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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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im Spiel zu sein. So gab es in Ankh-Morpork noch immer königliche Rituale. Einige Alte bekamen ein paar Cent pro Woche für längst bedeutungslos gewordene Positionen, zum Beispiel der »Bewahrer der Königlichen Schlüssel« oder der »Hüter der Kronjuwelen«, obwohl es weder Schlüssel noch Juwelen gab.
    Mumm verglich das Königliche mit Löwenzahn. Ganz gleich, wie viele Köpfe man abhackte, die Wurzeln blieben tief unter der Erde, bereit zu neuem Wachstum.
    Es schien eine chronische Krankheit zu sein. Offenbar hatten selbst sehr intelligente Personen irgendwo einen blinden Fleck in ihrem Gehirn, auf dem geschrieben stand: »Könige – eigentlich gar keine schlechte Idee.« Wer auch immer für die Erschaffung der Menschheit verantwortlich war, ihm war ein gravierender Fehler in der Grundkonstruktion unterlaufen: die menschliche Tendenz, sich tief zu verbeugen und auf die Knie zu sinken.
    Es klopfte an der Tür. Eigentlich sollte solch ein Klopfen nicht verstohlen klingen können, doch
dieses
Klopfen brachte das fertig. Es zeichnete sich durch besondere Schwingungen aus, die folgende subtile Botschaft vermittelten: Wenn niemand reagierte, würde der Anklopfende die Tür öffnen, sich ins Zimmer schleichen, alle Zigaretten stibitzen, die zufällig herumlagen, und einen Schluck aus den Flaschen nehmen, die Alkohol enthielten. Es bestand allerdings nicht die Gefahr, daß er ein richtiges
Verbrechen
verübte, denn er war nicht kriminell, zumindest nicht, was die Fähigkeit anging, eine entsprechende moralische Entscheidung zu treffen. In seinem Fall hatte die Kriminalität nichts mit Ethik zu tun, sondern gehörte zur Gestalt wie die Durchtriebenheit zum Wiesel. Diese Eigenschaften waren »eingebaut«.
    Mumm atmete tief durch. »Komm herein, Nobby.«
    Korporal Nobbs schlich ins Zimmer. Auch das war Teil seiner speziellen Talente. Er schien immer zu schleichen, selbst wenn er ganz normal ging.
    Er salutierte umständlich.
    Eine Aura der Unveränderlichkeit umgab Korporal Nobbs, fand Mumm. Selbst Colon paßte sich dem Wandel bei der Stadtwache von Ankh-Morpork an, doch Korporal Nobbs blieb er selbst. Ganz gleich, was man mit ihm anstellte, ein fundamentaler Aspekt von Nobbs Wesen blieb
Nobby.
    »Nobby…«
    »Ja, Herr Kommandeur?«
    »Äh… setz dich, Nobby.«
    Argwohn erwachte in Korporal Nobbs. Eine gewöhnliche Standpauke begann anders.
    »Äh…, Fred meinte, du wolltest mich sprechen, wegen des Dienstes…«
    »Ich wollte dich sprechen? Tatsächlich? Oh, ja. An wie vielen Beerdigungen deiner Großmütter hast du
wirklich
teilgenommen?«
    »Äh… an drei…«, erwiderte Nobbs voller Unbehagen.
    »Drei?«
    »Wie sich herausstellte, war Oma Nobbs beim erstenmal nicht richtig tot.«
    »Warum hast du so oft gefehlt?«
    »Darüber spreche ich nicht gern, Herr Kommandeur…«
    »Wieso nicht?«
    »Weil du dann bestimmt sauer wirst.«
    »Sauer?«
    »Du könntest sogar durchdrehen, Herr Kommandeur.«
    »Ich
könnte,
Nobby.« Mumm seufzte. »Aber wenn du mir
nichts
sagst, kriege ich
ganz bestimmt
einen Wutanfall.«
    »Nun, die Sache ist… äh… Es geht um die Dreihundertjahrfeier im kommenden Jahr…«
    »Ja?«
    Nobby befeuchtete sich die Lippen. »Ich wollte nicht um Sonderurlaub bitten. Fred meinte, du seist da ein bißchen empfindlich und so. Aber… du weißt ja, daß ich zu einer Theatergruppe gehöre…«
    Mumm nickte. »Zu den Narren, die sich verkleiden und alte Schlachten mit stumpfen Schwertern wiederholen.«
    »Du meinst die historische Freizeitgesellschaft von Ankh-Morpork, Herr Kommandeur«, erwiderte Nobby ein wenig vorwurfsvoll.
    »Ja, genau die meine ich.«
    »Nun, für die Feier führen wir noch einmal die Schlacht um Ankh-Morpork auf. Was zusätzliche Proben verlangt.«
    »Oh, ich verstehe.« Mumm nickte langsam. »Du bist mit einer Blechpieke auf und ab marschiert während der regulären Dienstzeit.«
    »Äh… nicht ganz, Herr Mumm. Äh… um ehrlich zu sein, bin ich auf einem weißen Pferd auf und ab geritten…«
    »Ach? Spielst einen General, wie?«
    »Äh… etwas mehr als einen General…«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    Nobbys Adamsapfel tanzte nervös auf und ab. »Ich spiele den König Lorenzo. Äh…, du weißt schon, jenen König, den dein… äh…«
    Die Zimmertemperatur schien um mindestens zehn Grad zu sinken.
    »
Du…
schlüpfst in die Rolle von…«, begann Mumm und schälte jedes Wort wie eine Frucht des Zorns.
    »Ich wußte, daß du sauer wirst«, klagte Nobby. »Das sagte auch Fred

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