönig. »Diese Schilde sind ganz einfach. Wir erfinden sie praktisch. Doch die Wappen von alten Familien wie zum Beispiel den Nobbses…«
    »Nobbs!«
entfuhr es Mumm, als bei ihm endlich der Groschen fiel. »Das ist es! Du hast sie schon einmal erwähnt, die Nobbses… Es soll eine alte Familie sein?«
    »O ja. Ah-ha. Ja. Eine ehrwürdige alte Familie. Allerdings erlebt sie derzeit einen bedauerlichen Niedergang.«
    »Meinst du ›Nobbs‹ wie in… Korporal Nobbs?« fragte Mumm. Entsetzen vibrierte in seinen Worten.
    Ein Buch wurde geöffnet. Im matten Licht sah Mumm die schemenhaften Bilder einiger Schilde und einen wuchernden, ungestutzten Stammbaum.
    »Meinst du einen gewissen C. W. St. J. Nobbs?«
    »Äh… ja. Ja!«
    »Sohn von Sconner Nobbs und einer Dame, die ›Maisie von der Ulmenstraße‹ genannt wird?«
    »Ich denke schon.«
    »Enkel vom Schrägen Nobbs?«
    »Das klingt richtig.«
    »Des unehelichen Sohns von Edward St. John de Nobbes, Graf von Ankh, und eines Stubenmädchens unbekannter Herkunft?«
    »Meine Güte!«
    »Du kennst den Gentleman?«
    Mumm lauschte verblüfft dem mentalen Echo eines Satzes, der Korporal Nobbs betraf und das Wort »Gentleman« enthielt. »Äh… ja«, antwortete er.
    »Ist er ein begüterter Mann?«
    »In gewisser Weise. Die meisten Sachen in seinem Besitz gehören anderen Leuten.«
    »Nun, ah-ha, gib ihm Bescheid. Land oder Geld gibt es nicht mehr, aber der Titel ist noch vorhanden.«
    »Entschuldige bitte. Ich möchte dies alles richtig verstehen. Korporal Nobbs –
mein
Korporal Nobbs – ist der
Graf von Ankh

    »Darauf deutet alles hin. Er müßte uns natürlich einen Beweis seiner Abstammung bringen.«
    Mumm starrte in die dunkle Leere. Einen Beweis für seine Abstammung? Bisher war es Nobbs schwer genug gefallen zu beweisen, daß er zur Gattung Mensch gehörte.
    »Meine Güte!« wiederholte Mumm. »Und
er
hat ein Wappen?«
    »Sogar ein besonders gutes.«
    »Oh.«
    Bisher hatte Mumm überhaupt keinen Wert auf ein Wappen gelegt. Noch vor einer Stunde wäre er bereit gewesen, den vereinbarten Termin unter irgendeinem Vorwand abzusagen. Aber

Weitere Kostenlose Bücher