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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kobold die Einstel ung der Linsen veränder-
    te. Anschließend waren wieder Pinselstriche zu hören.
    Ein zweites, noch feuchtes Bild glitt durch den Schlitz. Es zeigte eine
    schwarze Scheibe.
    Und noch etwas mehr.
    Grinsi sah ganz genau hin. Ja, er hatte sich nicht getäuscht. Im Zen-
    trum der Pupille war tatsächlich etwas…
    Er klopfte an den Kasten.
    »Ja, Herr kranker Zwerg?« fragte der Kobold.
    »Die Mitte. So groß wie möglich, herzlichen Dank.«
    Grinsi hörte Detritus im Nebenzimmer umherstapfen.
    Das dritte Bild rutschte aus dem Kasten, unmittelbar darauf öffnete
    sich die Klappe. »Das wär’s. Ich habe keine schwarze Farbe mehr.«
    Das Bild war schwarz – abgesehen von einem kleinen Fleck im Zen-
    trum.
    Die Tür zur Treppe öffnete sich plötzlich, und Obergefreiter Besuch
    kam herein. Ihm blieb gar keine Wahl: Eine kleine Menge hinter ihm
    schob ihn ins Zimmer. Grinsi ließ das Bild schnell in der Tasche ver-
    schwinden.
    »Es ist unerhört!« ereiferte sich ein kleiner Mann mit langem schwar-
    zem Bart. »Wir verlangen, daß man uns hereinläßt! Wer bist du, junger Mann?«
    »Ich bin Gri… Korporal Kleinpo«, sagte Grinsi. »Und ich habe eine
    Dienstmarke, hier, sieh nur…«
    »Nun, Korporal «, sagte der Mann, » ich bin Wengel Riedelgut, und in unserer Gemeinde genieße ich hohes Ansehen. Ich verlange, daß du uns den Leichnam von Pater Tubelcek überlaßt, und zwar sofort !«
    »Wir… äh… versuchen herauszufinden, wer ihn umgebracht hat«, er-
    widerte Grinsi.
    Hinter dem Zwerg bewegte sich etwas, und die Gesichter vor ihm
    wirkten plötzlich besorgt. Er drehte sich um und sah Detritus in der Tür
    des Nebenzimmers.
    »Alles in Ordnung ist?« fragte der Troll.
    Der Wache ging es inzwischen auch in finanzieller Hinsicht besser,
    deshalb trug Detritus nicht mehr die für einen Elefanten bestimmte
    Kampfrüstung, sondern einen richtigen Brustharnisch. Der Waffen-
    schmied hatte versucht, dem Metal das Aussehen von Muskeln zu ver-
    leihen, doch bei Detritus hätte er sich diese Mühe sparen können. Des-
    sen tatsächliche Muskeln wirkten weitaus beeindruckender.
    »Es irgendwelche Probleme gibt?« fragte er.
    Die Leute wichen zurück.
    »Ganz und gar nicht, Wachtmeister«, versicherte Wengel Riedelgut.
    »Äh… du bist nur so plötzlich vor uns aufgeragt…«
    »Ich ein natürlicher Aufrager bin«, erwiderte Detritus. »Ich rage auf
    immer, manchmal auch ganz plötzlich. Es also wirklich nicht gibt
    Schwierigkeiten?«
    »Nein, nein, überhaupt keine.«
    »Das mit Problemen und Schwierigkeiten seltsam ist«, verkündete De-
    tritus. »Wenn ich halte danach Ausschau, die Leute immer meinen, alles
    in bester Ordnung sein.«
    Herr Riedelgut straffte seine Gestalt.
    »Wir möchten die Leiche von Pater Tubelcek mitnehmen, um ihn zu
    begraben«, sagte er.
    Detritus wandte sich an Grinsi Kleinpo. »Du mit allem fertig?«
    »Ich denke schon…«
    »Er tot?«
    »O ja.«
    »Er sich davon erholen könnte?«
    »Vom Tod? Das wage ich zu bezweifeln.«
    »Na gut. Dann ihr dürft ihn mitnehmen.«
    Die beiden Wächter wichen beiseite, als die Leute den Leichnam
    hochhoben und forttrugen.
    »Warum du gemacht hast Bilder von dem Toten?« fragte Detritus.
    »Nun… äh… vielleicht müssen wir später wissen, wie er gelegen hat.«
    Detritus nickte verstehend. »Auf dem Boden er gelegen hat, oder? Und
    er gewesen frommer Mann?«
    Kleinpo holte das Foto hervor und betrachtete es noch einmal. Es war
    fast schwarz. Aber in der Mitte…
    Ein weiterer Wächter erschien am unteren Ende der Treppe. »Ist hier
    jemand namens…« Der Mann kicherte leise. »… Grinsi Kleinpo?«
    »Ja«, erwiderte Kleinpo düster.
    »Nun, Kommandeur Mumm läßt dir ausrichten, daß du sofort zum Pa-
    last des Patriziers kommen sollst, klar?«
    »He, du da sprichst mit Korporal Kleinpo«, grollte Detritus.
    »Schon gut«, sagte Grinsi. »Schlimmer kann’s eigentlich nicht werden.«

    Gerüchte sind so fein und sorgfältig destillierte Informationen, daß sie
    al es durchdringen können. Sie brauchen keine Türen oder Fenster,
    manchmal nicht einmal Personen. Sie führen ein freies, wildes Leben,
    springen von Ohr zu Ohr, ohne jemals die Lippen zu berühren.
    Die Sache war bereits bekannt geworden. Sam Mumm stand am hohen
    Fenster des Schlafzimmers von Lord Vetinari und beobachtete, wie sich
    Leute vor dem großen Gebäude einfanden. Es war kein Mob, nicht ein-
    mal eine Menge. Doch die Brownsche Bewegung der Straßen trieb im-
    mer

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