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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ring überließ er mir, als er im Sterbebett lag«, erklärte Nobby. »Nun, wenn ich von ›überlassen‹ spreche…«
    »Hat dein Vater etwas gesagt?«
    »Oh, ja. Er sagte: ›Gib ihn mir zurück, du kleiner Mistkerl!‹ Weißt du, er trug den Ring an einer Schnur um den Hals, so wie ich. Normalerweise hätte ich ihn längst verscherbelt, aber nur er erinnert mich an meinen Vater. Und die Schmerzen im Ellenbogen.«
    Mumm nahm den Ring und versuchte, den Schmutz abzureiben. Es war ein Siegelring. Doch hohes Alter, Abnutzung und die Nähe von Nobbs’ Körper hatten dafür gesorgt, daß das Siegel kaum mehr zu erkennen war.
    »Du hast ein Wappen, Nobby.«
    »Und es ist nicht gestohlen, das kannst du mir glauben«, erwiderte der Korporal.
    Mumm seufzte. Er war ehrlich – das war schon immer einer seiner größten Charakterfehler.
    »Schau gelegentlich mal bei den Wappenherolden in der Mumpitzstraße vorbei«, sagte er. »Nimm diesen Ring mit und sage, daß ich dich geschickt habe.«
    »Äh…«
    »Keine Sorge, Nobby. Du gerätst dadurch nicht in Schwierigkeiten. Zumindest nicht in die üblichen.«
    »Wie du meinst, Herr Kommandeur.«
    »Und nenn mich nicht dauernd ›Kommandeur‹.«
    »Ja, Kommandeur.«
    Als Nobby gegangen war, griff Mumm hinter den Schreibtisch und holte eine vergilbte Ausgabe von
Twurps Adelsstände
hervor. Für ihn war es ein Handbuch der kriminellen Klassen. Die Bewohner der Elendsviertel waren darin nicht aufgeführt, wohl aber ihre Hausherren. Es galt als sicheres Zeichen von Kriminalität, in einem Slum zu wohnen, doch der
Eigentümer
einer ganzen Barackenstraße wurde zu allen wichtigen gesellschaftlichen Anlässen eingeladen.
    Twurps Werk erlebte neuerdings fast jede Woche eine neue Auflage. Zumindest in diesem Punkt hatte Drachenkönig recht: Die Bürger von Ankh-Morpork waren offenbar sehr bestrebt, sich mit irgendwelchen Wappen zu schmücken.
    Mumm sah unter »de Nobbes« nach.
    Er fand tatsächlich ein Wappen. Der Schild wurde von zwei Geschöpfen gehalten: von einem Nilpferd (vermutlich eins der königlichen Flußpferde von Ankh-Morpork und somit ein Vorfahr von Roderick und Kimbert) und von einer Art Stier, dessen Schnauze eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gesicht von Nobby hatte und der ein Henkelkreuz hielt – vermutlich ein gestohlenes, denn es war immerhin das Nobbs-Wappen. Der Schild war rot und grün und zeigte einen Sparren mit fünf Äpfeln. In welchem Zusammenhang die Äpfel mit der Kriegführung standen, blieb ein Rätsel. Vielleicht symbolisierten sie irgendein seltsames Wortspiel, über das sich die Wappenherolde so sehr amüsiert hatten, daß sie sich tagelang auf die Schenkel klopften. Wenn sich Drachenkönig allerdings zu sehr auf die Schenkel klopfte, fielen ihm vielleicht die Beine ab.
    Eigentlich war es gar nicht so schwierig, sich einen adligen Nobbs vorzustellen. Nobby machte nur den Fehler, in zu kleinen Bahnen zu denken. Er
schlich
sich an irgendwelche Orte, um dort eigentlich wertlose Dinge zu klauen. Wenn er statt dessen auf Kontinenten herumspazierte, ganze Städte raubte und dabei viele Bewohner niedermetzelte… dann würde er wahrscheinlich als Säule der Gesellschaft gelten.
    Der Eintrag »Mumm« fehlte in dem Buch.

Ich-dulde-keine-Ungerechtigkeit-Mumm war nie eine Säule der Gesellschaft. Er hat einen König getötet, mit seinen eigenen Händen. Es war notwendig, aber die Gesellschaft – was auch immer sie sein mag – hält nicht viel von Leuten, die erforderliche Maßnahmen ergreifen und die Wahrheit laut aussprechen. Zugegeben, Steingesicht hat auch einige andere Personen hingerichtet, aber die Stadt war damals in einem lausigen Zustand. Sie hatte einige Kriege hinter sich, gehörte praktisch zum klatschianischen Reich. Manchmal braucht man jemanden, der hart durchgreift. Manchmal benötigt der Patient namens Geschichte einen Chirurgen. Eine Axt hat etwas Endgültiges. Doch wenn man einen König tötet, wird man sofort zu einem Königsmörder. Obwohl es überhaupt keine Angewohnheit oder gar ein Laster ist…
    Mumm hatte das Tagebuch des alten Steingesichts in der Bibliothek der Unsichtbaren Universität gefunden. Der Mann hatte hart durchgegriffen, kein Zweifel, aber es waren auch harte Zeiten gewesen. Er hatte folgende Worte geschrieben: »Das Feuer des Kampfes sollige uns backen neue Menschen, die nicht glaubet an alte Lügen.« Doch die alten Lügen hatten letztendlich den Sieg errungen.
    Er sagte zu den Leuten: Ihr seid frei. Und sie riefen

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